Samstag, 21.06.2014 - Radwanderung nach Beeck
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Veranstaltungen 2014
Als Tante Juliane im Morgenmantel Brötchen einkaufen ging
– Mit dem Rad in die Geschichte Beecks
Ja, das waren noch Zeiten! Gespannt lauschten die Zuhörer den Worten von Heinz Gerichhausen, als dieser allerlei Anekdötchen über die Wirtin des Hotels zur Post in Beeck erzählen konnte.
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Aber der Reihe nach: Am Samstag, den 21. Juni veranstaltete der Historische Verein Wegberg seine diesjährige Radwanderung. Ziel des Ausfluges war die Ortschaft Beeck mit ihren Denkmalen und Sehenswürdigkeiten.
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Karl Küppers machte sich um 13 Uhr eine Gruppe von fast 20 Mitgliedern des Vereins und interessierten Gästen unter der Führung des stellvertretenden Vorsitzenden Klaus Bürger auf den Weg nach Beeck. Bei ihrer Ankunft an der Pfarrkirche wurde die Gruppe von Hermann-Josef Heinen vom Historischen Verein und von Heinz Gerichhausen, dem langjährigen ehemaligen Vorsitzenden des Heimatvereins Beeck, willkommen geheißen.
Auch wenn die Pfarre Beeck und ihre Kirche erst spät, im 15. Jahrhundert, erwähnt wird, reicht ihr Ursprung vermutlich in die fränkischer Zeit zurück. Beleg hierfür ist die Motte, errichtet um 1000, sowie eine Ritterburg, die später auf der Motte errichtet wurde, das "Herz von Beeck", wie Heinz Gerichhausen ausführte. Vor einer von ihm entworfenen Info-Tafel, berichtete Heinz Gerichhausen ausführlich über die Entstehung, den Bau und Zweck der Motte, dem Kernpunkt der Siedlungsgeschichte von Beeck.
Danach ging es zum Kirchplatz mit dem Friedhofskreuz aus dem Jahre 1791 und den wunderschönen alten Häusern, die den rechteckigen Platz umgeben. Leider wird dessen Idylle inzwischen durch einige Neubauten gestört. Die zweigeschossigen Häuser mit ihrem bürgerlich-städtischen Eindruck verweisen auf den Wohlstand aus der Zeit des Flachsanbaus. Besonderes Augenmerk lenkte Heinz Gerichhausen auf das Haus Kirchplatz 6, ein Patrizierhaus, erbaut Mitte des 18. Jahrhunderts, mit Blausteinrahmen um Türe und Fenster im typischen Aachener Couven-Stil. Das Nachbarhaus, Kirchplatz Nr. 4, aus dem Jahre 1734 zeigt mit seiner Backsteinfassade noch einen bäuerlichen Charakter.
Erwähnt wurde natürlich auch das Haus Kirchplatz 7. Das ehemalige Bürgermeisteramt beherbergt heute das Europäische Volkstrachten- museum, einem Projekt, das Heinz Gerichhausen besonders am Herzen lag.
Besonders prägend für das Gesamtbild des historischen Kirchplatzes ist das Hotel zur Post, in Beeck und Umgebung eher als "Tante Juliane" bekannt, wie noch auf einer alten Leuchtreklame zu lesen ist. Das Gebäude zeigt sich heute leider nicht mehr in der alten Pracht der ehemaligen Poststation. Die bereits in der Überschrift erwähnte Tante Juliane, Wirtin des Hotels, passte mit ihrem extravaganten Auftreten offensichtlich so gar nicht ins Dorfbild. Sie trug auffällige Garderobe, hielt sich außergewöhnliche Tiere, und anderem auch Affen, und versuchte mit Erfolg ihrem Papagei das Sprechen beizubringen. Schließlich konnte dieser dem damaligen Bundeskanzler Adenauer mit einer Bandaufnahme zum Geburtstag gratulieren. Das Dankschreiben aus Bad Godesberg konnte Heinz Gerichhausen als Beweis den erstaunten Zuhörern zeigen. Auch die vielen illusteren Gäste der Gaststätte, wie z.B. Bohrpionier Anton Raky, der des öfteren mit Wagen und Chauffeur vorfuhr, weckten die Neugierde der Beecker Bevölkerung.
Durch eine schmale Gasse ging es in Richtung Haus Beeck vorbei am Haus Kirchplatz 7, Teil einer dreiflügeligen Hofanlage aus dem Jahre 1775 und einem Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert.
Das Rittergut Haus Beeck wurde 1279 urkundlich erwähnt. Durch den ehemaligen Wassergraben, heute ein gepflegter Park, führte Heinz Gerichhausen die Gruppe zum Torturm der Vorburg aus dem 17. Jahrhundert. Die Hauptburg auf der Motte stürzte im 18. Jahrhundert ein und wurde völlig abgetragen. Später errichtete Freiherr von Goltstein hinter der Vorburg ein Wohnhaus. Da die Motte aus gutem Grunde nicht öffentlich zugänglich ist, war dieser Teil der Führung besonders interessant.
Die Kirchenführung übernahm Herr Vieten, Küster in Beeck. Er erzählte über die bewegte Geschichte des Gotteshauses, das dem St. Vincentius geweiht ist. Erbaut wurde die jetzige Kirche 1401, im Laufe des 15. Jahrhunderts wurden die beiden Seitenschiffe angebaut. Erst 100 Jahre später wurde der Turm angebaut. Am Turm ist ein stark verwitterter Quader eingelassen, mit der Inschrift "anno Domini MCCCL...". Die Schlusszahlen sind nicht mehr leserlich. Nach dem Abriss der alten Schule erfolgte 1966 eine Erweiterung mit neuem Hauptschiff, auf dessen Akustik die Beecker besonders stolz sind. Auf Wunsch konnte der Kirchturm besichtigt werden, mit einem Blick über das Gewölbe der Kirche. Zum Abschluss ließ Herr Vieten das Geläut der Beecker Glocken erklingen, wenn auch nur von einer CD.
... ein Blick über das Gewölbe der Kirche und auf das alte Uhrwerk
Zum Abschluss der Führungen gab es natürlich ein kleines Danke-Schön.
Der Nachmittag klang in der "Flachse" aus, wo die Teilnehmer die interessanten Eindrücke beim Bier Revue passieren ließen.
Bericht: Hermann-Josef Heinen / Fotos: Heinz Eßer und Hermann-Josef Heinen
Historischer Verein Wegberg e.V. - 2014
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