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Sonntag, 02.10.2016 - Archäologietour Nordeifel
- Eine Reise durch die Zeiten - am 1. So. im Oktober
Fotobericht von Hermann-Josef Heinen
Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) sowie die beteiligten Städte
und Gemeinden im Kreis Euskirchen veranstalteten am So., 2. Oktober 2016, die 10. Archäologietour Nordeifel.
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> "Archäologietour Nordeifel 2016"
Unter der Leitung von Frau Dr. Ulrike Müssemeier vom LVR und erfahrenen Kennern der Eifel wurden auch in diesem Jahr Busexkursionen ange- boten. Die Busse starteten am Bahnhof Kall.
Von 10 bis 18 Uhr informierten Fachleute und boten Führungen an sechs Denkmälern und Fundstellen.
Während der Busfahrten versorgte Michael Hamacher die Teilnehmer mit vielen Hinweisen und lustigen Geschichten über die Region Nordeifel.
Für die teilnehmenden Gehörlosen übersetzte Claudia Dubbelfeld als Gebärdendolmetscherin.
Wie in den vergangenen Jahren nahmen auch wieder Mitglieder der Archäologiegruppe des Historischen Vereins Wegberg teil.
1. Nettersheim - Steinbruch "Kaninhecke"
Die erste Station der Busrundreise führte nach Nettersheim. Der Fels im Steinbruch „Kaninhecke“ hat seinen Ursprung in einem Meer des Mitteldevons vor 385 Millionen Jahren. Damals entstanden am Boden eines flachen, tropisch-warmen Meeres ausgedehnte Riffe. Zu ihren wichtigsten „Erbauern“ zählten Stromatoporen und Korallen.
Auf dem Acker oberhalb des Steinbruchs konnten Fossilien gesammelt werden. Charakteristische „Riff-Fossilien“ konnten unter Anleitung von Paläontologen geschliffen und bestimmt werden. Eine Vielzahl präparierter Schaustücke wurden präsentiert. Der örtliche Bioladen servierte Getränke und einen Imbiss.
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2. Mechernich -Weyer - Pfarrkirche St. Cyriakus
Weiter ging es nach Mechernich-Weyer zur Pfarrkirche St. Cyriakus. Um die bereits 1187 erwähnte Pfarrkirche St. Cyriacus auf einer Anhöhe über dem Dorf ranken sich Legenden. Die spätgotische Hallenkirche geht auf eine romanische Pfeilerbasilika zurück und zählt zu den ältesten Pfarrkirchen im Mechernicher Stadtgebiet und war einst dem Kloster Steinfeld eingegliedert.
Bei Bauarbeiten deckte man wiederholt Gräber auf, die belegen, dass die Kirche auf einem frühmittelalterlichen Gräberfeld errichtet wurde. Älter noch ist ein Weihestein für römische Muttergottheiten, den sogenannten Matronen, den man 1991 bei Renovierungsarbeiten im Altar der Kirche verbaut entdeckt hat. Der Matronenstein steht im Original im Turm der Kirche und wurde für die Archäologietour noch besonders in Szene gesetzt.
Die Inschrift unterhalb der Darstellung der drei Matronen besagt, dass Lucius Caldinius Firminius den Vaccalinehischen Matronen diesen Weihestein einst setzte. Ein Heiligtum dieser Matronen liegt nur etwa vier Kilometer entfernt, im Wald zwischen Nöthen und Pesch; vielleicht stammt der Stein von dort. Für die Nutzung des Steins im christlichen Kontext waren auf seiner Rückseite fünf Kreuze und eine Vertiefung für die Aufnahme einer Reliquie eingeschlagen worden.
Schon 1932 wird in der Reihe „Kunstdenkmäler der Rheinprovinz“, dem amtlichen Kunstdenkmäler-Inventar der preußischen Rheinprovinz, von einer Sage berichtet, nach der an der Stelle der Kirche ein „Heidentempel“ gestanden haben soll. Die archäologischen Untersuchungen 1991 konnten dies nicht bestätigen. Der im Altar vermauerte Matronenstein, der auch schon bei älteren Umbaumaßnahmen aufgefallen sein wird, hat sehr wahrscheinlich die Legendenbildung befeuert.
Archäologen und Archäologinnen des LVR führten durch die Kirche und erläutern die Geschichte des Matronensteins. Unter dem Motto "Was steht denn da?" fand eine Kinderrallye in und um die Kirche statt und die Kinder konnten ihren eigenen Matronenstein in Gips kreieren.
