Historischer Verein Wegberg e.V.

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Panorama-Aufnahme Wegberg mit Burg Wegberg, Forum, Wegberger Mühle, Rathaus und Pfarrkirche St. Peter & Paul, Foto: Heinen

Unser Mitmach-Magazin für alle ortsgeschichtlich Interessierte

"Berker faceBlock"
Mit diesem in 2024 neuen Format wollen wir versuchen, zusätzlich zur Rubrik "Berker Notizen" weitere ortsgeschichtliche Beiträge aus unserer facebook-Gruppe zugänglich zu machen.
Für alle, die keinen Zugang zu Facebook haben, veröffentlichen wir hier die interessantesten Beiträge.
April 2024
23.04.2024 - Dietmar Schmitz, Klinkum
Der geldrische Stiefel – ein seltsames Gebilde
Das  Heilige Römische Reich Deutscher Nationen erstreckte sich 962-1806 von  der Nord- und Ostsee bis Norditalien und Sizilien. Zirka 850 Jahre hatte  das Reich mit Gebietsveränderungen bestanden, eine lange Zeit.
Ein  Teil davon war seit dem 11. Jahrhundert die Grafschaft Geldern. Das  Gebiet um Wassenberg war um 1021 ein Reichslehen, aus dem dann die  Grafschaft mit weiteren Besitzungen hervorging (1118/1125). Seit dem  Jahre 1339 wurde daraus das Herzogtum Geldern. Es bestand aus vier  Quartieren, den drei Niederquartieren Arnheim, Nijmegen und Zutphen und  dem Oberquartier mit der Hauptstadt Roermond. Hierzu gehörten auch  Städte wie Erkelenz, Viersen, Goch und Venlo – aber auch die Dörfer  Brempt, Krüchten und Wegberg. Diese drei Dörfer waren Herrlichkeiten.  Die Inhaber dieser Territorien hatten besondere Rechte. So hatten die  Herren z.B. die Verfügungsgewalt über die Bauern, das Lehns- und  Jagdrecht, das Mühlenrecht sowie das Recht der Ernennung von Trägern  lokaler öffentlicher Ämter.
Betrachtet  man auf alten Karten, den Ausschnitt der Österreichischen Niederlande  von Roermond bis Wegberg und legt diesen neben eine Karte von Italien,  fallen einem direkt die Ähnlichkeit der Konturen der Grenzen mit dem  Stiefel von Italien ins Auge. Deshalb habe ich mich für die Bezeichnung  „Geldrischer Stiefel“ entschieden. Die Hauptstadt der Österreichischen  Niederlande war bis 1797 Brüssel, Nachfolger der Spanischen Niederlande  (die von 1581-1714 existierten).

Die  Gelderlande (Gelre) hatten eine sehr wechselvolle Geschichte. Vor 1473  gehörte es zu Burgund, dann zu Brabant, ab 1543 zu Habsburg (Spanien und  Österreich) damit ging die Selbständigkeit des Herzogtums verloren.  Dann folgten Frankreich und Preußen. Die drei Niederquartiere gingen  nach dem Westfälischen Frieden (1648) in der Generalstaaten der  Niederlande auf. Das Oberquartier mit Roermond, Venlo, Erkelenz, Viersen  und Geldern gehörten weiterhin zu den Spanischen Niederlanden. Erst  nach dem Spanischen Erbfolgekrieg (1713) wurde das Oberquartier  aufgeteilt. Ein Teil fiel an Preußen wie Kleve, Wesel, Geldern und  Viersen. Venlo fiel an die Generalstaaten zusammen mit dem Amt Monfort  wozu auch Elmpt gehörte. Roermond mit den Gemeinden Wegberg, Krüchten  und Brempt gehörte zu Österreich-Geldern. Die Exklave Erkelenz fiel an  Jülich. Mithin gehörten die drei deutschen Gemeinden am längsten zu  Geldern.
Es ist erstaunlich, dass hier noch nie ein Gelderntag stattgefunden hat, nur in den Städten, die bereits 1713 ausgeschieden sind.
Sehen Sie auch die Vorankündigung "Gelderntag 2015 Erkelenz"
Eine umfangreichere Darstellung finden sie auf der Website des Historischen Vereins Wegberg unter: Wegberger Geschichte(n) - Neu erzählt.

16.04.2024 - Dietmar Schmitz, Klinkum
Feldpostkarten eines Klinkumer Soldaten von 1916
1999 übergab mir der Klinkumer Zahnarzt Kohlen ein Paket mit ca. 25 Feldpostkarten aus dem 1.Weltkrieg. Diese hatte ein Verwandter von ihm zwischen 1916/17 an seine Eltern und Geschwister aus dem Osmanischen Reich (1249-1922) in die Heimat geschickt.
Der damalige Kriegsminister Enver Pascha (Bey) hatte das deutsche Kriegsministerium um Unterstützung gebeten. Daraufhin wurde ein deutsches Expeditionskorps aufgestellt, das anschließend nach Palästina gesandt wurde. Diese Korps erhielt den Namen Pascha I. Zu ihm gehörte unser Kartenschreiber Peter Jansen aus Klinkum. Er wurde 1892 als Sohn der Eheleute Josef Jansen und Maria Brocker geboren, die 1890 geheiratet hatten. Das Paar bekam insgesamt zehn Kinder, der Sohn Heinrich (geb. 1896, fiel in Lambersart in Frankreich im Oktober 1916. Der 1893 geborene Sohn Johann war 1915 in Koblenz stationiert.
Im Jahre 2001 bat ich unser Vereinsmitglied und Militärexperten Jochen Pothmann etwas zu den Karten und die Hintergründe zu schreiben. Im Berker Boten Nr.15, S.413-416 erschien dann sein Bericht unter dem Titel „Ein Klinkumer im Pascha-Korps“ (siehe unten). Bei den Karten handelt es sich um historische Dokumente, deren Wert leicht unterschätzt wird. Ein anderes Mitglied aus dem Vorstand, der sich gut mit Postkarten auskannte, wollte sie ursprünglich veräußern und hatte schon DM-Beträge darauf notiert.
Da es sich jedoch um eine Schenkung handelte, blieben die Karten bis heute in Vereinsbesitz. Bei den Postkarten handelte es sich nicht um die standardisierten Feldpostkarten, sondern meist um farbige Souvenir Postkarten aus der Türkei, Palästina und Ägypten. Nicht alle sind mit einem Stempel des A.O.K 4 (Armeeoberkommando 4) in Konstantinopel (heute Istanbul) versehen. Wie aus einem Eintrag auf einer Karte von Peter Jansen zu lesen ist, hatte er zwar Briefumschläge von zu Hause mitgenommen, aber kein Briefpapier. So hat er dann verschiedene Karten erworben und in einen Brief gesteckt, der Umschlag blieb leider nicht erhalten. Die Karten sind meist an Klinkum 111a adressiert. Aus militärischen Geheimhaltungsgründen durften nur allgemeine Angaben gemacht werden. Der Tenor der Karten zeigt, dass sich Peter Jansen zurück in die Heimat sehnte und der Krieg schnell enden sollte. Als Unteroffizier gehörte er zur Feldfliegereinheit Pascha 300, die mit 12 Flugzeugen in Palästina eingesetzt wurde. Bis November 1917 weilte er noch in Konstantinopel und scheint danach unverletzt geblieben zu sein. Wegen der Wärme im Heiligen Land gab es auch keine Erkältung.
Über die Anzahl der kämpfenden Soldaten und den Gefallenen gibt es sehr unterschiedliche Angaben. Die Militärmission in Konstantinopel bestand zunächst aus 3000 Mann, sie wurde bereits ab 1913 eingerichtet. Der Erste Balkanzug mit Truppen und Material lief am 17.1.1916 am Kopfbahnhof in Konstantinopel ein. Auf deutscher Seite fielen nach bisherigen Erkenntnissen 530 Soldaten.
Die meisten Karten kamen aus Jerusalem bzw. Bethlehem, die aber in der Hauptstadt des Osmanischen Reiches abgestempelt wurden. Manche kamen erst fast einen Monat nachdem sie geschrieben wurden dort an. Drei Karten wurden aus Ägypten geschrieben und versandt. In dieser Zeit erfuhr er, dass ein guter Freund von ihm, Wilhelm Baltes aus Klinkum (1884-1916), im Lazarett starb und sein Bruder Heinrich in Frankreich fiel. Manche Karten wurden in Eile geschrieben. Einmal berichtet er, dass er ein Album mit geschnitzten Holzumschlag erworben hat, indem alle Blumen des Hl. Landes getrocknet und gepresst eingelegt waren. Besonders vermisste er den Kaffee, das Brot und die Wurst, Butter und das „schöne Kraut“ aus der Heimat.

