Mittwoch, 23.07.2015 - Wegberg / Erkelenz
Kulturhistorische Führung durch Erkelenz
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Veranstaltungen 2015
Im Rahmen der Veranstaltungen zum 25-jährigen Jubiläum hatte der Historische Verein Wegberg am Donnerstag, den 23.07.2015, zu einer Fahrt nach Erkelenz eingeladen und Mitglieder und interessierte Gäste waren der Einladung gefolgt.
Weitere Fotos von der Führung sehen sie in der Bildergalerie mit Fotos von Heinz Eßer
Mit Unterstützung des Heimatvereins der Erkelenzer Lande stand ein Besuch des Stadtarchivs und eine Führung durch die Stadt auf dem Programm.
Am Morgen stand zunächst eine Führung im Stadtarchiv an. Frau Karo Meyntz und Frau Dr. Alice Habersack führten die Besucher durch ihr neues Gebäude und führten ihre Schätze vor.
Optisch ziemlich unscheinbar, aber umso bedeutsamer für die lokale Geschichte, ist die Schenkungsurkunde von Kaiser Otto I. an das Marienstift in Aachen vom 17. Januar 966, in der Erkelenz und verschiedene umliegende Orte zum ersten Male urkundlich erwähnt werden.
Optisch auffälliger und beeindruckender war die ebenfalls im Original vorliegende sog. "Baux-Chronik", eine 290 Seiten umfassenden Stadtchronik vom Stadtschreiber Mathias Baux aus dem 16. Jahrhundert, die in Kürze übersetzt und wissenschaftlich aufgearbeitet wird.
Die Besucher waren angetan von den farblichen Illustrationen, die neben den vielen Wappen aus der geldrischen Zeit auch die Jungfrau "Erka" zeigen, eine mythologische Gestalt, auf die der Chronist Mathias Baux den Stadtnamen zurückführt.
Hinter dem Haus Spiess stellten sich die Besucher aus Wegberg zum Gruppenfoto auf.
Nach einer Mittagspause begrüßte Christian Fabry zusammen mit Hubert Rütten und Theo Görtz vom Heimatverein der Erkelenzer Lande die Besucher aus Wegberg im Alten Rathaus.
In einem kurzen Referat stellte Fabry einige Eckdaten der Geschichte Erkelenz vor: Erste urkundliche Erwähnung fand Erkelenz in einer Schenkungsurkunde von Kaiser Otto im Jahre 966. An der Kreuzung von zwei Handelsstraßen Köln-Antwerpen und Aachen-Krefeld gelegen, entwickelte sich Erkelenz im Mittelalter zu einem wirtschaftlichen Mittelpunkt der Region. Im Jahre 1326 erhielt die Ortschaft Stadtrechte. Seine Blütezeit erlebte Erkelenz zu geldrischen Zeit im 16. Jahrhundert, in einer Zeit, als nach einen verheerenden Stadtbrand auch das "Alte Rathaus" im Jahre 1546 gebaut wurde.
Im Jahre 1815, als der Niederrhein zu Preußen kam, wurde Erkelenz Kreissitz. Weitere große Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt hatte der "Bohrpionier" Anton Raky. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt stark zerstört. In Folge der kommunalen Neugliederung im Jahre 1972 verlor Erkelenz den Kreissitz und viele Erkelenzer befürchteten einen wirtschaftlichen Niedergang. Doch das Gegenteil war der Fall: Es entstanden viele neue Wohngebiete, auch in den Außenorten, zum Teil natürlich auch bedingt durch die Planungen des Braunkohle-Abbaus. Erkelenz entwickelte sich zur "Schulstadt" mit 5000 Schülern.
Über die Schülergasse ging es zum Franziskanerplatz, wo sich früher die Maar, ein großer Brandweiher, befand. Hubert Rütten zeigte den Besuchern den neugepflanzten Mispelstrauch, der "Geldrischen Rose", dessen Blüten die geldrischen Wappen zieren.
Weiter ging es durch die Patersgasse, eine der malerischsten Perspektiven der Altstadt, wo sich im hinteren Teil einer heutigen Gaststätte die ehemalige Synagoge der jüdischen Gemeinde befunden hat. Heute sind nur noch die spitzgiebeligen Fenster der Synagoge erhalten.
Zurück ging es nun, auch im übertragenem Sinne, in die "Franzosenzeit", zum Haus Spiess, benannt nach dem von den Franzosen eingesetzten Verwaltungsbeamten Johann Joseph Spiess, der sich in Erkelenz eine repräsentative Stadtvilla bauen ließ. Als dann Stadtführer Rütten erklärte, dass die beiden Löwen am Hofportal ursprünglich vom Tor des Wegberger Klosters stammten, wurde spontan über die "Rückführung von Beutekunst" diskutiert.
Über die Gasthausstraße führte den Weg zur Leonardskapelle. Heute wird das restaurierte und umgebaute Gebäude für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Das sog. "Gasthaus" war eine typische mittelalterliche Einrichtung für mittellose, alte und pflegebedürftige Mitbürger. Von einem malerischen Gartenweg aus ist noch der Brunnen des Gebäudekomplexes zu sehen.
Vom Johannismarkt war bereits die Burg zu sehen, die urkundlich 1349 erstmals erwähnt wird. Bereits seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts war die Anlage dem Verfall preisgegeben und wurde erst 1959 rekonstruiert. Der Ausblick vom 24 m hohen Burgturm bot bei klarem Wetter einen grandiosen weiten Blick in die Erkelenzer Lande, ebenso auf den alten Straßenzug "Im Pangel" mit seinen malerischen Fachwerkhäusern und auf die Reste der alten Stadtmauer an der Wallstraße.
Vorsitzender Karl Küppers bedankte sich bei den Stadtführern mit einem Geschenk für die informative Führung.
Die Führung endete auf dem Marktplatz, wo die Besucher aus Wegberg vom Heimatverein der Erkelenzer Lande zu Kaffee und Kuchen eingeladen wurden.