Historischer Verein Wegberg e.V.

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Sonntag, 07.10.2018 - Archäologietour Nordeifel
Eine Reise durch die Zeiten - am 1. So. im Oktober

Die Nordeifel Tourismus GmbH veranstaltete in Zusammenarbeit mit dem LVR-Amt für Boden-
denkmalpflege im Rheinland am So., 7. Oktober 2018, die 12. Archäologietour Nordeifel.
Veranstalter an den einzelnen Stationen waren die jeweiligen Kommunen.

Wie in den vergangenen Jahren nahmen auch wieder Mitglieder der Archäologiegruppe des Historischen Vereins Wegberg teil.

Station 1
Nettersheim: Austausch und Bewegung
– die Agrippastraße im römischen vicus

Der römische vicus Nettersheim liegt direkt an der „Agrippastraße“, die die Städte Köln und Trier in der Antike miteinander verband. Die Ausgrabungen der vergangenen Jahre erbrachten neue, spannende Erkenntnisse zur zeitlichen und räumlichen Entwicklung der römischen Siedlung. Einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung leisteten naturwissenschaftliche Methoden.

Der Verlauf der "Agrippa-Straße" ist durch eine Schneise im Wald sichtbar gemacht worden.

Die Archäologin der Gemeinde Nettersheim Sonja Dittebrandt, M.A. stellte u. a. die Grabungen des Archäologischen Instituts der Universität zu Köln im vicus Nettersheim vor.

Der römische Siedlungsplatz erstreckt sich von der Anhöhe „Görresburg“ über die „Alte Gasse“ hinunter in das Urfttal in die Flur „Steinrütsch“. Die Siedlung zieht sich über eine Länge von etwa 800 m den Hang hinab, mit einer Höhendifferenz von über 30 m. Die römische Fernstraße von Köln nach Trier bildet die Längsachse der Siedlung. Sie steigt aus dem Schleifbachtal über einen Hohlweg zum Matronenheiligtum auf der „Görresburg“ auf und läuft gerade über die „Alte Gasse“ hinunter in den „Steinrütsch“, quert hier die Urft und knickt einige hundert Meter südlich der römischen Siedlung nach Südwesten in Richtung Blankenheim ab.

Ein im vicus auf der „Alten Gasse“ näher untersuchtes Gebäude, das sogenannte „Handwerkerhaus“, wurde in der zweiten Hälfte des 2. Jh. n. Chr. als Fachwerkbau auf trocken gesetzten Sockelmauern errichtet. Als Einbauten einer Werkstatt sind im Inneren des Gebäudes ein Ofen, eine Esse, eine Werkbank und ein Wasserbehälter nachgewiesen. Dem „Handwerkerhaus“ voraus ging ein wahrscheinlich hölzernes Vorgängergebäude, das mindestens zweimal abbrannte.

Die aktuellen Grabungen ergaben zudem einen weiteren spannenden Befund: Eine Tiefensondage, die zum Ziel hatte, in die früheste Phase des vicus vorzudringen und diese anhand von stratifiziertem Fundmaterial zu datieren, lieferte den Befund der frühesten Trasse der Straße von Köln nach Trier. Ihr ca. 80 cm starker Damm war wegen der hohen Bodenfeuchtigkeit mit einer Eichenholzverschalung abgesichert worden. Die Hölzer wiesen einen erstaunlich guten Erhaltungszustand auf und konnten im Labor für Dendroarchäologie untersucht und datiert werden.
Der historische Hintergrund dazu führt in die Zeit von Marcus Vipsanius Agrippa. Er war erstmalig 40–37 v. Chr. Statthalter der Provinz Gallia Transalpina. Über diese Zeit ist wenig bekannt, doch wird er sich in seinem Amt hauptsächlich um die Sicherung des gallisch-germanischen Raumes gekümmert haben. Im Jahre 20/19 v. Chr. wurde Agrippa erneut zum Statthalter über Gallien berufen und profilierte sich spätestens seit dieser Zeit besonders als Straßenbauer. Ausgangspunkt seines Straßennetzes war Lugdunum (Lyon). Von dort führten Straßen zum Atlantik, nach Norden Richtung Kanalküste und Richtung Rheingrenze. Das Straßennetz bildete eine wichtige Lebensader des römischen Galliens, da es Truppen- und Nachschubbewegungen möglich machte. Zu dem von Agrippa initiierten Bauprogramm gehörte wohl auch der Ausbau der Straße, die die Städte Augusta Treverorum und die Colonia Claudia Ara Agrippinensium miteinander verband – und auch an Nettersheim vorbeiführte.