Die Sinai-Palästina-Front war für Deutschland ein Nebenkriegsschauplatz, den die Mittelmächte gegen Großbritannien und die Entente führte. Auch der heute wieder stark umkämpfte Gaza-Streifen war 1916/17 Kriegsgebiet. Der deutsche General Kreß von Kressenstein musste sich vom Suezkanal zurückziehen. Im März/April 1917 konnte Kreß jedoch mehrfach den Einmarsch der Briten in den Gaza verhindern. Diese waren mit ihren Siedlungen und dem Eisenbahnbau bis auf 20 Km auf Chan Junis herangerückt. Erst im November 1917 wurde der Gaza von der Entente erobert.

Ein Klinkumer im "Pascha   Korps"
von Jochen Pothmann; Berker Bote Nr.15 v. August 2001
Im Jahr 1914 standen sich im Kampf um die Vorherrschaft über Europa, den angrenzenden Meeren und der Kolonien zwei Machtblöcke gegenüber. Auf der einen Seite hatten sich Großbritannien, Frankreich und Rußland verbündet, auf der anderen Seite bildeten Deutschland, Österreich/Ungarn und Bulgarien ein Bündnis, dem am 01.11.1914 das Osmanische Reich (einschl. Syrien, Libanon, Palästina und Irak) beitrat.
Als im November 1915 der türkische Kriegsminister Enver Pascha im Namen des Osmanischen Reiches das deutsche Kriegsministerium bat, Unterstützung mit einem Expeditions-Korps für den geplanten Feldzug von Palästina aus gegen die Engländer am Suezkanal zu gewähren, wurde sofort zugestimmt.
In Deutschtand begannen unverzüglich die Vorbereitungen zur Aufstellung dieses Korps. Das Kriegsministerium vertrat die Ansicht, durch diesen Angriff auf Ägypten die Engländer zu zwingen, starke Truppenteile von der Westfront abzuziehen und nach Nordafrika zu bringen. Es wurden für diesen Einsatz zusammengezogen und ausgebildet: ein Maschinengewehr Bataillon, vier Fliegerabwehrkanonenzüge, vier schwere Artillerie Batterien, drei Minenwerfer-Abteilungen, eine Flieger Abteilung mit sechzehn Flugzeugen und kleinere Brückentrain, Nachrichten, Kraftwagen, Sanitäts und Verpflegungs Formationen. Es waren rund 1.700 Soldaten, als deren Führer wurde Oberstleutnant Freiheer von Kress benannt; der Name "Pascha Korps" wurde festgelegt. In einem dieser Truppenteile diente Peter Jansen, ein junger Mann aus Klinkum. Sein Vater hatte dort eine Tischlerei.
Aus der Zeit dieses Einsatzes sind über zwanzig farbige Ansichtkarten erhalten. Sie befinden sich im Archiv des Historischen Vereins. Aus Geheimhaltungsgründen durfte Peter Jansen keine Aussagen zu dem Einsatz auf den Postkarten machen.
Nur aus den Daten der Feldpoststempel ist seine Verwendung bei diesem Feldzug abzuleiten. Weitergehende Einzelheiten sind zwei Arbeiten der Forschungsanstalt für Kriegs  und Heeresgeschichte aus den Jahren 1936 und 1938 entnommen.

Feldpoststempel aus dem Jahre 1916

Nach schwierigem Transport erreichte diese Formation zum Ende des Frühjahrs 1916 Palästina, wo sie mit der 3. türkischen Division zusammengeführt wurde. Hier mussten die Soldaten jedoch lange Wochen auf den Einsatz warten, da der Weiterbau der Eisenbahnlinie nach Süden nicht zügig vorankam. Die Aufstellung von Kamelkolonnen verzögerte sich ebenso, wie die Wassererschließung entlang der Bahnlinie.
Aus der Zeit vom 23.04.1916 bis zum 11.06.1916 sind dreizehn Feldpostkarten aus Jerusalem und Bethlehem erhalten.

Anfang Juli 1916 waren die Vorbereitungen abgeschlossen. Die Eisenbahnlinie war bis nahe an die ägyptische Grenze herangeschoben. Von dort sollte der Nachschub über Kamel¬kolonnen (16.000 Tiere waren zusammengezogen worden) abgewickelt werden. Die Wasserverhältnisse zwangen die Truppen entlang der alten Karawanenstraße im Norden der Sinai Halbinsel   parallel zur Mittelmeerküste  vorzumarschieren.

Aus dieser Zeit sind drei Postkarten (18.07.- 07.08.1916) von Peter Jansen erhalten.

Da der Vormarsch des "Pascha   Korps" den Engländern nicht verborgen blieb, stießen die Angreifer vom 04.08.1916 an auf  heftige Abwehr, die schon bald dazu zwang, den Angriff einzustellen und dem Druck der nun angreifenden Engländer durch Rückzug zu entgehen.
Im Oktober erreichte das "Pascha Korps" Palästina. In den letzten Monaten des Jahres 1916 stießen die Engländer mit immer größeren Truppen nach Palästina vor und im April fanden heftige Kämpfe um Gaza statt. Nachdem am 09.12.1911 Jerusalem gefallen war, gaben die Türken Palästina auf und zogen sich weiter nach Norden zurück.
Die letzte erhaltene Karte von Peter Jansen trägt das Datum 08.11.1917. Sie wurde in Konstantinopel abgestempelt. Über das weitere Schicksal des Klinkumer Teilnehmers an diesem Feldzug im vorderen Orient ist leider nichts bekannt.
Keine der in Palästina kriegsführenden Seiten hatte noch Kräfte und Material, um eine Entscheidung herbeizuführen. Daher ruhten hier die Kriegshandlungen bis zum Zusammenbruch des Osmanischen Reiches, das nach dem Waffenstillstand am 30.10.1918 in Mudros und im Friedensvertrag von Lausanne am 24.01.1923 als „Türkei“ ohne frühere Besitzungen anerkannt wurde.

