Im September 1626 begannen die Spanier mit der Errichtung eines etwa 40 km langen, von Rheinberg bis Venlo, vom Rhein bis zur Maas reichenden Stichkanals. Die ,Fossaʻ (lateinisch für ,Grabenʻ) sollte die abtrünnigen niederländischen Provinzen von der Expansion nach Süden abhalten. Nach erfolglosen militärischen Operationen versprach sich das habsburgische Spanien von einer wirtschaftlicher Blockadepolitik den größten Nutzen gegen die niederländischen Generalstaaten. Für ihren Widerstand gegen die spanische Besatzung waren die nordniederländischen Provinzen von ihren auf dem Handel beruhenden wirtschaftlichen Erträgen abhängig, die maßgeblich auf der Ein- und Ausfuhr von Waren über die großen Wasserstraßen wie Rhein und Maas beruhten.
Benannt wurde das ehrgeizige Projekt nach der in Brüssel residierenden spanischen Regentin, Erzherzogin Isabella Clara Eugenia († 1633), einer Tochter König Philipps II. († 1598). Der Bau der künstlichen Wasserstraße band zeitweise bis zu 8.000 Arbeiter, blieb jedoch – nach anfänglichen Fortschritten vor allem im Abschnitt von Rheinberg bis Geldern – aufgrund vielfältiger Widernisse unvollendet. So boten die von den Spaniern geplanten 24 Verteidigungsschanzen, darunter das stark fortifizierte Geldern sowie zwei große Erdschanzen mit je vier Bastionen, gegen angreifende niederländische Truppen keinen hinreichenden Schutz, da sie – bis auf eine Ausnahme – auf der südlich gelegenen Kanalseite gelegen waren. Logistische und bautechnische Schwierigkeiten verzögerten die Errichtung des zweiten Teilstücks von Geldern nach Venlo.
Nach zweijähriger Bauzeit überforderten die ständig steigenden Kosten die finanziellen Möglichkeiten der spanischen Krone, so dass die Grabungs- und Ausbauarbeiten zum Erliegen kamen. Spätestens nach der Eroberung der geo-strategischen Fixpunkte Venlo und Rheinberg (1632/33) sowie ’s-Hertogenboschs und Maastrichts durch die Generalstaaten hatte die teilvollendete Fossa Eugeniana jede wirtschaftliche und militärische Bedeutung verloren. Der Westfälische Frieden 1648 zementierte schließlich die Trennung der nördlichen Niederlande von deren weiterhin unter spanischer Herrschaft stehenden südlichen Teilen. Mit dem Friedensschluss von Münster und Osnabrück erlangte die neue Republik der Vereinigten Niederlande gewissermaßen die ,offizielle‘ Anerkennung der europäischen Staatenwelt. Das Oberquartier Geldern verblieb in spanischer Hand und wurde den südlichen Niederlanden inkorporiert. Nach ihrer Fertigstellung hätte die Fossa Eugeniana nicht nur das Oberquartier, sondern auch die wirtschaftliche Lebensader der nördlich gelegenen Regionen durchschnitten.
Der unvollendete Kanal symbolisiert zugleich den vergeblichen Versuch des geschwächten Spanien, seine Herrschaft über die gesamten Niederlande aufrecht zu erhalten. Bis heute sind die unter Denkmalschutz stehenden Überreste des Kanals und seiner Festungsanlagen sind erhalten, so zwischen Rheinberg und Geldern und namentlich die Doppelschanze nahe der niederländisch-deutschen Grenze bei Lingsfort. Auch die zur Überwindung von Höhenunterschieden errichtete Schleusenkammer bei Rheinberg zählt zu diesen Denkmälern. Entlang der niederländischen Grenze bei Walbeck erinnert das „Grift“ genannte Bächlein, ein durch Waldgebiet mäanderndes Rinnsal, an das gescheiterte Großvorhaben eines Stichkanals vom Rhein bis zur Maas.
Diese und weitere historische Zusammenhänge und Entwicklungen von regionaler und europäischer Tragweite lassen sich am zeitgenössischen Kartenmaterial der Emilie und Hans Stratmans-Stiftung ebenso spannend wie anschaulich darstellen. Die Kupferstiche zeigen nicht nur Festungsanlagen en detail oder Schubkarren schiebende Arbeiter im Graben, sondern darüber hinaus damals in Planung befindliche Teilabschnitte oder die unter niederländischem Artilleriebeschuss stehende Baustelle. Bereits Karten des 17. Jahrhunderts verzeichnen das Teilstück nahe Walbeck als „De Nieuwe Grift“. Als faktische Grenze hatte die Fossa Eugeniana nur wenige Jahre und nur im Teilabschnitt zwischen Rheinberg und Geldern Bestand, als imaginäre Grenze jedoch steht sie an einem Scheidepunkt europäischer Geschichte des 17. Jahrhunderts.