Dr. Ursula Tegtmeier vom Institut für Ur- u. Frühgeschichte der Universität zu Köln erläuterte naturwissenschaftliche Methoden der Dendroarchäologie, Archäobotanik, Archäozoologie und Geophysik.

Für Kinder stand im Programm "Forschen mit alten Knochen" und für die Bewirtung sorgte der Bioladen „naturale“ mit römisch inspirierten Speisen.

Station 2
Nettersheim: Fossilien der Buirer Ley

Die Bergkuppe Buirer Ley ist Teil der Blankenheimer Kalkmulde. Ihr Kalkstein entstand vor rund 385 Millionen Jahren in der mitteldevonischen Givet-Stufe. Am Boden eines flachen, tropisch-warmen Meeres bildeten sich ausgedehnte Riffe. Zu ihren wichtigsten „Erbauern“ zählten Stromatoporen und koloniebildende Korallen.
Der kleine Steinbruch an der Buirer Ley ist ein Beispiel für eine ortsnahe Gewinnung von Bausteinen. Aus Richtung Buir führt ein kleiner Hohlweg dorthin.

Prof. Dr. Renate Gerlach, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland erläuterte, wie die heutige Landschaft entstand.
In der heutigen Nordeifel war das Klima in der Zeit des Mitteldevon vor rund 385 Millionen Jahren sehr warm. Denn ihre tektonische Platte lag seinerzeit deutlich südlich des Äquators. Am Boden eines flachen, klaren und sauerstoffreichen Meeres – eben der Eifeler Meeresstraße – lebten hier Schwämme und zu den Nesseltieren gehörende Korallen und schufen durch Kalkabscheidungen ausgedehnte Riffe.
Eine spätere Gebirgsbildung verfaltete den ehemaligen Meeresboden. In der Nordeifel entstanden so die Eifeler Kalkmulden. Die Blankenheimer Mulde (eine geologische Senke) wird nahe Buir durch den Nettersheimer Sattel (eine geologische Erhebung) von der Sötenicher Mulde getrennt.

Auch die Teilnehmer aus Wegberg hatten viele Fragen an Dr. Gerlach.

Dipl.-Geol. Paläont. Dr. Hans Martin Weber stellte das Korallenriff im Tropenmeer der Kalkeifel vor.
Für Erstaunen sorgte die äquatornahe Lage der "Eifeler Südsee" auf der südlichen Hemisphäre vor 400 Millionen Jahren.

Typische Fossilien für die mitteldevonischen Gesteine der Eifel sind Gehäuse von Brachiopoden oder Armfüßern. Die zweiklappigen Gehäuse ähneln zwar den Muscheln, sind stammesgeschichtlich jedoch nicht mit diesen verwandt. Generell sind sie im Devon viel häufiger anzutreffen als Muscheln und waren außerordentlich formen- und artenreich.
An der Buirer Ley können auch Leperditien gefunden werden. Bei diesen Muschelkrebsen oder Ostracoden handelt es sich um kleine Krebstierchen, die ihren Körper rundum durch ein zweiklappiges, bohnenförmiges Gehäuse schützen und hier bis zu einem Zentimeter lang werden können.

Station 3
Die Wasserleitung zur Burg Blankenheim:
Ein Technikbauwerk von europäischem Rang

1997 wurde an der Burg Blankenheim eine Fernwasserleitung wiederentdeckt, die den früheren Adelssitz ab dem späten Mittelalter mit frischem Trinkwasser versorgte. Ausgehend von der „Alten Quelle“ durchquerte die insgesamt rund 800 m lange Leitung aus Holzrohren ein 13 m tiefes Tal und wurde anschließend in einem 150 m langen Tunnel unter dem gräflichen Wildgehege ("Tiergarten") zur Burg geführt.
Die Wasserleitung mit dem sogenannten Tiergartentunnel ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst im ausgehenden Mittelalter und ein Technikdenkmal von europäischem Rang. In diesem Jahr wird sie 550 Jahre alt.

