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Panorama-Aufnahme Wegberg mit Burg Wegberg, Forum, Wegberger Mühle, Rathaus und Pfarrkirche St. Peter & Paul, Foto: Heinen
Gliederung:
> Ausstattung
... in Bearbeitung
Wegberger Ortsteile - Rath-Anhoven
Kirchliche Einrichtungen in der Pfarre
Rath-Anhoven
Katholische Pfarrkirche St. Rochus
heute Filialkirche der Pfarrei St. Martin Wegberg
Kurzbeschreibung
Lage: Ortsmitte, Rather Straße
Baujahr: 1830
Denkmalliste Wegberg Nr. 74
Tag der Eintragung: 1. Feb. 1985
Denkmalbeschreibung:
Spätklassizistische Hallenkirche mit Tonnengewölbe über dem Mittelschiff und über dem Chor aus dem Jahre 1830. Spätere Anbauten und ein Turm aus dem Jahre 1888 haben das Äußere in seinem Ursprung verändert.
Das Äußere ist in Backstein gemauert. Von älteren Ausstattungen sind u. a. Reliefs, der Kreuzweg sowie einige Figuren, u. a. eine gotische Barbara und eine Katharina, heute noch erhalten. Ornamentale Glasscheiben befinden sich in den Fenstern.
Wissenswertes zur Baugeschichte der Pfarrkirche
Die im Jahre 1717 erbaute, kleine St. Rochuskapelle stürzte 1747 ein. Sie wurde durch einen Neubau ersetzt. Durch die steigende Bevölkerungszahl wurde diese Kapelle im Laufe der Jahre für die Ortschaften Rath, Anhoven und Buchholz zu klein (1). Man kam schließlich zu der Ansicht, das nur ein Neubau einer größeren Kirche Abhilfe schaffen konnte.
> Weitere Geschichte(n) über die Rochus-Kapelle und den Bau der St. Rochus-Kirche sowie über die Geschichte der Pfarre, im Besonderen über die Hintergründe der Ablösung der Pfarre Rath von der Mutterkirche Beeck erzählt "Das Rochus-Kapellchen in Rath-Anhoven".
Drei Kartenausschnitte in Überblendung:
> Bürgermeisterkarte von 1825: die Parzelle 625 ist die Ackerfläche des Johann Josef Esser
> Flurkarte mit Kirchengebäude
> heutige Darstellung bei tim-online
Drei Flurkarten in Überblendung
Nachdem die Einigung mit der Mutterkirche in Beeck erzielt war, sagte der Erkelenzer Johann Josef Esser ein 3 Morgen, 111 Ruthen, 90 Fuß großes Grundstück für den Kirchenbau kostenlos zu. Man wandte sich an den Kreisbaumeister, um einen Kirchenbauplan anfertigen zu lassen. Durch die rege Bautätigkeit im Erkelenzer Raum war dieser jedoch nicht in der Lage, die Zeichnung kurzfristig zu entwerfen. Deshalb beauftragte man den Horster Baumeister Matthias Klein mit der Ausführung einer dreischiffigen Hallenkirche. (2)
Wie Pappert (1978) in seiner Untersuchung von 81 Kirchenbaumaßnahmen des 19. Jahrhunderts im Gebiet des heutigen Kreises Heinsberg feststellt, ist "die Nachwirkung der sogenannten "Revolutionsarchitektur" mit Reduzierung auf die ewig gültigen geometrischen wie stereometrischen "Urformen" feststellbar." Er nennt hierbei den o.g. Klein als typischen Baumeister der Epoche, schränkt aber ein, dass über Matthias Klein "nur spärliches Informationsmaterial" vorläge und schreibt weiter:
Pappert betont in seiner Zusammenfassung allerdings, dass "alle klassizistischen Baumaßnahmen nachweisbar unter schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen entstanden sind."Im Jahre 1835 teilte Baumeister Walger der Regierung in Düsseldorf mit, "daß der Baukondukteur Matthias Klein aus Horst bei Schelsen die Bauleitung für die Pfarrkirche Kelzenburg übernommen hätte. Die Baupläne hierzu hatte Adolph von Vadeges gezeichnet.""Aus dieser Notiz geht hervor, daß die Bauten von Vadeges Matthias Klein nicht unbekannt sein konnten. Der Rath-Anhovener Kirchenbau beweist jedoch, das er nicht an deren Großartigkeit anzuknüpfen vermochte. Klein bediente sich bei diesem Bauwerk eines einfachen Formenrepertoires, bei dem allein die Deckenkonstruktion mit den flachgedeckten Nebenschiffen und der Halbtonne des Hauptschiffes hervorstachen.""Ein stilistischer Fehlgriff unterlief Klein in Rath-Anhoven mit der Gestaltung eines Treppengiebels für ein klassisches Bauwerk."