Feldpostkarte aus Jerusalem von 1916,  Archiv: Historischer Verein Wegberg
Gestiftet von H.J. Kohlen – Klinkum

Verwendete Literatur:
Hans Herzfeld: Der Erste Weltkrieg
Dr. Hans-Adolf Jacobsen: Der Erste Weltkrieg
Gregor Schöllgen: Das Zeitalter des Imperialismus
Forschungsanstalt für Kriegs- und Heeresgeschichte 1936: Der Weltkrieg 1914 bis 1918
Kriegsgeschichtliche Forschungsanstalt des Heeres 1938: Der Weltkrieg 1914 - 1918


04.04.2024 - Dietmar Schmitz, Klinkum
Der Besitz des Marienstiftes Aachen in Rickelrath
In  einem erneuerten Lehnsregister des Marienstiftes aus dem Jahre 1612,  sind acht Eintragungen zu Rickelrath erfolgt. Aus dem Beecker Kirspel  finden sich fünf Eintragungen.
Das  Lehnswesen hat sich im Mittelalter herausgebildet. Es war zunächst ein  Privileg des Königs, der seinen Besitz an Vasallen übertrug. Dies wurde  bis auf die unterste Ebene heruntergebrochen. Der Lehnsherr (oder  Grundherr) war dann z.B. der niedrige Adel der einen Hof an seinen  Vasallen (ein Bauer als Lehnsmann) gegen eine Abgabe übertrug. Das  Lehngut konnte mit zusätzlichen Pflichten beschwert sein, zum Beispiel  in Kriegszeiten mit der militärischen Gefolgschaft, die zu leisten war.  Ein Lehen musste nicht zwangsläufig aus einem Hofgut mit seinen  Ländereien bestehen, es konnte auch nur aus Ländereien oder einer Mühle  als Teil eines Lehens vergeben werden. Die Aufzeichnungen im Buch aus  dem 16.Jh./17.Jh., also zu Beginn der Neuzeit, belegen schon die  stärkere Zersplitterung der Lehen. Mal handelt es sich um ein halbes  Lehen, dann um ein halb vierdel Lehen (3/4 Lehen) usw.
Im  Folgenden führe ich nur den Namen des Lehngutes mit dem ursprünglichen  Lehnsträger auf und den Inhaber bei der Erstaufnahme, die  Fortschreibungen reichen bis zum Jahr 1630, zumeist blieb das Lehen in  der Familie des ersten Lehnsträgers.
1)  Vom Mulerpesch Gut, als halbes Leen von Gerhardt des Wilden, jetzt  genannt Gerhardt Mennen Stockgut dat Gerardt Thewes an gehen Ende  afgegolden hat.
2)  Von Morrengut ein ganzes Leen des Johann des Wilden, davon als halbes  Leen Lenardt Johans Sohn entfangen nach dem Tode seines Vaters
3) Vom vorstehenden Morrengut, ein halbes Leen des Gerhardt des Wilden hat nun Lenardt Irmen Sohn nach dem Tod des Vaters.
4) Johann des Wilden von Geirken Beckers Gut ein halbes Leen
5) Heyn Voeß von Henneken Voesen Hove gelegen beneven Johann des Wilden, ein ganzes Leen
6) Heyn Voeß van der Wynnlen – ein halff vierdel Leen
7) Johann Mentgens van der Wynnlen – ein vierdel Leen, dass Theiss Kirstgens gekauft hat
 Menken van Rickelraid van der Wynnlen dat Peter Tielen gewest ist  einhalf vierdel Leen, dass nun Johann Mentgens in der Hand hat.
Das Lehen Nr. 3 hat später Arret Hermans auß der Newenmühlen (Neumühle) verschrieben bekommen (1630).
Das Lehen Nr. 5 hat 1612 Stephen in der Newermühle in Besitz.
Weitergehende  Informationen sind beim Autor zu bekommen. Im Bild der Eintrag von 1630  mit dem Empfang des Lehens durch den Müller Arrit Hermans.


März 2024
27.03.2024 - Dietmar Schmitz, Klinkum
Ein Osterhase wird 70

Wage  Erinnerungen, ein paar Fotos und – ja, dieser alte Osterhase haben es  bis in die heutige Zeit geschafft. Meine Eltern sind schon lange  verstorben, auch mein Cousin auf dem Foto links und seine Eltern sind  schon lange tot. Auf dem Foto von 1957, handkoloriert von meinem Vater,  zwei weitere habe ich noch in schwarz-weiß, dort ist der Hase besser zu  sehen, lugt er unten links hervor. Mein Hase und das Fotoalbum im  Hintergrund stammen aus dem Jahre 1954.
Hasen  galten als Boten der germanischen Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin  Ostara. Möglicherweise leitet sich von ihrem Namen der Begriff Ostern  für das Auferstehungsfest Christi ab. Zudem galt der Hase zu der Zeit,  als Byzanz das zweite christliche Zentrum der Welt war (565 bis 1453),  als Symbol für Christus.
> Mehr hierzu beim NDR und der ARD Mediathek
https://www.ndr.de/.../Ostersymbole-Was-bedeuten-Hasen...
Anstatt  Postkarten mit einem Ostergruß zu verschicken, wie es damals üblich  war, heute abgelöst durch E-Mails oder Whats-App Nachrichten, hier der  Gruß von mir und dem Historischen Verein Wegberg zum Festtag, wir  wünschen allseits „Frohe Ostern“.
Die ersten Grußkarten, nicht Ansichtspostkarten, stammen überraschenderweise schon aus dem 15. Jahrhundert.
> Mehr hierzu mit einem Bericht über Historische Ostergrußkarten
27.03.2024 - Dietmar Schmitz, Klinkum
Perlen aus dem Archiv – Ein antiquarisches Buch
Vor  wenigen Wochen wurde mir ein altes Buch aus dem Jahre 1804 übergeben.  Das Buch ist in französischer Sprache verfasst und wurde auch in  Südfrankreich erworben. Der Titel lautet: Statistique du Département de  la Roer.
Wegberg  war zu dieser Zeit seit Jahrhunderten geteilt. Der kleinere Teil der  Gemeinde mit Dorp, Tüschenbroich und Geneiken gehörte zum Herzogtum  Jülich, Unterherrschaft Tüschenbroich im Amte Wassenberg. Der weitaus  größere Teil von Wegberg und den dazugehörigen Orten gehörte jedoch zum  ehemaligen Herzogtum Geldern. Die unsichtbare Grenze verlief mitten  durch Wegberg. Nach dem Einmarsch und der Besetzung des Rheinlandes durch die französischen Truppen im Jahre 1794 und der danach erfolgte Eingliederung des linksrheinischen Gebietes zu Frankreich, blieb die  Teilung von Wegberg bestehen. Das hatte zur Folge, dass der kleinere  Anteil von Wegberg zum Département de la Roer gehörte, mit der  Hauptstadt Aachen. Der größere Teil von Wegberg gehörte zum Département  de la Meuse-Inférieure (untere Maas od. Niedermaas) mit der Hauptstadt  Maastricht.
Im LVR-Portal "Rheinische Geschichte" finden Sie unter "Orte und Räume" weitere Informationen zum Roerdepartement.
Die  Eintragungen, die im oben erwähnten Buch über Wegberg zu finden sind, beziehen sich demnach auf den jülichscher Teil. Bemerkenswert dabei ist  die Schreibweise verschiedener Ortsteile. Das interessanteste für mich waren die beiden beigefügten Karten, insbesondere die zum  Roer-Département.