Dipl.-Ing. Jürgen Tzschoppe-Komainda vom LVR-Amt für Bodendenkmal- pflege im Rheinland erläuterte die technischen Besonderheiten.


Ausgangspunkt war die „Alten Quelle“, deren Benennung als „Font Vieille“ sich in der Tranchot-Karte von 1808/09 findet. Archäologische Ausgrabungen von 2001 konnten zahlreiche offene Fragen klären. Die Quelle trat am Fuß eines Hanges angrenzend an eine breite Terrasse zutage, so musste man hier den Hangfuß lediglich um ein paar Meter zurückverlegen. Dann errichtete man parallel zum Hang eine 2,7 m hohe und 15,4 m lange Mauer im Mörtelverband, an die beidseitig Flügelmauern anschlossen. Diese reichten 6 m in den Hang hinein und bildeten so zusammen mit der Frontmauer ein breitgezogenes U. Das relativ geringe Wasseraufkommen des Quellhorizontes wurde durch die außergewöhnliche Breite der Wasserfassung von 16 m stark erhöht. In den U-förmigen Mauerzug war 1,5–2 m parallel zur Frontmauer eine Trockenmauer eingezogen worden. Zusammen bildeten diese Mauern die Brunnenstube „Alte Quelle“. Durch die unteren Lagen der Trockenmauer sickerte das im Hang auf einer wasserundurchlässigen Schicht talwärts fließende Wasser in die Brunnenstube. Eine starke Tonpackung dichtete die Frontmauer wie auch die Flügelmauern an den Außenseiten ab.

Da der Höhenunterschied zwischen der 1 km entfernten „Alten Quelle“ und der Burg relativ gering war, musste für die Wasserleitung zur Burg Blankenheim eine möglichst kurze Trasse ausgebaut werden. Dies erforderte einen technisch komplexen Leitungsbau. Die Leitung bestand aus hölzernen Wasserleitungsrohren, sogenannten Deicheln. Die dendrochronologische Untersuchung eines Leitungsstücks ergab ein Fälldatum des Baumes im Winter 1468/69. Den ersten Leitungsabschnitt konzipierte der Baumeister nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren als sog. Druckleitung durch ein 13 m tief eingeschnittenes Tal. Daran schloss ein rund 80 m langer Zulaufgraben an, der in den Tiergartentunnel mündete. Dieser führte auf einer Strecke von rund 150 m durch den Bergsporn. Zulaufgraben und Tunnel hatten ein durchschnittliches Gefälle von 1,56%. Der Bau dieses Tunnels war in sechs Abschnitten durchgeführt worden – von den beiden Tunnelmundlöchern und fünf zwischen ihnen liegenden Bauschächten aus (sog. Qanatbauweise). Das südliche, zur Burg hin gelegene Tunnelmundloch wurde rekonstruiert und dient heute als Zugang. Der Blankenheimer Tunnel ist ein äußerst seltenes Beispiel für mittelalterlichen Tunnelbau. Im Anschluss an die Tunnelstrecke mündete die Wasserleitung in einem geräumigen Wasserbehälter mit einem Fassungsvermögen von 80 m3. Er stammt vermutlich aus der Barockzeit und diente als Wasserzwischenspeicher, um neben der Versorgung der Burg mit Trinkwasser auch den Betrieb einer Fontäne in der ehemaligen Gartenanlage der Burg zu ermöglichen. Zwischen diesem sog. Wasserhäuschen und dem Wasserbehälter im Burghof verlief wohl ebenfalls eine Holzrohrleitung.

Auch bei den Erläuterungen zu der Quellfassung am Beginn der Wasser-
leitung zeigten die Teilnehmer aus Wegberg ein großes Interesse.

Station 4
Hellenthal: Kunst am „Westwall“
beim Hollerather Knie

Auf der waldfreien Höhe am Hollerather Knie finden sich Panzersperren von 1938/39 und gesprengte Bunker. Im Wald zeugen Reste von Feldunterständen und ein Panzergraben von den Kriegsereignissen der sog. Ardennen-Offensive im Winter 1944/45.
Seit Ende 2016 trägt eine Reihe von etwas abseits im Wald liegenden Westwall-Höckern die neun Artikel aus dem Werk „Zum ewigen Frieden“ des Philosophen Immanuel Kant. Der Künstler Dr. Ralf Peters war anwesend.