So ist zum Beispiel in der Pfarrchronik zu lesen, dass Matthias Klein den Wünschen der Gemeindevertretung sehr entgegenkam. In den beigefügten Erläuterungen zum Kostenanschlag bemerkte er:
"... Beim Entwurf dieses Gebäudes ist nicht nur auf die billigen Wünsche, sondern sehr noch auf die Geringen Mittel der Gemeinde genommen. Es ist daher der architektonische Schmuck weggelassen." (1)
Als Baumittel standen zumeist nur geringe Beträge aus freiwilligen Spenden usw. zur Verfügung.
"Den Großteil der Baugelder beschafften die betreffenden Gemeinden durch Anleihen, die durch Steuerumlagen von den Bügern zurückerstattet werden mußten. Die Pfarrangehörigen konnten erhebliche Geldsummen dadurch einsparen, daß sie alle anfallenden Hand- und Spanndienste selbst tätigten bzw. tätigen mußten."
Am 29.01.1830 erteilte die Königliche Regierung in Aachen die staatliche Genehmigung (*), der am 09.03.1830 die kirchliche Bauerlaubnis folgte (2).
Die Bauarbeiten, bei denen die Bewohner eifrig Hand- und Spanndienste leisteten, gingen zügig voran, und schon am 13.10.1830 war das Mauerwerk hochgezogen. Am 16.11. desselben Jahres schritt man zur Einweihung, die von Pfarrer Ploum aus Wegberg, Vikar Mühlen zu Rath und Kaplan Frieten aus Dalheim durchgeführt wurde.
Für den noch fehlenden Kirchturm wurde 1833 das Holz beschafft und am 07.03.1834 waren die letzten Arbeiten beendet (4).
Im Jahre 1926 wurden die Pliesterdecken der Kirchenschiffe wegen fortwährender Reparaturen ersetzt.
Im Jahre 1927 sind die beiden Anbauten an den Seitenschiffen als Windfänge angebaut worden. Am Turm wurden zwei Rundbogenfenster zugemauert.
Quellenangaben:
Albert-Josef Pappert (1978) Die Kirchenbauten des 19. Jahrhunderts im Kreis Heinsberg. Dissertation.
(1) Pfarrchronik Rath-Anhoven, o.J.
(2) St. A. D. Reg. Aa. Nr. 21388
(3) BDA Rath-Anhoven, GVO 1d, I 12299
(4) Gerhard Evertz (1962) Die Geschichte der Pfarreien Beeck und Rath, Wegberg, S. 215
St. Rochus - Grundriss, Abb. 83 (Pappert, S. 443)
St. Rochus, Grundriss, Abb. 84 (Pappert, S. 444)
Baukosten und Finanzierung
In der Pfarrchronik findet sich eine ausführliche und detaillierte Beschreibung der entstandenen Baukosten. Diese wurden von den Einwohnern von Rath, Anhoven und Buchholz als freiwillige Gaben in Höhe von 1.500 Talern aufgebracht. Von der Priorin des Karmeliterklosters in Düsseldorf wurde am 21.11.1831 die Summe von 769 Talers gespendet.
