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Panorama-Aufnahme Wegberg mit Burg Wegberg, Forum, Wegberger Mühle, Rathaus und Pfarrkirche St. Peter & Paul, Foto: Heinen
Wegberger Ortsteile
Wissenswertes zur
Ortsgeschichte Rath-Anhoven
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Die folgenden Texte sind der Publikation "Unterwegs in Wegberg" des Historischen Vereins Wegberg entnommen: "Mit dem Rad in Rath, um Rath und um Rath herum"
- Unterwegs in der Pfarre Rath-Anhoven - Denkmale und Sehenswertes in den Ortsteilen Rath - Anhoven - Isengraben - Flassenberg - Kehrbusch - Mehlbusch - Buchholz - zusammengestellt von Hermann-Josef Heinen, Wegberg, Juni 2011.
Wissenswertes zur Ortsgeschichte
Quellenkritischere Arbeiten finden wir von Heinz Cohnen, so neben seinem Heimatbuch der Stadt Wegberg (1983/84) auch in seinem Aufsatz „Rath-Anhoven im Wandel der Zeiten“, in: 100 Jahre Musikverein Rath-Anhoven vom Mai 1975
Zur Geschichte der Kapellen und Kreuze in der Pfarre Rath-Anhoven sei auf die Aufsätze von Horst-Dieter Jansen in den Heimatkalendern des Kreises Heinsberg hingewiesen.
Die Bestimmung des Alters von Rath und der umliegenden Ortschaften ist schwierig, da hier entsprechende Bodenfunde fehlen. Des Weiteren waren sie nicht eigenständig. Sie gehörten zum Kirchspiel Beeck und zur Gerichtsbank Beeck, so dass sie von entsprechend untergeordneter Bedeutung waren und fanden so in der schriftlichen Hinterlassenschaft kaum Beachtung. Cohnen (1975) findet eine Reihe von Hinweisen in den Akten der sog. Jülicher Mannkammer zu Wassenberg (JMKL Wassbg.), eine Art Lehnsverwaltung.
Als die nachweisbar früheste Ortschaft macht Cohnen im Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheines, Bd. II, Nr. 592 (von Th. J. Lacomblet) den Ortsteils Kehrbusch aus: „1269 besaß die Stiftskirche in Wassenberg zu „Kerbusch“ einen abhängigen Hof, den Gerhard, genannt von „Deile“ inne hatte.“. Später, im Jahre 1514, wird Kehrbusch in einer Erbauseinandersetzung zwischen Geschwistern um „den hoiff ind guet gen. Kerbusch indem kirspell van beyck“ erwähnt (Mannkammer zu Wassenberg, MKL Wassbg. Nr. 100 b, fol. 100). Ob dieses Gut mit dem vorgenannten identisch ist, kann Cohnen nicht nachweisen.
Als zweite namentlich nachweisbare Ortschaft weist Cohnen Rath nach, und zwar durch das dort gelegene Othauserlehen: „Es hat seinen Namen nach einem seiner Inhaber erhalten. Genannt ist 1469 als solcher Henken von Oithuysen. Er wurde in diesem Jahr an der Mannkammer zu Wassenberg mit dem „groten hoff zu Rade yn den kirchspeil van Beeck“ belehnt, zu dem rund 70 alte Morgen Land gehörten.“ (MKL Wassbg. 100 a, fol. 37). Und weiter stellt Cohnen fest: „Wenn es in Rath einen „großen“ Hof gab, muß es auch einen „kleinen“ gegeben haben.“ Er vermutet diesen als Hof des Heinken Totus und seiner Miterben, die 1453 den „hoff zo Raide In dem dynckstoile van Beeck“ (MKL Wassbg. 100a, fol. 19).
Und kritisch merkt Cohnen (1975) an, dass „die mittelalterliche Geschichte von Rath-Anhoven und Umgebung … in früheren ortsgeschichtlichen Darstellungen entweder zu kurz gekommen oder unerwähnt geblieben, zum Teil aber auch falsch dargestellt und gedeutet worden ist“. Deshalb muss man sich hierzu im Wesentlichen auf die Ortsnamen stützen.
