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Sonntag, 01.10.2017 - Archäologietour Nordeifel
Eine Reise durch die Zeiten - am 1. So. im Oktober

„Wir sind heilfroh, dass die Veranstaltung heute stattfindet“, freute sich Dr. Ulrike Müssemeier, wissenschaftliche Referentin des LVR, über das sonnige Wetter. Unter ihrer Leitung und mit erfahrenen Kennern der Eifel wurden auch in diesem Jahr Busexkursionen angeboten. Die Busse starteten in diesem Jahr am Bahnhof Mechernich.
Von 10 bis 18 Uhr informierten Fachleute und boten Führungen an sechs Denkmälern und Fundstellen.


Die Nordeifel Tourismus GmbH veranstaltete in Zusammenarbeit
mit dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland am So., 1. Oktober 2017,
die 11. Archäologietour Nordeifel.
Veranstalter an den einzelnen Stationen waren die jeweiligen Kommunen.

Weitere Informationen können Sie dem Faltblatt entnehmen:
> Archäologietour Nordeifel 2017

Wie in den vergangenen Jahren nahmen auch wieder Mitglieder der Archäologiegruppe des Historischen Vereins Wegberg teil.

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Station 1
Hellenthal-Rescheid:
Wasserlösungsstollen der Grube Wohlfahrt

Die Grube Wohlfahrt ist als Besucherbergwerk weit über die Eifel hinaus bekannt und lohnt einen Besuch. Vom einst hier seit über 400 Jahren betriebenen Bleierz-Bergbau zeugen zahlreiche Relikte über und unter Tage.
Um Erze auch unterhalb des natürlichen Grundwasserspiegels fördern zu können, mussten sogenannte Wasserlösungsstollen zur Entwässerung angelegt werden. In alten Plänen ist ein solcher Stollen verzeichnet, der nahe dem heutigen „Grubenhaus“ in den Bleibach entwässerte. Archäologen des LVR suchen das sogenannte Mundloch in Bachnähe. Die Methoden und Ergebnisse wurden bei der Archäologietour präsentiert.

Dr. Ulrike Müssemeyer, Dr. Wiebke Hoppe vom LVR-Amt für Bodendenkmal-
pflege und Karl Reger vom Heimatverein Reschen e.V. vor dem 1999 neu errichtetem „Grubenhaus“ mit einer ständigen Ausstellung zum Rescheider Bergbau

Marcus Brüggemann zeigte im Geländeschnitt auf, wo ein sogenannter Wasserlösungsstollen zur Entwässerung der Grube in den Schrieverbach angelegt worden war.

Hannah Parow-Souchon, M.A. zeigte auf dem Info-Stand des LVR eine alte Karte, auf der die Schächte und Stollen der Gube Wohlfahrt verzeichnet sind.

Im Museum waren Exponate und Dokumente zur Geschichte der Grube Wohlfahrt ausgestellt.

Station 2
Blankenheim-Lindweiler:
Fossilienfunde am historischen Kalkofen

Geologisch betrachtet liegt Lindweiler im Bereich der so genannten Blankenheimer Kalkmulde. Der im Untergrund anstehende Kalkstein hat seinen Ursprung in einem Meer des Mitteldevons vor 385 Millionen Jahren. Damals entstanden am Boden eines flachen, tropisch-warmen Meeres ausgedehnte Riffe. Zu ihren wichtigsten „Erbauern“ zählten Stromatoporen und Korallen. Das Sammeln ihrer fossilen Reste war exklusiv im Rahmen der Archäologietour auf einem hergerichteten Acker gestattet. Am historischen Kalkofen Lindweiler wurde die Branntkalkherstellung erläutert.

Der historische Kalkofen Lindweiler

Maria Domnina erläutete die Branntkalkherstellung.

Prof. Dr. Renate Gerlach vom Amt für Bodendenkmalpflege erklärte, wie aus den Meeresbewohnern der heute in der Rohrer Mulde vorherrschende Kalkstein entstand.

Ausgestattet mit festem Schuhwerk konnte der extra für diesen Tag umgepflügte Acker nach Fossilien abgesucht werden.

Station 3
Bad Münstereifel:
850 Jahre „Romanisches Haus“

Das 1167 für einen Stiftsherrn (Priester) am benachbarten Stift Chrysanthus und Daria errichtete Romanische Haus stellt ein einzigartiges Baudenkmal dar. Sind romanische Kirchen recht häufig erhalten, so gilt dies nicht für Profanbauten dieser Zeit. Das Romanische Haus feiert dieses Jahr 850-jähriges Jubiläum. Das genaue Datum verdanken wir Eichenhölzern, deren Fällungszeit bei Untersuchungen in den 1960-er Jahren mittels Jahrringchronologie genau bestimmbar war. Seit 1975 sind im Romanischen Haus die Sammlungen des 1912 gegründeten Heimatmuseums untergebracht. Die archäologischen Funde von der Kakushöhle oder dem römischen Heiligtum Nöthen sind bemerkenswert.

Dr. Thomas Frank vom Forschungslabor Dendrochronologie der Universität zu Köln führte in die Jahrringdatierung ein.

Dr. Margareta Siepen vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland führte durch die archäologische Sammlung, die im heutigen Museum zu sehen ist.