Desweiteren enthält die Pfarrchronik eine detaillierte Aufstellung von Diensten und Materialien, die unentgeltlich geliefert wurden.
1. Hand- und Spanndienste
2. Ziegelsteine, Kalk, Sand, Holz, Glas
3. Altäre, Kommunionbank
4. Quartier und Kost für alle Bauhandwerker
Die Baukosten lauteten: T Sg Pfg
1. Maurerarbeiten 345 7 8
2. Hausteinarbeiten 449 4 3
3. Stukkateurarbeit 59 6 -
4. Zimmerarbeit 362 6 2
5. Schreinerarbeit 105 14 2
6. Glaser- und Anstreicharbeit 71 28 6
7. Dachdeckerarbeit 448 6 6
8. Schmiede- und Schlosserarbeit 141 20 -
9. Sonstiges 66 27 1
2.049 28 28
Baubeschreibung (von Pappert, 1978, S. 163)
Dreischiffiger, klassizistischer Backsteinbaukörper mit eingeschnürtem Chor und vorgesetztem Ostturm; zweigeschossiger Sakristeianbau am Chorscheitel.
Innenbau:
Die vollständige Baubeschreibung von Albert-Josef Pappert können Sie nachlesen in seiner Dissertation (1978) Die Kirchenbauten des 19. Jahrhunderts im Kreis Heinsberg
Quellenangaben:
Albert-Josef Pappert (1978) Die Kirchenbauten des 19. Jahrhunderts im Kreis Heinsberg. Dissertation.
(1) Pfarrchronik Rath-Anhoven, o.J.
(2) St. A. D. Reg. Aa. Nr. 21388
(3) BDA Rath-Anhoven, GVO 1d, I 12299
(4) Gerhard Evertz (1962) Die Geschichte der Pfarreien Beeck und Rath, Wegberg, S. 215
Kirchenfenster
Über die Kirchenfenster von St. Rochus liegen keine Unterlagen im Pfarrarchiv vor.
Abbildungen und Informationen zu den Fenstern finden Sie bei der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V. mit Sitz in Mönchengladbach. Dieser Zentrum für die Dokumentation und Erforschung der Glasmalerei wurde 1993 durch das Ehepaar Dipl.-Ing. Ernst und Dr. Annette Jansen-Winkeln gegründet mit dem Ziel, die Glasmalerei vornehmlich des 20. Jahrhunderts zu sammeln, zu dokumentieren, zu präsentieren und wissenschaftlich aufzuarbeiten.
Fenster im Chor (08)
Ornament aus Kreis, Vierpass, Rombus mit stilisierten Blättern
Antikglas / Blei / Schwarzlot / Schmelzfarben
In den Medaillons Bildnisse von St. Robert und Maria
gestiftet von Robert Gehlen
Fenster im Chor (09)
Ornament aus Kreis, Vierpass, Rombus mit stilisierten Blumen und Weinreben.
Antikglas / Blei / Schwarzlot / Schmelzfarben
In den Medaillons Bildnisse von St. Hermann Joseph von Steinfeld und St. Coelestin
gestiftet von Hermann Josef Heinen
Fenster im Chor (10)
Ornament aus Kreis, Vierpass, Rombus mit stilisierten Blumen und Weinreben.
Antikglas / Blei / Schwarzlot / Schmelzfarben
In den Medaillons Bildnisse von St. Werner und Sybilla
gestiftet von Werner Jansen
Fenster im Chor (11)
Ornament aus Kreis, Vierpass, Rombus mit stilisierten Blättern.
Antikglas / Blei / Schwarzlot / Schmelzfarben
In den Medaillons Bildnisse von St. Hermann und St. Franziska.
Gestiftet von Hermann-Josef Kiggen
Modernisierungen & Restaurierungsarbeiten
Das Innere der Kirche hat viele Umgestaltungen erfahren, wie auf den folgenden Bildern zu sehen ist.
