Informationen zum Standort:
Auf einem nach Westen markant ins obere Erfttal hineinragenden Sporn des Hardtwalds liegt der Alte Burgberg. Er bietet einen weiten Blick in die fruchtbare Bördenlandschaft und damit einen Überblick in die Siedlungslandschaft der ausgehenden Eisenzeit vor 2.000 Jahren zu seinen Füßen.
Die Ausgrabungen der 1920er-Jahre durch den Bonner Archäologen Hans Lehner wurden in zeittypischer Weise als lange Suchschnitte durch die Wälle und die Gräben der Anlage geführt. Sie zeigten einen durch Steine und Hölzer verstärkten Wall, der auf der nach Osten flach auslaufenden Kuppe durch einen weiteren Wall verstärkt wurde. Auch eine zentrale Toranlage wurde ausgegraben. Die Bearbeiter deuteten die Gestalt der Befestigung als einen bei Caesar beschriebenen murus gallicus, also eine keltische Mauer, bestehend aus einem hölzernen Rahmenwerk, das an beiden Seiten mit einer Trockenmauer verblendet wurde. Durch die geringe Breite der seinerzeit angelegten Grabungsschnitte ist dieser Nachweis aus heutiger Sicht jedoch nicht vollständig gelungen.
Eine größere Untersuchungsfläche im Innenraum der 6.4 ha großen ellipsenförmigen Befestigungsanlage zeigte darüber hinaus zeitgleiche Bebauungsspuren. Leider sind große Teile der Dokumentation heute verschollen, nur der große Gesamtplan und eine durch Meß-Skizzen ergänzte Fotodokumentation sind im Ortsarchiv des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland erhalten.
Die Ausgrabung im Februar und März 2019 sollte an diesem für die Geschichte im Rheinland hochrangigen Bodendenkmal ergänzende Erkenntnisse zu Aufbau und Gestalt des Innenwalles sowie dessen Datierung erbringen. Zu diesem Zweck wurde an zwei Stellen im Osten der Anlage ein Profil des Walles angelegt, davon wird eines bei der Archäologietour präsentiert:
Im Kern der heute sichtbaren Wallschüttung wurde zunächst eine ältere Befestigung erkannt. Zumindest in Teilen war diese einem Feuer zum Opfer gefallen. Der älteste Wall ist zeitlich unbestimmt, dürfte aber wenigstens in die mittlere Eisenzeit (Mitte des 1. vorchristlichen Jahrtausend) zurückreichen. Auf diese Schüttung wurden in der späten Eisenzeit (2. oder 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts vor Chr.) zwei Mauerschalen in trockener Bauweise gesetzt, die im Inneren mit Hölzern und Erdmaterial hinterfüttert wurden. Die Mauer war insgesamt 3,35 m breit, der Wall misst noch heute 1,75 m Höhe. Eine Brustwehr oberhalb der Mauer wird man annehmen dürfen; sie ist aber an keiner Stelle nachgewiesen worden.
Aus den Pfostenlöchern der Holzkonstruktion stammen einzelne verkohlte Getreidekörner, die beim Bau der Konstruktion in die Baugrube gefallen waren. Durch sie wird eine genaue Messung des Gehalts an dem Kohlenstoffisotop 14-C ermöglicht, dessen Zerfall den zeitlichen Abstand zum
heute in der Atmosphäre verfügbaren radioaktiven Kohlenstoff anzeigt. Dadurch lässt sich der Bau der späteisenzeitlichen Anlage in die Zeit von auf 197–47 vor Christus bzw. 166 v.Chr. – 20 n.Chr. mit einer 95,4%-iger Wahrscheinlichkeit berechnen. Aus archäologischen und historischen Gründen ist ein Bau der Anlage in der 2. Jahrhunderthälfte vor Christus jedoch nicht mehr sinnvoll denkbar.
Ähnliche Anlagen dieser Art sind im nördlichen Rheinland nur noch auf dem Petersberg bei Bonn, bei Bergisch Gladbach-Bensberg (Erdenburg) und bei Kreuzau-Winden bekannt sowie in Riemst, Prov. Limburg (Caestert-Plateau) bei Maastricht. Sie reichen in ihrer Größe in keiner Weise an die (ost-)gallischen Befestigungsanlagen (Oppida) heran, deren bekannteste am Mont Beuvray, Dép. Saône-et-Loire (Bibracte), am Titelberg in Luxemburg oder bei Clermont-Ferrand, Dép. Puy-deDôme (Gergovia) ein Schlaglicht auf die kulturelle Eigenständigkeit der späteisenzeitlichen, keltischen Gesellschaft werfen. Am nördlichem Rande der keltischen Einflusssphäre lebte das Volk der Eburonen, das von Caesar in seinem Buch über den Gallischen Krieg beschrieben wurde und deren legendäre Anführer Ambiorix und Catuvolcus 54/53 v.Chr. zwei römische Legionen aus deren Winterlager herauslockten und vernichteten. Caesar beschrieb die Vernichtung des Volksstammes durch eine Strafexpedition (Caesar, Bell. gall. VI, 30, 4 bis 34,8.).
Das Siedlungsgebiet der Eburonen wird im Rheinland zwischen dem Rhein, der mittleren Maas in Belgien und dem niederländischen Gebiet des südlichen Waal/Rhein-Gebiet angenommen, ist aber durch archäologische Funde nur ungenau zu belegen. Ebenso schwer ist der caesarische Genozid archäologisch zu zeigen. Am Befestigungswall des Alten Burgbergs bei EuskirchenKreuzweingarten lässt sich eine Zerstörung durch Caesar bislang nicht aufzeigen.
Betreuung vor Ort:
Silke Winter und Stefan Riegel (Stadt Euskirchen): Begrüßung der Busgruppen
Petra Tutlies M.A. (LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland): Referentin
Dr. Claus Weber (LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland): Referent
Marcus Brüggemann (LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland): Referent, Grabungstechnik
Oliver Becker (LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland): Infostand
Sylvia Günther (LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland): Kinderprogramm
Michael Tetzlaff (LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland): Infostand, Ausgrabung
Forstinspektor Michael Holzwarth (Wald und Holz NRW, Regionalforstamt Hocheifel – Zülpicher Börde): Referent
Programm:
Neueste Ergebnisse zum Ringwall Alter Burgberg – Archäolog*innen berichten am Ausgrabungsschnitt, Präsentation der Funde.
Nachhaltige Wald- und Forstwirtschaft – engagierte Förster*innen des Regionalforstamtes Hocheifel-Zülpicher Börde informieren.
Für Kinder: Sandkasten-Ausgrabung mit Dokumentation der Funde
Bewirtung:
Der Kreuzweingartener Eventhof „Zum alten Brauhaus“ serviert am Infopunkt Kartoffelsalat mit Würstchen sowie Getränke.