Historischer Verein Wegberg e.V.

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Mundart in der wissenschaftlichen Erforschung
Das Rheinische Wörterbuch von Josef Müller
und das Rheinische Mitmachwörterbuch des ILR

Das Wörterbuchnetzwerk

Einen ersten Überblick bietet die Internet-Seite www.woerterbuchnetzwerk.de

Hier finden sich die bekannten Enzyklopädien / Konversationslexika, z.B. Meyers Großes Konversationslexikon (6. Auflage, 1905-1909) sowie Auflistungen von Wörterbüchern zur Sprachgeschichte (epochenübergreifend und Mittelhochdeutsch) als auch Spezialwörterbücher.

Bei den regionalsprachlichen Wörterbüchern ist das Rheinische Wörterbuch (RhWb) einschließlich der Nachträge des Kompetenzzentrums - Trier Center for Digital Humantities sowie die Internetseite Regionalsprache.de (REDE) der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz aufgelistet.

Das Rheinische Wörterbuch ist eines der sogenannten großlandschaftlichen Wörterbücher des Deutschen und dokumentiert die in den Rheinlanden und im Raum Mosel und Saar gesprochenen Dialekte.
Es ist nicht zu verwechseln mit dem Rheinischen Mitmachwörterbuch oder dem Historischen Rheinischen Wörterbuch.
Das Rheinische Wörterbuch ist ein wissenschaftlich erarbeitetes neunbändiges Mundartwörterbuch einer westdeutschen Großlandschaft und dokumentiert sowohl niederfränkische als auch besonders mittelfränkische (ripuarische und moselfränkische) Mundarten. Der Lemmaansatz orientiert sich an der Schriftsprache. Die Grundwörter werden glattalphabetisch angeordnet; die mit ihnen gebildeten Zusammensetzungen und von ihnen stammenden Ableitungen  schließen sich hingegen an die Grundwörter an. Das Wörterbuch enthält den dialektalen Wortschatz, wie er etwa von 1880 bis 1930 geläufig war. Sätze aus dem täglichen Leben illustrieren den Gebrauch der Wörter, und auch Redensarten, Wendungen, Sprichwörter und Rätsel finden sich  aufgenommen. Mitunter werden auch bestimmte Bräuche beschrieben, die mit dem durch ein Dialektwort bezeichneten Gegenstand verbunden sind. Das Wörterbuch enthält 208 Wortkarten. Es richtet sich an Sprachwissenschaftler (insbesondere Dialektologen), Volkskundler und  Vertreter anderer Disziplinen ebenso wie an den interessierten Laien.
(Auszug wikipedia)
Rheinisches Wörterbuch
Josef Müller / Heinrich Dittmaier / Karl Meisen / Matthias Zender
Publikationszeitraum: 1928–1971


LINKS:

Rheinisches Wörterbuch




Im Vorwort ist zu lesen:

Zur Geschichte des Rheinischen Wörterbuches

Einer der Begründer der wissenschaftlichen Dialektforschung, Karl Weinhold, hatte der Preußischen Akademie der Wissenschaften längst die Aufgabe ans Herz gelegt, auch dem nördlichen Deutschland mundartliche Wörterbücher zu schaffen, wie sie für Bayern und Schwaben, für das Elsaß und die Schweiz vorhanden oder im Entstehen begriffen waren. Dies Vermächtnis Weinholds aufnehmend, faßte die deutsche Kommission der Akademie zunächst das kultur- und sprachgeschichtlich gleich wichtige Gebiet der Rheinlande ins Auge.

Im November 1904 übertrug sie Johannes Frank in Bonn die Leitung der Arbeiten. Dieser forderte dann in einem Aufruf vom 26. Februar 1905 zur Beteiligung an der Sammelarbeit auf. Schon einige Monate vorher hatte ohne Kenntnis des Planes der Akademie Paul Trense in Rheydt in der Zeitschrift des Vereins für rheinische und westfälische Volkskunde 2 (1905), 1—53, einen Aufruf zur Sammlung des rheinischen Sprachschatzes erlassen, dem sich Josef Müller in Trier, später in Bonn, angeschlossen hatte. Beide beteiligte J. Franck an der Leitung der Arbeiten.