Zur Deutung der Ortsnamen
Zur Deutung der Ortsnamen schreibt Evertz, dass „der Ortsname Rath von „roden“ herkommt, wird sicherlich dem Leser bekannt sein“ (Evertz, S. 309). Die „Rather“ haben ihrem Namen alle Ehre gemacht: Im Gegensatz zum Schwalmtal ist der Wald völlig verschwunden. Außer Rath deuten auch die Ortsnamen Kehrbusch, Mehlbusch und Buchholz auf den früheren Waldbestand hin.
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Zur Geschichte der Pfarre Rath-Anhoven
Alfer und Peters berichten über den manchmal qualvollen Kirchweg:
„Zu der Rather Kapelle nahm im Sommer stets die sakramentale Prozession von Beeck aus den Weg, um alsdann, am Kreuz in Isengraben vorbei, über Holtum zurückzukehren. Diese Feier beanspruchte den ganzen Morgen, ein Beweis, dass für die Rather der Weg zur Pfarrkirche nach Beeck, zumal im Winter, sehr beschwerlich war.“
Als den Rathern ihre Kapelle zu klein und der Weg nach Beeck zu weit wurde, beantragten sie den Bau einer eigenen Kirche. Der Beecker Pfarrer lehnte dies jedoch ab. Die verbitterten Rather sprachen von „Kirchtumspolitik“. Zunächst mussten sich dann die Rather mit einer „Notkirche“ bescheiden, indem man beim Hagelkreuz einen Schuppen errichtete, sodass im Jahre 1825 als erster Vikar Johann Andreas Hornungs angestellt wurde, der an Sonn- und Feiertagen die Messe las.
Im Jahre 1828 wurde der Antrag für einen Kirchenbau gestellt. Das Grundstück wurde den Rathern von dem Erkelenzer Johann Joseph Esser geschenkt. Dieser verstarb allerdings am Tage nach der mündlichen Zusage der Schenkung plötzlich an Lungenschlag. Die Witwe bestätigte jedoch den Entschluss ihres Mannes.
Am 22. April 1830 fand die Grundsteineinsegnung statt. Über die Feierlichkeiten wurde berichtet, dass „nach der Feier auf dem Kirchplatz die geistlichen Herrn in der Vikarie und die weltlichen Herrn zu dem Wirten Joseph Geraths gingen“ und „beide Gesellschaften tranken Wein nach Herzenslust, ja bis ihnen die Augen aufgingen. Es war Freude über Freude. Hallelujah!“ (ohne Quellenangabe, zitiert nach Evertz, S. 211)
Beim Bau der Kirche packten die Rather tatkräftig an. Bei der Leistung von Spanndiensten trat ein rührender Wetteifer zu Tage. Ein Herrather, und außerdem noch Protestant (!), „leistete so eifrig Hilfe, daß sein Pferd der Anstrengung erlag.“ (ohne Quellenangabe, zitiert nach Evertz, S. 211 und Cohnen, S. 155). Evertz führt im Weiteren genauestens alle von den Rathern geleisteten Naturaldienste auf und ebenso, nach Gewerken getrennt, alle ausgezahlten Löhne.
Am 16. November 1831 wurde die neue Kirche eingeweiht. Evertz zitiert aus einer Chronik: „Das Gedränge der Menschen war so groß, dass man sich nachher wunderte, dass niemand tot geblieben war“. Noch fehlte allerdings der Turm. Dieser wurde erst 1834 vollendet, als am 7. März der Dachdecker Peter Moll und Sohn aus Dalen den Hahn aufsetzte.
Gegen erbitterten Widerstand von Seiten des Beecker Kirchenvorstandes wurde die Pfarre 1837 durch die Urkunde des Erzbischofs Clemens August selbständig. Am 5. August 1837 fand die erste Taufe statt. Der Täufling hieß Viktor Alois. Die Eltern waren Peter Josef Mertens und Johanna Elisabeth Vomberg aus Anhoven.. Im Oktober 1837 wurde die endgültige Abtrennung von Beeck vollzogen. Für Rath begann damit ein neuer Abschnitt der Ortsgeschichte.
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Historischer Verein Wegberg e.V. - 18.02.2021 - Letzte Änderung: 18.02.2021