Genau  diese Einteilung mit den Namen findet sich auf der Karte. Das andere Beispiel betrifft die heutige Gemeinde Schwalmtal, hier ist der „Fle[c]k  Waldniel“ für Burgwaldniel und das Kirspel (Kirchspiel) Waldniel (Roter  Pfeil). Wobei die letztere Bezeichnung dem Kartografen etwas verrutscht  ist, es liegt hier bei Bracht. Das andere negative Beispiel ist die  Ortschaft „Myhl“ die normalerweise zwischen Wildenrath und Wassenberg  liegt. Auf der Karte allerdings viel weiter im Westen liegt zwischen  Heinsberg und Karken fast an der niederländischen Grenze, dafür liegt Waldfeucht (Grüner Pfeil) in der Nähe von Wassenberg. (Siehe  Kartenausschnitt)
Im Arrondissement (Bezirk) de Crévelt, zu dem der Canton Erkelenz gehörte, lagen die Mairien Beeck und Wegberg.
Zu Beeck gehörten die Orte (Hameaux): Bath (Rath), Holtum, Anhoven, Kipshoven, Isengraven, Fössenberg (Flassenberg), Morshoven, Melbusch, Feldehoff, Gribshoven, Koxbach (Kixheide bei Berg) Ellinghoven, Reiche (ob damit die Freiheid gemeint war, ist fraglich) dazu un moulin á Vent (Windmühle Holtum) aber keine  Wassermühle!, mit insgesamt 2415 Einwohnern.
Zu Wegberg gehörten Tüschenbroich und Gequecken  Geneiken), die Ortschaft Dorp ist nicht erwähnt, hier wurde 841 Einwohner gezählt.
Diese Karte weist einige Besonderheiten auf. Zunächst  die Positiven, festgemacht an zwei Beispielen aus der unmittelbaren  Nachbarschaft. Die Stadt Gladbach (heute Mönchengladbach) war zur  damaligen Zeit in drei Mairien (Bürgermeistereien) unterteilt:  Obergeburth, Unterniedergeburth und Oberniedergeburth (Blauer Pfeil).
https://de.wikipedia.org/wiki/Mairie
Übrigens wurde die Teilung von Wegberg erst 1820 beseitigt, also erst sechs Jahre nach der Übernahme durch Preußen. Lesen Sie hierzu den Presseartikel in der Rheinischen Post vom 21.12.2019 "Wegberg vor 200 Jahren vereinigt".
Die dort gezeigte Karte aus dem Jahre 1801 zeigt den Grenzverlauf detailliert.
23.03.2024 - Dietmar Schmitz, Klinkum
Die Wegberger Sandwerke
Geläufig ist uns die Kiesbaggerei Josef Jansen mit ihren beiden Baggerseen am Abzweig vom Grenzlandring nach Klinkum und den großen Gruben an der Kahrbahn, wobei eine inzwischen verfüllt wurde. Seit dem vergangenen Jahr hat die Firma Umweltservice Feger das Werk von Jansen übernommen.
Weiterhin bekannt sind die Firmen Beton Wolters mit ihrer Sandgrube in Wegberg-Busch und Straßenbaustoffe Heyer in Kipshoven an der B57 mit ihren großen Abbaugruben.

Aber die Wegberger Sandwerke GmbH?
1916 heißt es in einer Anzeige, dass die Firma grünen Formsand für Stahlgießereien verkauft und einen Platzvertreter sucht. Damit ist ein erster Hinweis gegeben, wo die Sandgrube zu suchen ist und zum zweiten ist klar, dass es sich um die Unterstützung der Kriegswirtschaft handelt.
Den grünen Formsand findet man in der riesigen Sandgrube zwischen Rosenthal und Dalheim, die einen eigenen Bahnanschluss hatte. Im September 1916 kam es zu einem Unfall auf dem Gelände. Ein Mann wurde verschüttet: Durch die schweren Verletzungen verstarb er am nächsten Tag im Wegberger Krankenhaus. Er hinterließ eine Frau mit kleinen Kindern. Es handelte sich um den 48 Jahre alten Arbeiter Hermann Wolters aus Watern, der mit Anna Barbara Buschfeld verheiratet war.
In der Folge werden mehrere neue Mitarbeiter gesucht, so ein Perlon (Maschinenführer) und ein Meister oder Vorarbeiter. Dazu benötigte man ein gutes Fuhrwerk zum Transport von Sand.
Aus dem Handelsregister-Auszug des königlichen Amtsgerichtes in Wegberg geht dann hervor, wer denn überhaupt der Eigentümer war. Der Kaufmann Franz Billmann (1865-1937) und als stellvertretender Geschäftsführer Carl Billmann (1862-1941), Gründer der Niederrheinischen Leinenweberei in Wegberg. Das Stammkapital der Firma betrug 20.000 Mark. 1917 wird unter dem Motto „Kriegshilfsdienst“ ein älterer Heizer oder Maschinist gesucht. Als zusätzlicher Anreiz bot man freie Wohnung mit Garten und eine Stallung oder freie Kost und Logis.
In Rosenthal bzw. Dalheim wurden täglich mehrere Waggons mit „Ia. Rosenthaler Formsand“ gefüllt und zu den Hochöfen ins Ruhrgebiet transportiert, wie es hieß. Im März 1922 wurde der Sitz der Firma von Wegberg nach Süchteln verlegt. Die Eintragung erfolgte beim Handelsgericht in Dülken noch unter dem Namen Wegberger Sandwerke. Neuer Geschäftsführer wurde Eduard Bong und sein Stellvertreter Max Clevers, beide Kaufleute in Süchteln. Die Gebrüder Billmann schieden aus. Erst danach wurde die Firma in Bong´sche Mahlwerke (auch Rosenthaler Sandwerke) umbenannt.
Uwe Heldens hat als "Der Westreporter" hierzu ein Video mit viel Beschreibung veröffentlicht: Angeflogen: Ehemaliges Sandwerk in Rosenthal
Fazit - die Geschichte des Sandwerkes müsste nach diesen Quellenfunden, Kopien im Archiv des Verfassers, umgeschrieben werden.

19.03.2024 - Dietmar Schmitz, Klinkum
Der Pfalzgraf Immo und Wegberg
Wir müssen schon weit zurückblättern um diese Geschichte zu verstehen. In comitatu Eremfredi (in der Grafschaft des Ehrenfried) heißt es in der Urkunde die Kaiser Otto I. in Aachen im Jahre 966 ausstellte.

In pago mulehkenne (im Mühlgau) lagen Güter des Pfalzgrafen Immo (comes Immom). Über ein Fünftel des Gebietes konnte er verfügen. Immo (ca. 910 geboren, nach 977 gestorben) war amtierender Graf in Betuwe, Hespengau, Lüttichgau und Maasgau, die allesamt zum Herzogtum Niederlothringen gehörten. Lothringen? – ist das nicht da, wo sich der Schwarzwald und die Vogesen gegenüberliegen? Ja – das ist Oberlothringen, der andere Teil des Herzogtums Loth(a)ringen, die Teilung fand 959 statt. Nach dem Tode Herzog Giselbert II. von Lothringen (+ 939) übernahm Immo dessen mächtige Festung Chèvremont bei Lüttich.
Soweit es die Quellenlage hergibt ist festzustellen, dass Immo ein zwiespältiger, wankelmütiger Mensch war. Wie es so schön heißt, hing er sein Fähnchen gern wie der Wind wehte, um seinen Vorteil zu suchen. Dabei scheute er auch nicht vor Verrat zurück, um seine Position zu stärken. So war er zuerst auch ein Gegner Kaiser Otto I., dann wechselte er die Seiten. Dann wiederum verbündete er sich mit Anderen und scheiterte. Otto I. nahm ihn jedoch in Gnaden wieder auf.
Das wiederum war ein Glücksfall für die Wegberger Geschichtsschreibung. In der oben erwähnten Urkunde musste er zahlreiche Güter aus dem Mühlgau an das Aachener Marienstift abtreten. Darunter waren drei Orte aus dem Stadtgebiet Wegberg, die hier erstmals urkundlich in Erscheinung treten. Aus dem Amte Erkelenz (siehe Foto) waren es neben Herclinze (Erkelenz) und Hostrich (Oestrich), Berge (Berck/Wegberck), Richelferod (Rickelrath) und Uazzarlar (Watern), die wie Brempt und Krüchten zum platten Land von Erkelenz gerechnet wurden. Immo erhielt im Gegenzug den Hof Gelmen im Haspengau in Lüttich/Belgien, aus dem später die Grafschaft Loon hervorging.
Das Marienstift besaß noch nachweislich Mitte des 17. Jahrhunderts Güter in Rickelrath und Klinkum. Die Lehnsträger mussten weiterhin Zahlungen an das Marienstift als Grundherr leisten, unter anderem auch von einer Mühle in Rickelrath. Die Bewohner des Amtes Erkelenz mussten zu Kriegszeiten mit Harnisch und anderer Wehr die Stadt Erkelenz verteidigen, also auch die Wegberger.
Seit etwa zehn Jahren wird versucht den kleinen Ortsteil Berg als Keimzeile des Hauptortes Wegberg hervorzuheben. Dabei werden andere, aussagekräftigere Belege außer Acht gelassen, einmal die Erwähnung des Berges (Gut/Burg/Motte) „to Op hove“, und des zweiten geldrischen Lehens „die Rossweide“ (13./14.Jh.) Zum Zweiten die Abbildungen in kartographischen Werken, mit Ophoven und Berck (ab 16.Jh). Die Ortschaft Berg ist erstmals 1777 in einer Karte eingezeichnet. Wäre Berg wirklich so bedeutend gewesen, gäbe es bestimmt mehr Belege dazu. Erst Mitte des 19. Jhs. erwähnt Kaltenbach in Berg Reste einer Burg, die hinter dem heutigen Bauhof gelegen haben soll.