Am 23. Januar 1914 schied J. Franck aus einem arbeitsreichen Leben, er, der wie keiner berufen war, dem Rheinischen Wörterbuch Form und Inhalt zu geben. Auch P. Trense, besonders in der Erschließung des niederfränkischen Teiles unermüdlich, sah sich durch Krankheit und die Nachwirkung schwerer Kriegsdienstjahre in die Notwendigkeit versetzt, die Arbeit am Rheinischen Wörterbuch aufzugeben, nachdem er die Bearbeitung des Buchstabens A eben begonnen hatte. Während des Krieges leitete J. Müller das Wörterbuch allein; bei einer Neuorganisation im Jahre 1919 traten ihm R. Meißner und Th. Frings zur Seite. Unter der gemeinsamen Verantwortung dieses Redaktionsausschusses erscheint nun das von J. Müller bearbeitete Rheinische Wörterbuch.

Mit der deutschen Kommission, die zunächst allein die Mittel bereitstellte, hatte sich 1906 die Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde zur Herausgabe des Werkes verbunden, und auch der rheinische Provinzialverband gewährt fortlaufend in verständnisvoller Würdigung der Bedeutung des Unternehmens einen jährlichen Zuschuß.

Der Plan des Werkes

1. Die ursprünglich geplante Anlage

Die Vorarbeiten und Sammlungen verfolgten den Plan, ein Rheinisches Wörterbuch zu schaffen, das in der Art der großen oberdeutschen Wörterbücher, etwa des Schwäbischen Wörterbuches von Hermann Fischer, das gesamte Wortmaterial der Rheinlande erfaßte, also neben dem heute noch lebendigen auch das der Quellen vom 12. Jahrhundert bis heute. Diese Aufgabe hatte besonders die Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde  im Auge, die bis heute ein historisches Wörterbuch als Hilfsquelle  für geschichtliche Forschung und Urkundenpublikationen entbehrt. Und so wurden alle bis jetzt gedruckten Urkunden, Chroniken, Literaturwerke, außer dem die historische Literatur über alle einzelnen Orte sorgfältig ausgeschöpft, auch einzelne ungedruckte Archivbestände ausgezettelt. Dadurch kam eine solche Fülle älteren Wortmaterials zusammen, daß das Rheinische Wörterbuch dem Vorbild der oberdeutschen Wörterbücher sicherlich gleichgekommen und es möglich gewesen wäre, das Leben eines heute noch geläufigen Wortes oft bis ins 12. Jahrhundert zurückzuverfolgen. In diese Vorarbeit war auch die Sammlung aller gegenwärtigen und urkundlich  bezeugten Vor-, Personen-, Orts- und Flurnamen eingeschlossen.
Dazu sind für die Hauptbegriffe Synonymenlisten angelegt worden, und 70 Wortkarten, die im Institut für geschichtliche Landeskunde der Rheinprovinz eingesehen werden können, veranschaulichen die Lagerung wichtiger Synonymenreihen.  Zeichnungen zu wichtigen Sachbegriffen, die deutlicher als jede Beschreibung  wirken, könnten nach dem Vorgang des Hessen-Nassauischen Wörterbuches  hinzugefügt werden.
Nach diesem ursprünglichen, umfassenderen Plane entstanden nach 1919 vierzehn Quartbände Manuskript, je 600 Seiten enthaltend und die Buchstaben A—B behandelnd, in denen das Leben jedes Wortes durch zahlreiche urkundliche  und aus dem heutigen Leben gegriffene Belegsätze beleuchtet wurde; Volkskundliches gliederte sich in breiterer Ausführung als jetzt an.

Die wirtschaftliche Not unserer Zeit, die gegenüber der Vorkriegszeit  bedeutend gestiegenen Druckkosten, vor allem die Rücksichtnahme auf die wirtschaftliche  Lage der Bezieher des Wörterbuches — es sind vor allem die rheinischen Lehrer — machten die Drucklegung in der ursprünglich vorgesehenen Ausführlichkeit unmöglich.

            

So hat notgedrungen das Rheinische Wörterbuch die Form annehmen müssen, in der jetzt der erste Band vorliegt; seine Drucklegung (1923—1927) hat sich oft genug unter der wirtschaftlichen Not verzögert; selbst ein Verlagswechsel2) wurde notwendig. Es darf aber nunmehr die bestimmte Erwartung ausgesprochen werden,  daß die folgenden Bände in rascherer Folge erscheinen.