Innenansicht der Kirche, bis 1920 (Repro)
Innenansicht der Kirche, 1920 bis 1950 (Repro)
Modernisierung 1951/52
Bei der Visitation im Jahre 1951 hatte der Bischof zum Ausdruck gebracht, dass die Kirche einen neuen Anstrich vertragen könne. Dem Maler Josef Kuchen aus Neuß wurde die künstlerische Leitung übertragen. An Stelle der Buntheit wurde der Kirchenraum mit einem hellen, einfachen Anstrich versehen. Auch die Altäre wurden umgestaltet und die Aufbauten abgesägt.
Die Kreuzigungsgruppe, die auf dem Altar stand, wurde an der Altarwand angebracht und beherrscht die Kirche. Die zwei Wandgemälde, die seitlich die zwei Nebenaltäre zierten, hatten folgenden Sinn: Die Schutzmantelmadonna auf der Frauenseite breitet ihren Mantel aus über die Pfarrkirche, die für das ganze Dorf steht. Auf der Männerseite stand der hl. Rochus, der Pfarrpatron.
Die Gesamtkosten der Moderisierung beliefen sich auf 6.000,- DM.
Die beiden Gemälde wurden im Zusammenhang mit der Renovierung 1975 übermalt.
(Kirchengeschichte der Pfarre St. Rochus Rath-Anhoven, 1830-1980, S. 37)
Innenansicht der Kirche 1952
Weitere Renovierungen
Der Zustand der Kirche im April 2023 (s.Fotos) entstand nach umfangreichen Renovierungsarbeiten in der 80er Jahren. Zunächst wurden mit großem finanziellen Aufwand die vier Chorfenster renoviert und mit einer Schutzverglasung versehen. Vom Kirchenmaler Johann von Kannen wurden das „Lamm Gottes“, die „Dreifaltigkeit“ und die „Emmaus Jünger“ gestaltet. Die Kreuzigungsgruppe fand am linken Seitenaltar und die Pieta am rechten Seitenaltar zusammen mit dem Taufstein einen neuen Platz. Für den neuen Altar wurde ein Retabel aus dem Bistumsmagazin im Kloster Wenau übernommen. Dieser Altaraufsatz stammte ursprünglich aus der Marienkirche zu Monschau. Ferner wurde ein neues Lesepult aufgestellt, in welches der noch vorhandene Adler von der früheren Kanzel mit einbezogen wurde. Das Erdbeben im Jahre 1992 hinterließ, Gott sei Dank, nur leichte Schäden.
Innenansicht der Kirche April 2023
Innenansicht der Kirche April 2023
Innenansicht der Kirche April 2023
Innenansicht der Kirche April 2023
Innenansicht der Kirche April 2023
Innenansicht der Kirche April 2023
Innenansicht der Kirche April 2023
Kreuzigungsgruppe über dem linken Seitenaltar, April 2023
Lesepult mit Motiv "Adler und Schlange", April 2023
Pietà auf dem rechten Seitenaltar, April 2023
St. Rochus Rath-Anhoven, nach der Renovierung in 2024, Foto: Heinen, Weihnachten 2024
Ausstattung:
Glocken, Altäre, Orgel, Kreuzweg, Kunstwerke, Bodenfliesen
Die Glocken
Die erste Rather Kirchenglocke war die Marienglocke und stammte aus dem Jahr 1843. Die Übersetzung der Inschrift lautete: „Als Errichter und Stifter dieser Kirche ließen mich die Pfarrkinder aus Rath anfertigen 1843. Caulard, Vater und Sohn, Glockengießer zu Lüttich, Maria mein Name“.