Dipl. Ing. Octavia Zanger (ehem. Gebietsreferentin im LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland) berichtete von den Sanierungsarbeiten, die in den 1960-er Jahren das „Romanische Haus“ vor dem Abriss bewahrten. Ergänzungen und Umbauten hatte man dabei zu einem großen Teil wieder rückgängig gemacht, um dem Bau des 12. Jahrhunderts möglichst nahe zu kommen. Mit der Nutzung als Museum mussten jedoch auch Anforderungen an den Brandschutz erfüllt werden, die dem Charakter des Gebäudes und den Ansprüchen der Denkmalpflege nicht entsprechen. Frau Zanger konnte anschaulich das ursprüngliche Aussehen des Hauses im 12. Jahrhundert nachvollziehbar machen.

Station 4
Euskirchen-Kuchenheim:
Die „Obere Burg“ am LVR-Industriemuseum "Tuchfabrik Müller"

Auf dem Gelände der „Tuchfabrik Müller“ in Euskirchen-Kuchenheim stand einst eine Wasserburg bestehend aus einer Vorburg im Bereich der historischen Fabrikgebäude und einer Hauptburg. Von letzterer haben sich ein Eckturm und der Umfassungsgraben erhalten.
Der Bau des Jugendgästehauses machte 2004/05 eine archäologische Untersuchung notwendig. Die damals ergrabenen Fundamentreste wurden konserviert und in die Grünfläche integriert. Die Ausgräber stellten die Ergebnisse zur Entstehung der Burganlage und das umfangreiche Fundmaterial vor.

Riza Smani vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, der die Ausgrabungen 2004/05 technisch geleitet hatte, präsentierte dem Publikum spannende Erkenntnisse und interessante Funde.

Petra Tutlies M.A. vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland erläutere die Ausstellung von ausgewählten Funden der Ausgrabung von 2004/05. Im Wehrgraben der Burg wurde dabei u.a. ein einzigartiger Destillierhelm, ein sog. Alambik, aus grünglasierter Irdenware entdeckt. Dieser gehörte zum Handwerkzeug von Alchemisten.

Station 5
Mechernich-Antweiler:
Römisches Landgut im Regenrückhaltebecken

Beim Bau eines Regenrückhaltebeckens in Mechernich-Antweiler wurden im April 2016 die Reste eines römischen Landgutes des 2./3. Jahrhunderts n. Chr. entdeckt. Das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland führte daraufhin eine Notgrabung durch.
Herausragender Befund war ein großes Wirtschaftsgebäude mit Drainagen und einer Darre zum Trocknen von Feldfrüchten. Die archäologischen Befunde, die der Baumaßnahme weichen mussten, wurden im Regenrückhaltebecken nachgezeichnet und die Ausgrabungsergebnisse anhand großformatiger Pläne und Fotos vorgestellt.

Dr. Martin Grünewald berichtete ausführlich über die Grabungsarbeiten am entdeckten römischen Landgut bei Mechernich-Antweiler.

Reliefkarte mit Fundstelle des römischen Landgutes

Gesamtplan der Ausgrabungsfläche des römischen Landgutes

Die Funde bei der Ausgrabung des Landgutes: Fragmente von Tontöpfen, Einhenkelkrügen, Vorratsgefäßen, Reibeschüsseln, Amphoren

Station 6
Schleiden-Olef:
Historischer Ortskern mit Pfarrkirche
und Oleftalbahn

Die Fachwerkgehöfte des 17. und 18. Jahrhunderts am Dorfplatz von Olef prägen zusammen mit der Pfarrkirche St. Johann Baptist und dem alten ummauerten Kirchhof den historischen Ortskern dieses Eifeldorfs am gleichnamigen Flüsschen. Nach einem Brand im Jahr 1697 war dieser Ort um einen dreieckigen Platz herum neu angelegt worden und hat sich seitdem nur wenig verändert. Die im Untergrund erhaltenen archäologischen Reste sind wie die Baudenkmäler als Bodendenkmal besonders geschützt.

Dr. Claus Weber verwies auf den besonderen Schutz, den das geschlossene Ortsbild um den Dorfplatz seit 1987 genießt. Sein Vortrag war nicht nur sehr informativ, offensichtlich berichtete er so begeisternd, ...

... dass selbst an der letzten Station der Archäologietour Nordeifel noch herzliche Freude aufkam. Auch erwähnte er natürlich den verrückten Stuhl. Mehr sei dazu nicht verraten. Das müssen Sie vor Ort schon selbst herausfinden.

Die Besucher waren begeistert von dem malerischen Ortsbild um den dreieckigen Dorfplatz mit den zahlreichen Fachwerkhäusern ...

... und von der imposanten Ausstattung der Pfarrkirche St. Johann Baptist.

Lesen Sie auch den Fotobericht über die Archäologietour 2016.

Und zum Schluss fuhr sie dann über den romantischen Dorfplatz, fast wie ein Höhepunkt der Archäologietour: die "Flitsch", die historische Oleftalbahn. Speziell für die Archäologietour kam der historische Uerdinger-Schienenbus, der VT 95, auch "Roter Brummer" genannt, zum Einsatz. Die Durchfahrt einer normalspurigen Bahn durch eine Ortslage ist einzigartig in Deutschland.


Die Texte wurden größtenteils den Info-Blättern des

LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland entnommen.

Layout und Fotos: Hermann-Josef Heinen

Historischer Verein Wegberg e.V. - 01.10.2017 - letzte Änderung: 09.10.2017

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