Das Rheinische Mitmachwörterbuch

Die regionale Umgangssprache ist heute für die meisten Menschen an Rhein  und Ruhr die Alltagssprache, sie hat in weiten Bereichen die Dialekte  abgelöst. Doch sie ist bisher wenig dokumentiert worden. Um dies für den  Wortschatz der Alltagssprache an Rhein und Ruhr zu ändern, startete das  Sprachteam des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte vor über zehn Jahren das Projekt "Rheinisches Mitmachwörterbuch".  In dieser Online-Anwendung wurden mit Hilfe der Menschen an Rhein und  Ruhr die typischsten Wörter dieser Sprachvarietät gesammelt, inklusive  ihrer verschiedenen Bedeutungen, Lautvarianten und regionalen  Verbreitung. Inzwischen sind über 4500 Wörter eingetragen worden (von fimschich über den Molli machen bis hin zu Zimtzicke), die nun in einem Lexikon online nachgeschlagen werden


Neben einigen Erklärungen, Hinweisen zur Nutzung und einer knapp zweimonatlich ergänzten Rubrik „Wort des Monats“ enthält die Website vier wesentliche Bereiche:

Lesen.
Man kann wie in einem gedruckten Buch lesen. Auch die  Seitengestaltung kommt einem Druckwerk relativ nahe. Die Stichwörter  sind alphabetisch verzeichnet, verwandte Wörter erscheinen im Alphabet  unter dem entsprechenden Hauptstichwort. Für jeden Anfangsbuchstaben  gibt es eine eigene Seite, die jedoch den Umfang einer Druckseite bei  weitem übersteigen.
Blättern.
Bei der Funktion „Blättern“ wird der Wortschatz über mehrere  Stichwortlisten erschlossen, die jeweils einen Teil des Alphabets  umfassen. Die Wahl eines Wortes führt auf eine Seite nur zu diesem  Stichwort, wie im nächsten Abschnitt beschrieben.
Suchen.
Man kann sich die 50 letzten Neuzugänge anzeigen lassen oder gezielt  nach einem Wort suchen. Dann bekommt man eine Auswahlliste mit  Artikeln, in denen dieses Wort vorkommt, sei es als Stichwort oder in  einem Beispielsatz oder gleich einen Auszug des bisher gesammelten  Materials nur zu diesem Wort. Auf der Seite mit dem Suchergebnis ist es  auch möglich, Ergänzungen oder Bemerkungen oder klärende Beispiele  einzugeben. Diese Kommentare erscheinen sofort auf der Webseite unter  dem eigentlichen Artikel. Sie werden im Laufe der Zeit redaktionell in  die Artikel eingearbeitet.
Mitmachen.
Fehlt ein Wort, so kann man über den Menüpunkt „Mitmachen“ ein Eingabeformular erreichen, womit man eine e-mail an die Redaktion sendet und ihr mitteilt, was man zu diesem Wort und seiner Erklärung beitragen kann.
Es wird sowohl nach Beispielsätzen, als auch nach der regionalen Herkunft von Wörtern, Ausdrücken  und Sprechweisen sowie der Sprecher/Schreiber gefragt. Diese Angaben  sind, genauso wie die Namen der Mitwirkenden, freiwillig. Eine Anmeldung  ist weder nötig noch möglich, und man kann vermuten, dass einzelne  Versehen und Fehler in Beiträgen von der Redaktion erkannt und  ausgesiebt werden. Dabei werden wahrscheinlich Zahlen der Nennung und  Verbreitung einzelner Wörter erhoben, wie auch in den bisherigen  regelmäßigen Erhebungen per Fragebogenaktion.  Derzeit werden auf den Webseiten des Mitmachwörterbuchs keine Zahlen  angegeben, wie oft etwa ein bestimmtes Wort belegt ist. Allerdings ist  erkennbar, dass die Bearbeitung der Eingaben Wochen und Monate auf sich  warten lässt, so dass von einer entsprechend hohen Beteiligung  ausgegangen werden kann. Dafür spricht auch die im ersten halben Jahr  des Bestehens von Null auf rund 600 Namen gewachsene Liste der mit ihrer  namentlichen Nennung einverstandenen Schreiber.


Historischer Verein Wegberg e.V. - 09.09.2021 - Letzte Änderung: 12.11.2022

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