06.03.2024 - Dietmar Schmitz, Klinkum
Zeugnisse des Krieges
Vor  dem Hintergrund des Krieges auf dem europäischen Kontinent und der alljährlichen Berichterstattung in den Medien über die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges in Deutschland und darüber hinaus in vielen anderen Ländern, stellt sich die Frage, gibt es heute noch sichtbare Spuren in  Wegberg?
Die  Auswirkungen und Folgen für die Menschen – damals wie heute – sind dramatisch. Für uns Außenstehende kaum fassbar. Neben den körperlichen  und seelischen Verletzungen stehen die traumatischen Erlebnisse.
Was viele nicht wissen, bei einer der Angriffe auf das Rheinland bzw. auf  Wegberg blieb bis heute eine Spur in einer Wegberger Kirche zurück. Die äußerlichen schweren Schäden an Kloster und Kirche, die von Bomben und  Artillerie hinterlassen wurden, sind längst beseitigt. In der Kirche St.  Peter und Paul kann man beim genaueren Hinsehen ein Loch von einem  Artillerietreffer aus dem Jahre 1945 entdecken. Er befindet sich im Schalldeckel der Barock-Kanzel. In Merbeck im Innenhof eines Bauernhofes auf der Hallerstraße im Tor bzw. im Mauerwerk.
Wesentlich zahlreicher sind jedoch die Relikte des Zweiten Weltkrieges in den Wäldern um Wegberg. Vor zwei Jahren fand zum ersten Mal eine militärhistorische Führung in Dalheim statt. „Auf Spurensuche entlang  des Westwalles im Dalheimer Wald“ war das Motto von Oliver Hermanns und  Markus Morgenweg, die bereits mehrfach in Wassenberg solche Führungen  angeboten hatten. An verschiedenen Stellen zeigten sie den teilnehmenden Gästen Kabelkästen für die Telefonverbindungen, angesprengte Bunker, Erdbunker, einen Panzergraben und Grenzsperren.

Für  das Jahr 2025 ist 80 Jahre nach Kriegsende eine ähnliche Führung in den Wäldern von Klinkum, Harbeck und Merbeck geplant. Hier finden sich noch  gut erhaltene und sichtbare Laufgräben mit dazugehörigen Erdbunkern, ein  mächtiger Panzergraben und MG-Stellungen. In Harbeck eine Flakstellung  mit drei Geschützen-Standorten, wobei eine Beton-Bodenplatte für das  Geschütz noch erhalten ist, da herum gruppiert die Erdbunker und  Munitionslagerplätze. Eine weitere Platte liegt mitten im Feld und ist  nicht mehr zu sehen. Das vierte Geschütz stand im Merberker Wald, dort  ist die Bodenplatte ebenfalls erhalten und die Kabelschächte für die  Verständigung. Der Standort für die beiden Scheinwerfer-Anlagen ist nur  für Harbeck bekannt, der Standort in Rickelrath ist noch ungewiss.
Nur  der auf einem Firmengelände erhaltene intakte Bunker in Dalheim steht  unter Denkmalschutz. Alle anderen Objekte sind bis jetzt kein  Bodendenkmal. Ein kurz hinter der Kreisgrenze liegender Bunker in  Blonderath wird heute noch von einer Jugendgruppe des CVJM Anrath als  Vereinsheim genutzt und ist bei besonderen Führung zu besichtigen.
Auf  Friedhöfen und an anderen öffentlichen Plätzen sind Ehrenmale und Gedenksteine aufgestellt worden. Inzwischen wurden zur Erinnerung auch  die ersten Stolpersteine verlegt. Manche Folgen des Krieges sind aber  noch weniger bekannt, wie zum Beispiel ein Massengrab der Zwangsarbeiter  auf dem Wegberger Friedhof. Im Herbst vergangenen Jahres wurde auf dem  Dalheimer Friedhof eine erste Stele für die erschossenen  Zwangsarbeiterinnen aufgestellt.
Passend zum Thema hält Markus Morgenweg am Dienstag den 12. März einen Vortrag „Der Westwall im Kreis Heinsberg“. Er findet im Gemeindehaus der evangelischen Kirche, Martin-Luther-Straße in Wegberg statt. Beginn ist um 18.30 Uhr.

04.03.2024 - Dietmar Schmitz, Klinkum
Kino, Kino
Hier handelt es sich nicht um eine Fernsehsendung des Bayerischen Rundfunks. Große Lichtspielhäuser gab es in Wegberg nicht. Vor kurzem wurde in der Rheinischen Post eine Bilderserie der Kinos in Mönchengladbach und Rheydt vorgestellt.
Solche  Aufnahmen von den Kinos in Wegberg gibt es leider nicht. Das erste Filmtheater, wie es früher auch genannt wurde, befand sich in der Hauptstraße 45. Der vordere Teil des 1927 erstellt Neubaues durch die Firma Quasten und Göpfert steht noch. Bauherren waren die Geschwister Sassen, die ein Manufakturwaren-Geschäft betrieben. Im Bauantrag für das Central-Theater ist aber immer nur Peter Sassen genannt. Das Grundstück mit dem Kinosaal reichte bis zur Grachtstraße (Einbahnstraße). Die heutige Stichstraße An der Gracht war damals nur ein kleiner Dienstbarkeitsweg, der von der Erkelenzer Straße (heute Masseiker Straße) bis zum Kinosaal reichte.