Evertz vermutet, dass „mit dieser Glocke … eine zweite gegossen und geweiht worden zu sein, welche aber nach einigen Jahren zersprang und umgegossen wurde.“ (S. 231). Dies belegt die Inschrift auf der großen Rochus-Glocke. Diese wurde im Jahr 1849 geweiht. Die Übersetzung der Inschrift lautet: „ Rochus ist mein Name. Die Pfarrkinder aus Rath als Errichter dieser Kirche ließen mich 1843 anfertigen und mich, die zersprungene, 1849 erneuern.
Beide Glocken mussten im 1. Weltkrieg für Rüstungszwecke abgegeben werden. Im Jahre 1921 wurden zwei neue Glocken angeschafft. Die kleine Glocke trägt die Inschrift: „Ich rufe die Lebenden, beweine die Toten, breche die Blitze.“ Die große Glocke trägt die Inschrift: „Des Menschen Leben ist ein Kriegsdienst auf Erden.“
Auch diese Glocken mussten im 2. Weltkrieg abgegeben werden. Sie kamen im Jahre 1949 unversehrt wieder nach Rath zurück.
Altäre
Mit der Ausstattung der Kirche wurde der Maler Loveis aus Dremmen beauftragt, der die Altäre, Kommunionbank, Predigtstuhl, Beichtstühle und Chorstühle herstellte. Während der Ausführung wurde bekannt, dass in Dremmen noch ein Altar aus der alten Kirche vorhanden sei, der für 22 Taler gekauft wurde und dann als Hochaltar diente. Diese Arbeiten waren bis 1840 fertiggestellt. Der erste Hochaltar wurde ins linke Seitenschiff gestellt, der Altar aus der Kapelle kam an die rechte Seite, wo ursprünglich auch der Taufstein stand.
Die Orgel
St. Rochus - Innenansicht mit der in 2024 restaurierten Orgel, Foto: Heinen, Weihnachten 2024
Zur Historie der Orgel
Die erste Orgel in Rath stammt aus dem Jahr 1840. Sie wurde vom Orgelbauer Wilhelm Koulen (1801-1885) gebaut, der seine Werkstatt in Waldfeucht betrieb. Die Orgel verfügte über ein Manual und 10 Register.
Die Summe von 600 Talern wurde durch Spenden der Gläubigen aufgebracht. Zu Pfingsten 1840 wurde sie zum ersten Male gespielt.
Gerhard Evertz zitiert in seiner "Geschichte der Pfarren Rath und Beeck" aus einer alten Chronik: „Aus den Augen der Pfarrgenossen rannen Tränen der Freude.“ und weiter: "Sie dankten Gott und freuten sich, zur Verherrlichung Gottes und seines Dienstes dieses Werk zustande gebracht zu haben." sowie: "Die Orgel wurde von dem Organisten und Musiklehrer Schreibert zu Erkelenz und dem Dechanten Winzen zu Dalen geprüft und für gut befunden."
1911 wurde diese Orgel durch den Orgelbauer Edmund Fabritius aus Kaiserswerth umgebaut und um ein zweites Manual und und ggfs. Pedal erweitert. Es erfolgte eine Umstellung auf pneumatische Traktur.
Edmund Fabritius (1834-1914) stammte aus einer Orgelbaufamilie in Grevenbroich und ist der Urenkel von Johann Adam Fabritius, der um 1740 eine eigene Werkstatt gründete. Edmund ließ sich 1864 in Kaiserswerth nieder und gehörte bald zu den führenden Familien im Rheinland.
Im Jahr 1957 versagt die Orgel ihren Dienst. Die Beschaffung einer neuen stellte die Rather vor große finanzielle Belastungen. Richard Hortmanns stiftete hierfür 4 1/2 Morgen Land, was einen Verkaufserlös von 21.000 DM erbrachte.
