Historischer Verein Wegberg e.V.

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Panorama-Aufnahme Wegberg mit Burg Wegberg, Forum, Wegberger Mühle, Rathaus und Pfarrkirche St. Peter & Paul, Foto: Heinen
Veranstaltungsreihe "Geschichtswerkstatt vor Ort"
- Ortsgeschichtlicher Bildervortrag
im Anton-Heinen-Haus in Rickelrath

Der Historische Verein Wegberg veranstaltete am 31.03.2023 im Rahmen seiner Reihe „Geschichtswerkstatt vor Ort“ gemeinsam mit dem Angerdorf Rickelrath e.V. einen ortsgeschichtlichen Bildervortrag im Anton-Heinen-Haus. Pläne hierzu hatte es bereits vor der Corona-Pandemie gegeben, die jetzt endlich von den beiden ortskundigen Vereinsmitgliedern Maria Tannhäuser und Hans-Peter Jans umgesetzt werden konnten.
 

Nach der Begrüßung durch die Vorsitzenden der beiden Vereine, Michael Reiners und Hermann-Josef Heinen, führte Maria Tannhäuser die zahlreich erschienenen Besucher kenntnisreich durch eine unterhaltsame Geschichtsstunde. Hans-Peter Jans gab hierzu Kostproben aus seinem reichlichen Bilderfundus zum Besten. Gezeigt wurde eine Vielzahl historischer Aufnahmen, die interessante Einblicke in das vergangene Jahrhundert des Dorfes boten.

Gut besucht war der Bildervortrag im Anton-Heinen-Haus in Rickelrath, Foto: Hans-Peter Jans

Ein Bericht vom Abend
von Maria Tannhäuser

Hauptthema waren die Geschäfte und Unternehmer, die es früher in Rickelrath gab: Lebensmittelläden, Bäckerei, Schmiede, Schuster, Druckerei, mehrere Gastwirte, Saatguthandel, Friseur, Schürzenfabrik, Post, Seidenspinnerei, Geflügelzucht, Schreinerei, Tankstelle, Fahrrad- und Haushaltswarengeschäft. Diese Geschäfte sind inzwischen fast alle verschwunden.

Das zweite Thema beschäftigte sich mit dem Einfluss des Nationalsozialismus auf Kirche und Schützenbruderschaft in Rickelrath. Der Bund der deutschen Schützenbrüder wurde 1936 verboten. Die Bruderschaften mussten in den Deutschen Schützenverband für Leibesübungen eintreten. Bei Veranstaltungen waren Bürgerscheiben aufzustellen, auf die jeder schießen konnte. Ab Ende 1936 gab es keine Jahreshauptversammlung mehr. Brudermeister und Vorsitzende wurden nicht mehr gewählt. Der Gauleiter von Wegberg wählte aus drei vorgeschlagenen Kandidaten den „Obersten Schützenbruderschaftsführer“, der fortan alle Entscheidungen fällen konnte. Die Schützenbrüder durften nicht mehr in Schützenuniform an kirchlichen Veranstaltungen teilnehmen. Für verstorbene Schützen durfte kein Seelenamt mehr bestellt werden.

Ab 1937 durften Geistliche keinen Religionsunterricht mehr in Schulen geben. Ab 1942 wurde der Religionsunterricht vollkommen abgeschafft. Dafür gab es jetzt neue Fächer: Naturkunde und Naturlehre (wahrscheinlich Rassenlehre). Für Leibeserziehung gab es vier Noten: Leichtathletik, Turnen, Spielen, Allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit.
 
1941 wurde der Rickelrather Pfarrer Stappers verhaftet. Er überlebte die Haft nicht. 1942 kam Pfarrer Feldhaus nach Rickelrath.

Am 27.2.1945 mussten alle noch im Dorf verbliebenen Einwohner Rickelrath verlassen. Dabei wurden ein Rickelrather, eine unbekannte Frau und vier deutsche Soldaten erschossen. Als sie nach etwa einer Woche in den Ort zurückkehren konnten, fanden sie ihre Häuser geplündert vor.

Nach dem Krieg lösten die Alliierten alle bestehenden Vereine auf. Die kirchlichen Bruderschaften durften sich allerdings recht schnell wieder formieren. Die Kirche argumentierte, das Wort „Schützen“ käme von „beschützen“. Aufgabe der Schützenbrüder sei es, die Kirche zu beschützen. Die Schützenuniformen wären kein Zeichen von Militarismus, sondern von altem Brauchtum. Als Beweis für den Bezug zur Kirche verlangten die Alliierten, dass der Pastor Mitglied des Vorstands sein müsse.

In Rickelrath berief Pfarrer Feldhaus die Schützen zur ersten Generalversammlung am 25.2.1946 ein. Um 22.30 Uhr mussten alle wieder zu Hause sein, denn es galt noch die Ausgangssperre. Pastor Feldhaus kündigte an, dass die während der Zeit des Nationalsozialismus verbotenen Prozessionen wieder eingeführt würden, und er äußerte den Wunsch, dass bei der Fronleichnamsprozession der Baldachin über dem hl. Sakrament von Mitgliedern der Bruderschaft getragen werde. Hierbei sollte symbolisch die Schutzfunktion der Schützenbrüder deutlich gemacht werden.


Zum Abschluss des Vortragsabends konnten Maria Tannhäuser und Hans-Peter Jans die Besucher mit vielen lustigen Schnappschüssen von verschiedenen Karnevalsfeiern in Rickelrath überraschen. Den Beifall hatten sich die beiden redlich verdient.

Eine kleine Auswahl der gezeigten Bilder

Historischer Verein Wegberg e.V. - 31.03.2023 - Letzte Änderung: 04.04.2023

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