Blick in die Hauptstraße mit den im 2. Weltkrieg zerstörten Gebäuden
Der Kinosaal wurde im Rahmen der Stadtkernsanierung 1995 abgebrochen. Im Kino selbst kam es 1930 zu einem Brand, bei dem Filme und Mobiliar vernichtet wurden. 1938 wurde ein  Bauantrag für eine Renovierung gestellt. Bereits zu dieser Zeit fanden hier Tanzveranstaltungen statt, als der Mandolinenklub „Treue Freunde“ aufspielte. Nur an drei Tagen fanden Filmvorführungen statt, freitags war Programmwechsel. Im Parterre-Raum waren 298 feste Stühle, auf dem Balkon 48 weitere.
Im September 1951 standen folgende Filme auf dem Spielplan:
  • Gruß und Kuß aus der Wachau  (ursprünglich eine Operette, dann ein Liebesfilm mit Fritz Schulz von 1950)
  • Sturm über Arizona (ein Western von 1944)
  • Unvergängliches Licht (Drama von 1951)


Wann genau Heinrich (Heinz) Stepprath das Kino übernahm, ist noch nicht endgültig geklärt. Er stellte 1964 den ersten Antrag für eine Nutzungsänderung, er wollte eine Tanzfläche einrichten (einige Schulfreundinnen sagen, es war die erste Diskothek in Wegberg). 12 Sitzreihen blieben erhalten für weitere Kinovorführungen. Es blieben 200 Sitzplätze. Die zweite Nutzungsänderung erfolgte 1973, als die Firma  Stroms als Mieter einzog und einen Selbstbedienungsladen einrichtete.  Das Gebäude ist weiterhin im Besitz der Tochter von Herr Stepprath.

Das "Filmtheater" auf der Hauptstraße im Jahre 1957.
Das Plakat auf dem Foto verweist auf die Verwechslungskomödie "Der kühne Schwimmer" hin.

Heinz  Stepprath war es auch, der das zweite Wegberger Kino 1956 an der Beecker Straße errichten ließ. Das Gebäude mit dem markanten Treppenturm, als optischen Blickfang wurde vom Wegberger Architekten Peter Kniest  entworfen. Als das große Kinosterben in Deutschland einsetzte, kam um 1967 zur Schließung des Residenz-Kinos. Nach einer Werbeanzeige aus dem folgenden Jahr hatte der Verbrauchermarkt Grenzland von A. Herburger hier eröffnet. Im Jahr 2020 wurde nach zahlreichen Mieterwechseln der  Kinosaal selbst abgerissen. Im vergangenen Jahr wurde von der Familie  Herburger-Dahmen ein Neubau für Praxisräume errichtet. Glücklicherweise blieb der nun renovierte Treppenturm erhalten.

Gebäude des früheren Residenz-Kinos an der Beecker Straße, zum Zeitpunkt der Aufnahme als Verbrauchermarkt genutzt

Und  dann gab es da noch ein drittes Kino in Arsbeck auf der Heider Straße  21-25. Die ehemalige Gastwirtschaft Zahren wurde durch die Familie Nolten zu einem Kino umgebaut. Das war im Jahre 1956/57. Der Saal wurde zuletzt ebenfalls als Diskothek genutzt. Das Gebäude wurde im Jahre 1995  ebenfalls abgerissen.
Damit  endet die Wegberger Kinogeschichte. Bedauerlicherweise sind nur sehr  wenige Aufnahmen von den Kinos vorhanden.
> Wer uns mit Fotos von Außen- und Innenansichten sowie von weiteren Utensilien, wie Kinokarten oder Plakaten, aushelfen kann, möge sich bitte bei uns melden.

01.03.2024 - Dietmar Schmitz, Klinkum
Ein Update zum Beitrag vom 19.02.2024 "Wer kennt Schwielengras?"
Unser Aufruf hat jetzt zum Erfolg geführt: Uli Dierkes, ein aufmerksamer Leser aus Beeck hat sich gemeldet und den entscheidenden Hinweis gegeben. Es handelt sich um einen Lesefehler, es muss "Schmielengras" heißen. Die Waldschmiele wird auch Goldtau genannt. Inzwischen wird sie als Zierpflanze verwendet.
Heute erzählte ein Klinkumer, dass im Wald, wo früher der Feuerwehrturm stand, noch Schmielengras wächst und dass sein Vater davon früher eine Krippe gebaut hätte.

Februar 2024
27.02.2024 - Dietmar Schmitz
Der Weinbuschgens-Pfad
Das  historische Straßennetz unterscheidet sich stark von den heutigen Verkehrswegen. Nur noch selten ist der ursprüngliche Verlauf einer Straße oder eines Weges erkennbar. Hauptsächlich bei den überörtlichen  Fernstraßen orientiert sich der Weg, zum Beispiel bei der Bundesstraße  57 an der ehemaligen Streckenführung. In den letzten 200 Jahren gibt es durch Flurbereinigungen sehr oft neue Linienführungen. Da die ehemaligen  Wege die Landschaft zerteilten und durch häufige Erbteilung Parzellen immer kleiner wurden, begann man bereits vor dem zweiten Weltkrieg mit einer Neuparzellierung.
Viele alte Wege orientierten sich an den örtlichen Begebenheiten. Eher selten  sind Straßenbezeichnungen in alten Karten. In einer der ersten  genaueren Karten für Wegberg, erstellt durch den französischen Geografen  Jean Joseph Tranchot, der die topographische Aufnahme der Rheinlande  (von 1801-1814) vornahm, ist der Weinbuschgenspfad eingetragen.