Wolfgang Wegener, M.A. vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, mit der Besuchergruppe, an der Stelle, wo am 16.12.1944 die Ardennen-Offensive begann.


Die Planungen für Befestigungsanlagen an der Westgrenze des Deutschen Reichs begannen 1936. Das Projekt, hatte zum Ziel, die 630 km lange Grenze zwischen Kleve und Basel militärisch auszubauen. Das von den Nationalsozialisten als „Schutz- und Friedenswall“ propagierte Bauwerk ist hierbei im Rahmen von weiteren Kriegsvorbereitungen des Deutschen Reiches zu sehen. Der Bau des Westwalls erfolgte unter anderen durch die paramilitärische Bautruppe der Organisation Todt.
Am Hollerather Knie begann der Bau von Panzerhindernissen im Jahr 1938. Zu den heute noch sichtbaren Überresten zählen vor allem Panzersperren (Höckerlinien) und Bunker. Zuerst entstanden vierzügige Panzersperren, die Panzer bis 20 t abwehren sollten. Diese wurden 1939 um einen fünfzügigen Typ ergänzt, der auf Panzer bis 38 t ausgelegt war. Die Höckerlinien aus Stahlbeton und der 1944 ausgehobene Panzergraben sollten gegnerische Panzer zum Anhalten zwingen bzw. diese im Vorankommen behindern und wurden von Bunkern und Gefechtsständen flankiert. Im Jahr 1940 erfolgte teilweise ein Rückbau der Westbefestigungen, da diese nach dem Angriff auf Frankreich nicht mehr benötigt wurden. Erst im Juli/August 1944, nach der Landung der Alliierten, wurde der „Westwall“ reaktiviert.
Im Dezember 1944 gehörte der Bereich des Hollerather Knies zum Aufmarschgebiet für die Ardennenoffensive, dem letzten großangelegten Versuch Nazi-Deutschlands, den Westalliierten eine kriegswendende Niederlage zuzufügen. Das Ziel der sehr verlustreichen Militäroperation, den Hafen von Antwerpen zurück zu erobern, über den ein Großteil des alliierten Nachschubs verlief, wurde nicht erreicht. Nach nur sechs Wochen hatten die Amerikaner den ursprünglichen Frontverlauf wiederhergestellt. Anfang Februar 1945 besetzte dann ein US-Infanterieregiment das Dorf Hollerath.
Trotz des hohen Aufwands für den Bau der Feldstellungen hatte der „Westwall“ (Gesamtkosten: ca. 3,5 Mrd. Reichsmark, ca. 13 Mrd. Euro) keinen großen militärischen Wert.
Die Alliierten konnten die eisenarmierten Betonhöckerlinien durch Sprengung oder den Auftrag von Erdmaterial recht einfach überwinden. Der militärische Nutzen der Anlage bestand allenfalls darin, dass die Angriffe des Gegners nicht auf einer breiten Front erfolgen konnten, sondern sich an bestimmten Punkten konzentrierten mussten. Außerdem diente der „Westwall“ propagandistischen Zwecken, als deren Empfänger sowohl die Deutschen (der „Westwall“ als „Friedenswall“ und „Wunderwerk“ des Deutschen Reiches) als auch das Ausland (die unüberwindbare „Siegfried Line“) gedacht waren.

Der Künstler Dr. Ralf Peters war anwesend und erläuterte seine Motivation, dieses Kunstwerk mit Texten aus Immanuel Kants Werk "Zum ewigen Frieden" ohne Genehmigung an einem Denkmal anzubringen.

Seit Ende 2016 tragen zehn etwas abseits im Fichtenwald liegende Westwall-Höcker die neun ersten Artikel aus Immanuel Kants Werk „Zum ewigen Frieden“ aus dem Jahr 1795. In diesem Traktat geht Kant der Frage nach, ob und wie dauerhafter Frieden zwischen Staaten möglich ist. Hierbei ist für Kant Frieden kein Naturzustand, sondern er muss aktiv durch Politik herbeigeführt werden. Die Charta der Vereinten Nationen wurde unter anderen wesentlich von dieser Schrift beeinflusst.
Der Text des Philosophen der Aufklärung wurde vom Kölner Künstler Dr. Ralf Peters in weißer Schablonenschrift („Stencil“) ohne Leerzeichen auf die Außenseiten der Höcker angebracht.