Beauftragt wurde der Orgelbauer Hans Klais aus Bonn. Dieser gestaltete den Neubau unter Verwendung des alten Gehäuses. Möglicherweise wurde auch die alte Windlade verwendet. Die neue Orgel hat 2 Manuale und 18 Register und wird in der Opusliste der Firma unter der Nummer 1159 aufgeführt. Die Kosten betrugen 39.100 DM. Der über den Stiftungserlös hinausgehenden Betrag wurde von den Rathern gespendet
Zu Weihnachten 1958 ertönte die neue Orgel zu ersten Mal. Die Orgelweihe erfolgte im Februar 1959 durch Ehrendomherr Scharrenbroich. Professor Rehmann und Domorganist Voß, beide aus Aachen, sowie Organist Weber aus Dortmund, der die Orgel einspielte, bezeichneten die Orgel als ein Meisterwerk.
Am 2. November 1960 wurde vom WDR eine Aufnahme gemacht. Es spielte Domorganist Herbert Voß. Die Orgel war ausgewählt worden, da nur wenige Orgeln funkreif waren.
1976 wurde die Orgel general überholt.
1982 wurden 117 Pfeifen gestohlen. Diese wurden im Jahr 1983 durch Orgelbau Weimbs ersetzt. Die Firma wurde 1927 von Josef Weimbs d. Ä. (1886–1949) mit einer eigenen Werkstatt in Hellenthal gegründet. Laut Firmengeschichte war er zuvor als Werkmeister bei der Firma Fabritius in Kaiserswerth beschäftigt. 1951 übernahm Sohn Josef Weimbs d. J. (1916–2005) den Betrieb. Wie bereits vor dem Krieg wurden zunächst Orgeln mit elektrischen Trakturen im damaligen Zeitgeschmack gebaut.
Im Jahre 2000 wurde eine Überholung nebst Reinigung der Orgel durch die Firma Heinz Wilbrand aus Übach-Palenberg durchgeführt.
In 2023/2024 führt die Firma Martin Scholz Orgelbau umfangreiche Wartungs- und Restaurierungsarbeiten durch. Die Firma aus Mönchengladbach hat auch die neue Orgel für St. Lambertus in Erkelenz gebaut, die am 07.08.2022 geweiht wurde.
Viele Informationen zu diesen Erläuterungen verdanke ich den Mitarbeiter*innen Lea Wuttke-Dichter und Tobias Mesteron.
Die Orgel aus dem Jahre
Kunstwerke in der Kirche
Die beiden herausragenden Kunstwerke in der Kirche sind 2 Heiligenfiguren. Hierüber war in der Erkelenzer Volkszeitung am 18. November 1961 folgender Artikel zu lesen:
„Der bevorstehende Namenstag der „heiligen Mädchen“ Katharina und Barbara am 25. November bzw. 4. Dezember lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Pfarrkirche St. Rochus in Rath-Anhoven, denn diese klassizistische Kirche (1830) bewahrt in ihrer Turmhalle zwei künstlerisch bedeutende, spätgotische Eichenholzstatuen der beiden volkstümlichen Heiligen. Dabei überraschen weniger Qualität und Alter der Figuren als vielmehr ihre auffällige Stilähnlichkeit und Harmonie im Gesamtaufbau wie im Detail Eine derartige Ähnlichkeit gibt es kein zweites Mal im Erkelenzer Land.“ (zitiert nach Evertz, S. 196 ff.)