Folgt  man dem Verlauf stellt sich heraus, dass es sich bei diesem Weg  ebenfalls um einen Mühlenweg handelt. Beginnend an einer so genannten  „Wegspinne“ an der Ophover Mühle in Wegberg-Forst und endend an der  Bockenmühle in Watern.
Eine  Wegspinne ist ein alter Verkehrsknotenpunkt an dem mehrere Wege  zusammentreffen. Oft stand an dieser Stellte eine Landmarke, wie ein  großer Baum oder ein Wegekreuz. Sowohl an der Ophover Mühle stand ein  Kreuz, bis zu der Zeit, als die neue Sportplatzanlage des SC Wegberg  gebaut wurde (das heutige Hans-Gisbertz-Stadion), als auch an der  Bockenmühle, wo heute noch ein Kreuz steht.
Das  Kreuz von der Ophover Mühle (es ist das zweite Kreuz, das Ursprüngliche  war nur noch teilweise erhalten) wurde an der Ecke Echter Straße  (früher Schulstraße) und Markusstraße neu aufgestellt.
Zurück  zum Weinbuschgenspfad: Der alte Weg ist noch teilweise im Gelände sichtbar. Zunächst verlief er etwas abgewinkelt zum Uevekovener  Kirchenpfad, der auch zur Ophover Mühle führte. Dieser durchschnitt die  Ziegelgrube der Ziegelei Keller, links der Erkelenzer Straße gelegen  Richtung Uevekoven (zum Teil noch vorhanden), der Weinbuschgens-Pfad  schwenkt am heutigen Uevekovener Knoten (am Grenzlandring) nach rechts  ab und läuft als Feldweg entlang des Ziegeleigeländes von Simons Richtung Tüschenbroich. Oben auf der Höhe der Lüh, der Weg, der am  Wasserturm vorbei führt, knickt er nach rechts Richtung Watern ab.  Dieser Weg ist nun geteert. Vergleicht man die Abbauwand an der Alten  Ziegelei erkennt man einen Höhenunterschied von fast 20 Metern.
Ob  der Pfad seinen Namen von Weinstöcken hat, die möglicherweise auf  dieser Anhöhe angepflanzt wurden, kann keiner mehr sagen. Rebstöcke in  unseren Breitengraden waren aber nicht ganz unüblich, soviel ich weiß, sind sie für Erkelenz-Lövenich überliefert. Im Rentenbuch der Pfarre  Wegberg taucht der Weg 1756 als Winnenbuschgenspfad auf. Bei der  Anlegung des Urkatasters 1824 ging die Wegebezeichnung auch auf eine  Gewannbezeichnung über. So blieb der Name zumindest im Kataster  erhalten, eine Straßenbezeichnung, die auf diesen alten Namen hinweist,  gibt es aktuell nicht.
Auf dem Kartenausschnitt ist der Weg eingezeichnet ab Mühlen-Kreuz. Die neue Feuerwache durchschneidet heute diesen Weg.
23.02.2024 - Dietmar Schmitz
Chance verpasst – ein Geschichtspfad für Klinkum
Vor  etwa zwei Jahren bin ich vom Dorfausschuss Klinkum gebeten worden,  Vorschläge für Hinweisschilder zu besonderen Objekten im Dorf zu  unterbreiten. Diese Schilder sollten noch zur 625-Jahr-Feier aufgestellt  werden. Der Ausschuss hatte im Jahr zuvor eine Fahne entworfen, mit  einem ortsspezifischen Wappen, die zur Feier präsentiert werden sollte.
Mein  Vorschlag für die Infotafeln orientierte sich an die im Stadtgebiet  bereits aufgestellten Mühlentafeln und die im Museum Schrofmühle  angebrachten Schautafeln, die die Historie der Mühlen darstellen.
Für Klinkum bot sich auf Grund der alten Siedlungsform, als langgestrecktes ehemaliges Waldhufendorf, ein Geschichtspfad an.
Als  Gliederung sollten die sieben Nachbarschaften dienen. Da sich auf der  über zwei Kilometer langen Römerstraße in den letzten 30 Jahren ein  Neubaugebiet entwickelt hat, ohne geschichtlichen Hintergrund, war hier  eine zusätzliche Tafel vorgesehen. Insgesamt waren neun Tafeln geplant,  die an prägnanten Standorten aufgestellt werden sollten. Zusammen mit  dem Designer der Museumstafeln haben wir das Konzept mit dem  Dorfausschuss erörtert. Auf der wesentlich größeren Projektionsfläche,  wäre eine umfassendere Darstellung der Klinkumer Geschichte, auch zu  weniger bekannten Details der Ortsteile, die in keinem Geschichtsbuch zu  finden sind, möglich gewesen.
Ein  wesentlicher Punkt, warum der Vorschlag nicht umgesetzt werden konnte,  war die Kostenfrage. Ein ähnliches Projekt sollte in Rheindahlen vom  dortigen Geschichtsverein umgesetzt werden, die mit einem vielfach  höheren Betrag kalkulierten und sich öffentliche Gelder sicherten.
Der  Klinkumer Dorfausschuss hat sich dann für die kleinere Lösung  entschieden. Die ersten Schilder wurden über den Heimat-Scheck  finanziert und so wurden im vergangenen Jahr an sechs Stellen zu  ausgewählten Objekten, die Geschichte des Denkmals vorgestellt.
Der  Geschichtspfad, als optischer Blickfang für Besucher (Touristen) und  damit die Chance der Präsentation der Geschichte vor Ort, wurde damit  vertan. In Klinkum werden an mehreren Stellen Ferien- und  Monteurs-Wohnungen angeboten.
20.02.2024 - Dietmar Schmitz
Die Wüstung Dassenberg (Dachs Berg)
Bei  Wüstungen handelt es sich um aufgelassene Ansiedlungen. Zumeist ist  heute von den Häusern nichts mehr sichtbar. Im Wegberger Stadtgebiet  gibt es mindestens zwei solcher Orte. Da ist zu einem Brühl eine Häuser-  oder Hofgrupe im Tüschenbroicher Wald Richtung Uevekoven. Dort waren  früher der Brühler Hof und eine Motte. Der Hof war bereits im 16./17.Jh.  ein Lehen der Herrschaft Wickrath. Das heißt, die jeweiligen der  Reichsfreiheit Wickrath hatten die Grundherrschaft. Sie verpachteten die  Güter, so den Brühler Hof und ein weiteres Lehen in Tüschenbroich, den  gegenüber liegenden Kummerter Busch. Der Brühler Hof hatte danach eine  sehr wechselvolle Geschichte. 1711 lebten hier drei Familien.
Die  andere Wüstung ist Dassenberg, zwischen Petersholz und Arsbeck gelegen.  Heute erinnert die Straßenbezeichnung Dachsenberg noch daran.
Petersholz  ist als Ortschaft erst ab 1860 besiedelt worden. Das umliegende  Waldgebiet, das Sankt Petersholz, war eine spätmittelalterliche Allmende  (Gemeinschaftswald) und wurde Mitte des 19. Jahrhunderts parzelliert,  zum Teil gerodet und verkauft. Der Dachs Berg wird schon 1806 in der  Tranchot-Karte erwähnt. Dabei handelt es sich um ein zirka 10 Meter  oberhalb des Helpensteiner (Helfensteiner) Baches gelegenes Plateau, das  um 1890 mit vier Häusern bebaut war.
Warum  der verstorbene Dremmener Heimatforscher und Museumsleiter Leo  Gillessen in seinem Buch die Ortschaften im Kreises Heinsberg sagt, er  bezweifelt die Existenz dieser Wüstung, entzieht sich unserer Kenntnis.
Der  Arsbecker Gerhard Consoir hat in seinem 1964 veröffentlichten Artikel  zum Dassenberg nachgewiesen, dass dort fünf Familien wohnten und sogar  von einem Haus ein Foto abgebildet. Nach einem Brand von 1909 wurden  zwei Häuser vernichtet.
Nach seiner Auflistung wohnten dort:
a) Jakob Schmitz und Frau mit neun Kindern
b) Heinrich Kebeck und Frau mit fünf Kindern
c) Heinrich Küppers und Frau mit 3 Kindern (Foto vom Haus)
d) Heinrich Schmitz und Frau mit acht Kindern, 1912 Ackerer = Klinkum 132
e) Jakob Flachs und Frau mit sieben Kindern, 1912 Jagdaufseher  = Klinkum 131
Um  1910 kaufte Anton Raky den Eigentümern ihre Häuser und die Grundstücke  ab. Zwei behielten ihr Wohnrecht. Der letzte Einwohner verließ um 1918  sein Haus, das um 1920 einstürzte.
Bis vor einigen Jahren war dort der Campingplatz der Familie Steinwartz.

Auf  der Fotomontage ist bei der sw/ws Karte die Situation um 1893  dargestellt, die farbige Karte zeigt die Stelle um 1806 und eingeblendet  das Haus von Küppers.

19.02.2024 - Dietmar Schmitz
Ein Besuch im Museum
Eine  Welt im Wandel – so heißt die neue Dauerausstellung im LVR-Landesmuseum  in Bonn. Hier wird die wechselvolle Geschichte des Rheinlandes neu  erzählt. So beginnt der Ausstellungskatalog „LUX 2/2023“ der Online  abrufbar ist. Eine Zeitreise durch die Ausstellung auf mehreren Ebenen  ist hier möglich: https://mediaguide.lmb.lvr.de/de/
Kleine Audioclips geben Erklärungen zu den Ausstellungsobjekten, mir persönlich fehlen etwas die Bilder zu den Erläuterungen.
Auf  der Eingangsebene im Museum begegnen wir der Altsteinzeit mit dem  Neandertaler. Auf der ersten Etage beginnt das Mittelalter bis zur  Neuzeit. Auf der nächsten Etage dann die jüngere Vergangenheit, mit  einer Sammlung der unscheinbaren Dinge. Unser Hauptinteresse galt aber  der Besuch bei der Schaurestaurierung eines der bedeutendsten Mosaike  der Römerzeit, bei der wir zuschauen durften bzw. wir eine Führung  bekamen. Dieser spektakuläre Fund aus dem Jahre 1904 in Bonn war zwar  seit Jahrzehnten schon im Museum, doch wurde dies durch eine  Fliegerbombe im Jahre 1944 zerstört. Die Einzelteile des Mosaiks  schlummerten jahrzehntelang in Kisten im Depot. Seit ein paar Monaten  wird das Mosaik mit dem Bild der Medusa, das aus mehr als 67.000  Steinchen besteht, in mühevoller Puzzle-Arbeit wieder zusammengesetzt.  In der Objektbeschreibung zu diesem Werk heißt es: „Wandmalereien und  Mosaike brachten Farbe in den Alltag der Soldaten. Sie prägten das Wohn-  und Lebensgefühl am Rhein, gaben den Soldaten ein Zuhause, eine Heimat  in der Ferne.“ Das Mosaik zierte vermutlich die Wohnung eines Offiziers  im römischen Legionslager.