Für die Verpflegung sorgte die "Dorfschänke Hollerath" mit Gemüsesuppe „Quer durch der Jade“, Schmalzbrote und Kaneelkranz mit Butter.

Station 5
Schleiden: Wechselvolle Geschichte – Walberhof und Flugplatz Vogelsang im Nationalpark Eifel

Am alten Verlauf der Landstraße von Schleiden nach Aachen liegt auf Höhe Vogelsang der Walberhof. Die heute unscheinbare, vierseitige Hofanlage zählt zu den ältesten Höfen im Schleidener Stadtgebiet und war Mittelpunkt des Landes Überruhr.
Mit dem Bau der „NS-Ordensburg Vogelsang“ erwarb die „Deutsche Arbeitsfront“ 1933/34 den Hof für den Bau eines Feldflugplatzes. Militärisch genutzt wurde das Flugfeld im Zweiten Weltkrieg bei dem deutschen Überfall auf die Beneluxstaaten und dem Angriff auf Frankreich, in der Endphase des Krieges durch amerikanische Einheiten, später durch belgische Streitkräfte.

Dr. Claus Weber vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland berichtete über die Geschichte des ehemaligen Feldflugplatzes Vogelsang.


Die Eröffnung des Schulflugplatzes der NS-Ordensburg Vogelsang erfolgte am 18. Juli 1939. Beim Beginn des deutschen Überfalls auf die westlichen Nachbarländer im Mai 1940 starteten hier zahlreiche Kampfflugzeuge. Nachdem sich das Kampfgeschehen entfernt hatte, änderte sich die Zweckbestimmung des Flugplatzes: Nun landeten hier Transportmaschinen, um Verletzte zu dem in Vogelsang eingerichteten Lazarett zu bringen.
Im Spätsommer 1944, mit dem Näherrücken der Front, gab es wieder Flugbetrieb.
Nach dem Krieg war der Flugplatz Teil des am 1. September 1946 durch die britische Besatzung beschlagnahmten, rund 42 km2 großen Areals um die ehemalige „Ordensburg“, um dort ein Manövergelände für die britische Rheinarmee zu gründen. Ab 1950 war er unter belgischer Verwaltung und wurde bis zum 31. Dezember 2005 vom belgischen Militär und von anderen NATO-Truppen benutzt.

Die letzten Mauerreste des Walberhofs

Der Walberhof erscheint urkundlich erstmals 1145. Damals übergab König Konrad III. dem Prämonstratenserstift Steinfeld bei Kall Rodungsland „in den Ardennen nahe Konzen“, das von den dortigen Nachbarn Walebure genannt wurde. Diese Rodung wurde von einem in der Urkunde genannten Mönch namens Geldulf angelegt, der das Land – nach der Deutung des Ortsnamens – vielleicht mit Hilfe von Wallonen urbar gemacht hatte. Die Übertragung des Walberhofs an Steinfeld wurde 1162 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa bestätigt. Diese Urkunde nennt als Nachfolger von Mönch Geldulf noch einen Wibrand. Nach einer wenig jüngeren Urkunde von 1166 gehörten zum Walberhof vier Königshufen zu je 120 Morgen Land, also ca. 1,2 km2. Steinfeld hatte den Walberhof unter der Bedingung erhalten, den Wald nicht weiter zu roden.

Dr. Margareta Siepen vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland im Gespräch mit Busbegleiter Peter Mülhens:

Der Hof war Mittelpunkt des Landes Überruhr, dem Gebiet zwischen Erkensruhr, Rur und Urft, das im Spätmittelalter in den Quellen erscheint. Überruhr ging 1487 an die Grafen von Schleiden, die 1539 auch den Walberhof von Steinfeld erhielten. Die Kapelle des Walberhofes, die im Mittelalter für die Seelsorge in Überruhr von Bedeutung war, verfiel im 16./17. Jahrhundert. Auf der sog. Tranchotkarte von 1807/08 ist sie schon nicht mehr eingetragen. Hier ist der Walberhof als vierseitige Hofanlage dargestellt mit Hauptgebäude an der Westseite und einem Teich im Norden. Um 1800 gelangte der Walberhof in private Hände; letzter Pächter war Victor Keutgen.