Die Heilige Katharina von Alexandria (25. Nov.) mit den Attributen zerbrochenes Rad und Schwert
Die Heilige Barbara (4. Dez.),
mit den Attributen Turm und den 3 Fenstern als Symbol für die Dreifaltigkeit
mit den Attributen Turm und den 3 Fenstern als Symbol für die Dreifaltigkeit
Die beiden Kunstwerke stammen ohne Zweifel aus einer Hand. Wie sie nach Rath gekommen sind ist unklar. Evertz vermutet, dass sie aus der Pfarrkirche Beeck stammen, die über einen reichen Bestand an Bildwerken verfügte. Ihre künstlerische Herkunft und der Zeitpunkt ihrer Entstehung lassen sich leichter umreißen. Evertz ordnet sie einer Gruppe maasländischer Bildschnitzer des 15./16. Jahrhunderts zu, deren Werke über die Rur hinweg bis in das Erkelenzer Land Verbreitung fanden. Evertz beschreibt sie wie folgt (S. 198):
„Beide Figuren sind vollplastisch geschnitzt, im Rücken jedoch nur etwas angelegt. Ihre Höhe beträgt rund einen Meter; bei einer mittleren Breite von 40 Zentimetern besitzen sie jedoch nur eine Stärke von etwa 20 bis 25 Zentimeter, sind also fast reliefartig flach. Der Bildschnitzer hat sie aber dennoch so plastisch gestaltet, dass der Betrachter den Eindruck voller Körperlichkeit gewinnt“
In den 80er Jahren gab man vier neue Holzskulpturen in Auftrag. Sie wurden von dem südtiroler Herrgottschnitzer Hans Nocker geschaffen: die Hl. Cäcilia, der Hl. Josef, der Hl. Rochus mit Hirtenstab und Hund und der Hl. Judas Thaddäus mit Papierrolle und Messbuch. Sie sind Stiftungen von Rather Bürgern und wurden zusammen mit den beiden alten Skulpturen im Hauptschiff aufgestellt.
Der Heilige Rochus mit Attributen Hirtenstab und Hund
Die Heilige Cäcilia als Schutzpatronin der Kirchenmusik mit Orgel als Attribut
Der Heilige Josef mit Attributen Hobel und Winkel
Der Heilige Judas Thaddäus mit den Attrubuten Paperrolle und Messbuch
Der Kreuzweg
Die Kreuzwegstationen wurden von den Geschwistern Wilhelm, Rosa und Helene Maaßen gestiftet. (Evertz, 1962, S. 232)
Sie waren zwischenzeitlich abgehängt und wurden dank des Einsatzes von Johannes Wyen sicher aufbewahrt.
Sehen Sie rechts: > Bildergalerie
mit den 14 Stationen des Kreuzwegs
Die Mettlacher Fliesentableaus
Bei den oben erwähnten Renovierungsarbeiten wurde auch der Chorraum und der Altar umgestaltet. Wie der Zeitzeuge Johannes Wyen später berichtete, wurde dabei der fest verklebte Teppichboden im Chor entfernt und entdeckte zur allgemeinen Überraschung einen Boden mit Keramikfliesen. Diese wurden zeitnah als Mettlacher Fliesen der Manufaktur "Villeroy & Boch" erkannt. Die Überraschung wurde um so größer, als man zwei großflächige Fliesen-Tableaus vorfand. Diese zeigten das Wappen des Papstes Leo XIII. und das Motiv „St. Georg im Kampf mit dem Drachen“. Über die Bedeutung dieser "Entdeckung" war man sich nicht im Klaren, sodass auch keine Mitteilung an zuständige "Denkmalbehörden" erfolgte. Jedenfalls liegen im LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland heute (2023) keine Dokumentationen über die in Rath vorgefunden Bodenfliesen und deren Herkunft vor. Leider wurde auch die Fundsituation nicht dokumentiert.
Fliesentableau im Chorraum, Detailaufnahme
"St. Georg im Kampf mit dem Drachen"
Foto: Hermann-Josef Heinen, Okt. 2011
"St. Georg im Kampf mit dem Drachen"
Foto: Hermann-Josef Heinen, Okt. 2011
Fliesentableau im Chorraum, Detailaufnahme
"Wappen von Papst Leo XIII."
Foto: Hermann-Josef Heinen, Okt. 2011
"Wappen von Papst Leo XIII."
Foto: Hermann-Josef Heinen, Okt. 2011
> Sehen und lesen Sie mehr hierzu in der Dokumention über die Mettlacher Fliesentableaus
Historischer Verein Wegberg e.V. - 18.02.2021 - Letzte Änderung: 04.01.2025