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Sonntag, 04.10.2015 - Archäologietour Nordeifel
- Eine Reise durch die Zeiten - am 1. So. im Oktober
Ein Fotobericht von Hermann-Josef Heinen
Unter der Leitung von Frau Dr. Ulrike Müssemeier vom LVR-ABR und erfahrenen Kennern der Eifel wurden auch in diesem Jahr ganztägige Busexkursionen angeboten. Die Busse starteten in diesem Jahr am Bahnhof Kall. Von 10 bis 18 Uhr wurden sechs Denkmäler und Fundstellen angefahren.
Das Amt des LVR für Boden-denkmalpflege im Rheinland und die beteiligten Städte und Gemeinden im Kreis Euskirchen veranstalteten am Sonntag, 4. Oktober 2015, die 9. Archäologietour Nordeifel. Auch in diesem Jahr nahmen Mitglieder der Archäologie-Gruppe des Historischen Vereins Wegberg wieder teil.
Dr. Ulrike Müssemeier vom LVR
Foto: Sieglinde Mülhens/LVR
Foto: Sieglinde Mülhens/LVR
Foto: Karin White-Rahneberg/LVR
Erste Station war Gemünd-Mauel mit ausgewählten Stationen des Eisen-Wanderweges. Lange bevor das Ruhrgebiet zur Stahlschmiede Deutschlands wurde, war Gemünd bereits ein Zentrum der Eisenproduktion. Der knapp 3 km lange Eisen-Wanderweg thematisiert dies an acht anschaulich gestalteten Stationen. Im Ortsteil Mauel ist ein Eisenhüttenstandort seit dem 15. Jahrhundert belegt. Begleitet wurde unser Bus durch eine Gebärenden-Dolmetscherin.
Weiter ging es zur Burg Blankenheim mit einer Führung unter dem Motto "900 Jahre Herren von Blankenheim". Die Burg auf einem Felsen oberhalb von Blankenheim wird 1273 erstmals genannt; die Herren von Blankenheim sind bereits 1115 - also vor 900 Jahren belegt. Diesem einst reichsten und mächtigsten Grafengeschlecht der Eifel verdankt die im Kern romanische Burg ihre Entstehung.
Nächster Halt war in Nettersheim-Engelgau: "Von der Römervilla zur Ahekapelle". Schon in römi-scher Zeit war das Gelände um die spätere Ahekapelle besiedelt. Im Spätmittelalter gab es hier außer der Kapelle mehrere Höfe, ein Wirtshaus, eine Mühle sowie Mühl- und Fischweiher. Die dem Hl. Servatius geweihte Wallfahrtskapelle hat überdauert; ihr Name leitet sich vom „Ahebach“ ab, so lautete der frühere Name des Genfbaches. Heute ist sie Ziel von Wallfahrten am 13. Mai, dem Namenstag des Hl. Servatius.
Im Umfeld der Ahekapelle wird es in römischer Zeit ein Landgut, eine sogenannte villa rustica, gegeben haben. Diese einzeln liegenden Höfe sind typisch für die ländliche Besiedlung in römischer Zeit. In Berichten des 19. Jahrhunderts werden Mauerzüge sowie mit Resten von Skulpturen und Inschriften versehene Quader erwähnt. Im Fundament und im Eingangsbereich der Kapelle sind römische Grabinschriften vermauert. Auch dies spricht für ein römisches Landgut, denn es war üblich, die Verstorbenen dieser Anwesen auf dem Hofgelände, in seinem direkten Umfeld oder an nahe gelegenen Wegen oder Straßen zu bestatten. Im Mittelalter recycelte man das römische Steinmaterial für den Bau der Kapelle.
Über die "Verkehrserschließung und Denkmalpflege im 19. Jahrhundert" wurde im Bahnhof Bad Münstereifel informiert. Die verkehrstechnische Erschließung der Eifel erfolgte im 19. Jahrhundert durch den Straßenbau sowie den Auf- und Ausbau des Bahnnetzes. Mit dem Anschluss an das Bahnnetz ging die wirtschaftliche Neuorientierung der Stadt Münstereifel einher. Der Bahnanschluss kam gerade rechtzeitig, um die Entwicklung zum Tourismusort und später zum Kneipp-Heilbad zu fördern. Wenige Jahre vor der Eröffnung der Bahnlinie am 3. Oktober 1890 hatte man in der Stadt die Bedeutung und den Wert des Stadtbildes und des Bodendenkmals Stadtmauer erkannt. Daher galt es, die Lage des neuen Bahnhofgebäudes zur Stadtmauer besonders fein auszutarieren.
In die Zeit des Mitteldevons wurden die Besucher bei Kall-Keldenich bei der Führung "Fossilien im Steinbruch am Schwalbenhof" versetzt. Der Steinbruch bei Keldenich in der Sötenicher Kalkmulde zeigt beeindruckende tektonische Phänomene. Sein fossilreicher Kalkstein ist vor rund 385 Millionen Jahren im Mitteldevon entstanden. Am Boden eines flachen, tropisch-warmen Meeres bildeten sich ausgedehnte Riffe. Zu ihren wichtigsten „Erbauern“ zählten Kalkschwämme und Korallen. Im Riff selbst lebte eine reiche Fauna, u. a. Seelilien, Armfüßer, Muscheln, Schnecken und Fische. Die hier gewonnenen Forschungsergebnisse wurden im Rahmen der Führung vorgestellt.
Sechste und damit letzte Station war in Zülpich-Bürvenich: "Gut gekühlt - der Felsenkeller von 1858". Anton Nagelschmidt, Bürvenicher Brauereibesitzer, ließ 1858 mit erheblichem Aufwand einen gewaltigen, mehrteiligen Eiskeller zur Bierkühlung in den Eifelhang unterhalb seiner Villa sprengen. Vor Erfindung der Kühltechnik dienten solche mit Wintereis gekühlten Felsenkeller wegen ihrer konstant niedrigen Temperatur oft dazu, Bier oder Wein kühl zu lagern. Hier wurde der Keller in den anstehenden, dolomitischen Kalk- und Sandstein des Obersten Muschelkalks getrieben. Er zählt zu den besten Aufschlüssen dieser Gesteine im „Mechernicher Triasdreieck“.
An allen Stationen standen Mitmachangebote für Groß und Klein auf dem Programm, für das leibliche Wohl sorgten örtliche Vereine mit einem bunten Angebot.
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Nordeifel 2015
Historischer Verein Wegberg e.V. - 04.10.2015 - Letzte Änderung: 12.08.2019