Station 6
Kall-Keldenich:
Bleierzbergbau am Tanzberg

Die ältesten schriftlichen Überlieferungen zum Bleierzbergbau der Eifel stammen aus dem 14. Jahrhundert und beziehen sich auf den Tanzberg bei Keldenich. Bereits für die römische Zeit gibt es zahlreiche Indizien, die hier für eine Gewinnung des im römischen Reich begehrten Metalls sprechen.
Die noch heute erkennbaren Halden sind im Mittelalter und der Neuzeit entstanden. Schwere Grubenunglücke sind historisch überliefert und haben sich in der Sage vom Tanzberg niedergeschlagen. Teile des ehemaligen Maschinenhauses sind erhalten und werden als Wohnhaus genutzt.

Petra Tutlies, M.A., vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland Außenstelle Nideggen erläuerte die Geschichte des Bleierzbergbau am Tanzberg.

Im Osten und Norden des Kaller Ortsteils Keldenich erstreckt sich das ehemalige Bergbaugebiet Tanzberg. Es gehört zu der als „Mechernicher Bleiberg“ bekannten Erzlagerstätte zwischen Kommern im Nordosten und Keldenich im Südwesten; auf 10 km Länge und 1,2 km Breite umschließt diese eine Fläche von 9 km2. Der älteste Bergbau galt wohl dem derben und leicht zu verhüttenden Bleiglanz, der zwischen den Geröllen des oberflächennahen Deckkonglomerates anstand. Entsprechend der Ausbisssituation begann der Bergbau in der Gegend des Tanzbergs bei Keldenich und setzte sich Richtung Osten fort.
Karten des 19. Jahrhunderts zeigen östlich der damaligen Ortslage von Keldenich im heute überbauten Bereich zwischen Römer- und Umgehungsstraße zahlreiche verschüttete Schachtöffnungen, die sog. Pingen, als Spuren des ältesten Bergbaus.
Hierbei teufte man senkrechte Schächte bis auf die erzführenden Schichten ab, um diese dann im Kammerbau auszubeuten. Das Abraummaterial wurde in benachbarte aufgelassene Schächte verfüllt oder zu ringförmigen Halden aufgeschichtet. Durch Absenkungen entstanden die typischen trichterförmigen Eintiefungen der Pingen.
Im „Caller Stollen“, der von der heutigen Trierer Straße im Urfttal bei Kall aus aufgefahren wurde, baute man bis 1914 Bleierz ab. Heute noch obertägig sichtbar sind vor allem die umfangreichen Abraumhalden nördlich der Frankenstraße. Der Bleigehalt ist so hoch, dass sich eine besondere, schwermetalltolerierende Vegetation entwickelt hat.
Teile des Fördermaschinen- und Kesselhauses sind in der Frankenstraße, als Wohnhaus genutzt, erhalten geblieben. Der heute verfüllte Tanzbergschacht liegt im rückwärtigen Gartengelände. Das Fördergerüst darüber baute man 1929 ab und der Schornstein am Maschinenhaus wurde niedergelegt. Massive Substruktionen der Aufbereitung mit der Erzwäsche sind tiefer am Hang im Bereich des Schießplatzes zu erkennen.

Petra Tutlies führte die Besuchergruppe auf ihrem Rundgang in Keldenich auch über die Wasserscheide zwischen Rhein und Maas und durch das Naturschutzgebiet Tanzberg. Es ist neben dem Stolberger und dem Mechernicher Raum eines der wenigen Gebiete der Eifel, in denen Schwermetalle im Boden vorkommen.
Solche Gebiete sind ökologisch sehr interessant, denn hier kommen die seltenen „Metallophyten“ vor, Pflanzen, die sich im Verlauf der Evolution an Schwermetalle anpassen konnten. Diese Pflanzen sind dadurch weniger anfällig gegen die Schädigungen, die Schwermetalle in normalen Pflanzen verursachen, und sie sind deshalb heute in diesen Gebieten dominant.

Die Kaller Tafel e.V. servierte Kaffee und Kuchen sowie belegte Brötchen mit Eifeler Spezialitäten.

Die Texte wurden größtenteils den Info-Blättern des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland entnommen.
Layout und Fotos: Hermann-Josef Heinen

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Historischer Verein Wegberg e.V. - 07.10.2018 - Letzte Änderung: 23.12.2018

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