Für das leibliche Wohl sorgte das Vereinskartell Weyer mit frischem Eifeler Reibekuchen im nahegelegenen Bürgerhaus.
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3. Zülpich-Bürvenich - Pfarrkirche St. Stephani Auffindung
Die dritte Station war ebenfalls eine Kirche: In Zülpich-Bürvenich wurden die Forschungen an der Pfarrkirche St. Stephani Auffindung vorgestellt. Die 2011 bis 2015 durchgeführte Gesamtinstandsetzung der Pfarrkirche hat wichtige Erkenntnisse zur Baugeschichte erbracht. Der heutige Saalbau ist das Ergebnis zahlreicher Umbauten und geprägt von der Zeit als Nonnenkirche der hier wirkenden Zisterzienserinnen. Die Spuren im Mauerwerk und Boden erzählen die spannende Geschichte dieses Baus von den Anfängen im Mittelalter bis zur Aufhebung des Klosters Anfang des 19. Jahrhunderts.
Dr. Kristin Dohmen und Dr. Andreas Vieten führten durch die Kirche und präsentierten die Ergebnisse der Bauforschung und Ausgrabungen.
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4. Hellenthal-Blumenthal - Blumenthaler Synagoge
Weiter führte die Bustour nach Hellenthal-Blumenthal. Dort wurden Zeugnisse der jüdischen Vergangenheit vorgestellt. Die 1904 feierlich geweihte Blumenthaler Synagoge galt als eine der schönsten und größten der Eifel. 1938 fiel sie den Novemberpogromen zum Opfer und ihre Ruine wurde 1942 fast vollständig abgetragen und eingeebnet. An dem heute als Bodendenkmal geschützten Synagogenstandort steht die Geschichte der Juden im "oberen Oleftal" im Mittelpunkt der Veranstaltung und es wird über den einstigen Bau und seine Ausstattung informiert.
Walter Hanf informierte über die örtliche jüdische Geschichte und Petra Tutlies vom LVR-ABR stellte die Ergebnisse einer archäologischen Untersuchung vor.
Das Arbeitskreis JUDIT.H bot einen Imbiss und Getränke im koscheren Stil an.
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5. Kall-Golbach - Pingen als Relikte des Eisenerzbergbaus
Die nächste Station der Busrundreise führte nach Kall-Golbach. Hier gab es sog. Pingen als Relikte des Eisenerzbergbaus zu sehen. Die Landschaft um Kall ist geprägt vom Eisensteinbergbau. Mehr als 2000 verlassene Erzgruben und Schürfstellen, die sogenannten Pingen, zählt das Kaller Revier. Nördlich von Golbach erstreckt sich das größte mittelalterliche bis neuzeitliche Pingenfeld der Gegend.
Am Kaller Pingenwanderpfad gab es Informationen zum Erzbergbau durch Hubert Büth und einem Archäologen des LVR. Sie präsentierten die Spuren des Bergbaus und erläuerten die historische Abbau- und Fördertechnik sowie die Verhüttungsprozesse des Eisenerzes.
Die "Kaller Tafel" servierte Kaffee und Kuchen sowie belegte Brötchen mit Eifeler Spezialitäten.
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6. Dahlem-Kronenburg - Burgruine Kronenburg
Die letzte Station war in Dahlem-Kronenburg, einem Burgort im Oberen Kylltal. Auf einem Bergsporn über dem Kylltal liegt die Burgruine Kronenburg, umgeben von der mit einer Ringmauer befestigten Vorburg und einer Burgsiedlung, die ihren historischen Charakter bewahrt hat. Als castrum 1278 urkundlich belegt, war die Burg im Besitz des Ritters Gerlach von Dollendorf und Kronenburg. Auch heute noch ist das Prinzip einer typisch gotischen Höhenburg mit ringförmig um die Kernburg angelegten, über Tore zugänglichen Zwingern ablesbar.
Dr. Hans-Henning Steffen und Ortsbürgermeister Reinhold Rader führten vorbei an den Gartenterrassen durch die Burgsiedlung zur Burgruine.
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Historischer Verein Wegberg e.V. - 03.10.2016 - letzte Änderung: 16.07.2017
Archäologietour Nordeifel 2016 - Fotobericht von Hermann-Josef Heinen