Aber  auch andere Objekte waren schön anzusehen, so die kleine Glasscheibe  aus der Renaissance-Zeit mit der Darstellung von verschiedenen Berufen.

17.02.2024 - Dietmar Schmitz
Wer kennt Schwielengras?
Was für eine Frage, aber selbst das Internet schweigt hierzu.
Den Begriff gibt es zwar in alten Büchern (so in einem Belehrungsbuch zur Naturgeschichte von 1832 oder eins zur Botanik von 1851), aber eine  bildliche Darstellung gibt es nicht. Der 20 Jahre alte Brockhaus half da  auch nicht weiter.
Schwielen  – ja, die läuft man sich an den Füßen, zumindest an den stark belasteten Stellen unter den Fußsohlen. Da ich kein Biologe, noch Botaniker oder  Landwirt bin, kann ich nur das wiedergeben, was ich bisher in Erfahrung  gebracht habe. Schwielengras wächst auf nicht gedüngten Wiesen, man kann  Heu daraus machen für die Fütterung des Viehs. Auch ein  Wasser-Schwielengras gibt es, die Pflanze scheint kräftig zu sein und  glatte Blätter zu haben.
Warum ich das wissen will?
Aus  einer Wegberger Schulchronik zu Beginn des 20. Jahrhunderts geht  hervor, dass eine Fabrik gegründet wurde, in der Bürsten hergestellt  werden sollten. Für die Bürsten benötigte man die Wurzeln von  wildwachsendem Schwielengras, das in den hiesigen Wäldern wuchs.
Es  war die Zeit des ersten Weltkrieges, ob sich die durchaus honorigen Geschäftsleute aus Gründen von Versorgungsengpässen so entschieden haben, wissen wir nicht. Die Firma wurde vom Bürgermeister Adolf Vollmer, dem  Kaufmann Josef Ackermann und den Gebrüdern Lindt, im Gebäude der  Aufnehmerfabrik von Ackermann, eröffnet. Wurzelbürsten gibt es heute noch, wie ein Foto eines Cousins belegt.

> Wir wären dankbar für eine Rückmeldung mit einem Bild des Schwielengrases.

14.02.2024 - Dietmar Schmitz
Vom Erzählcafé zur Klängerstu`ef
In den letzten Wochen war öfter von einer Einrichtung die Rede, die einen Vorläufer hatte. Nachfolgend einige Hintergründe dazu.
Man muss schon weit in die Historie des Vereins zurückblättern, um den tatsächlichen Ursprung des heutigen, so beliebten Treffs in der Klängerstu´ef zu finden. So mancher wird sich nicht daran erinnern, da die meisten Akteure von damals inzwischen verstorben sind. Von daher scheint es umso wichtiger, nochmals, als einer der wenigen Zeitzeugen, an die Anfangsjahre zu erinnern.
Die Anfänge führen bis in das Jahr 1995 zurück, also vor fast 30 Jahren. Im Jahr davor wurden dem Verein von Seiten der Stadt offiziell Räumlichkeiten im Obergeschoss des BGZ an der Beeckerstraße angeboten. Die Räume teilten wir uns gemeinsam mit dem Verschönerungs- und Verkehrsverein Wegberg und zahlten ein Nutzungsentgelt an die Stadt. Der VVV Wegberg ist heute noch unser Nachbar mit eigenem Raum in der Wegberger Mühle.
Für uns als Verein galt es damals unseren neuen Vereinsraum einzurichten. Das geschah unter der Leitung des Vorsitzenden Hans Langerbeins aus Watern. So nach und nach haben dann die verschiedenen Arbeitskreise des Vereins ihre Tätigkeiten dort aufgenommen. Für die Mundart gab es einen solchen zu dieser Zeit noch nicht.
Das Erzählcafé taucht erstmals in einem Protokoll von Mai 1996 auf. Da ich persönlich anwesend war, kann ich sagen, es wurde dort auch schon geklängert, bzw. „ens Platt jekallt onn jelustert“.

Die ab dieser Zeit regelmäßig im Veranstaltungskalender stehenden Nachmittage, trugen aber nicht den Namen „Erzählcafe“. Besonders „Stinnes“, der ehemalige Gastwirt von „Alt Berk“, erfreute die Gäste des Tages mit seinen Anekdoten aus Berk und sorgte mit seinem „Vertäll“ für so manchen Lacher. Er war einer der letzten Wegberger Originale. Unser Vereinsmitglied Hans Symes verstarb im April letzten Jahres mit 90 Jahren.
Auf der Website des Vereins erfahren Sie mehr zur Geschichte der bekannten „Berker Klängerstu`ef“: https://www.historischer-verein-wegberg.de/mundart-uebersicht.html
Es gibt sogar einen Wikipedia Eintrag zum Erzählcafe, siehe hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Erz%C3%A4hlcaf%C3%A9
12.02.2024 - Dietmar Schmitz
Nachlese - gut gefü(h)llt ?
Neben der Kultkneipe "Zur Post" im Zentrum von Wegberg, gibt es in der Stadt noch einige andere "Kult"-ur - Tempel. So war am vergangenen Mittwoch, ein Tag vor Altweiber, die Wegberger Mühle Ziel von zahlreichen "jecken"  Mundart-Freunden. Der Spirit (nicht Sprit) der Karnevalisten aus den befreundeten Heimatvereinen, insbesondere der Beecker, lockte zahlreiche Zuhörer an, so dass die Mühle gut gefüllt war. Unser Hausfotograf Heinz Esser hat das in zahlreichen Fotos festgehalten, hier  zwei zur Ansicht, die anderen findet ihr auf der Website des Historischen Vereins.
Hier der Link dorthin:
Der  Vorsitzende Hermann Josef Heinen wird dann noch ein Video auf dem  You-Tube-Kanal des Vereins von der Veranstaltung einstellen.
Der  inzwischen auf rheinischen Bühnen aktive Beecker Comedian Christian  Pape ließ es sich nicht nehmen diese karnevalistische Klängerstu´ef vor  der eigenen Haustüre zu besuchen.
09.02.2024 - Dietmar Schmitz
Passend zum Karneval - Wenn et Trömmelche jeht (jeit)
Ob  nun im Karneval, wo der oben genannte Song der Kölner Band „Die Räuber“  aus dem Jahre 1993, ein echter Hit und Gassenhauer ist  oder demnächst  Weihnachten ansteht und das Lied „The Little Drummer Boy“ erklingt oder  -
https://www.youtube.com/watch?v=GJpTDLVx6aQ
https://www.youtube.com/watch?v=CNGCWW1aFO4(deutsch)
https://www.facebook.com/watch/?v=1112530158907936(Vicky  Leandros – englisch); das Lied wurde übrigens 1941 von der  US-Amerikanerin Katherine K. Davis komponiert und getextet und 1958  erstmals aufgeführt.
ob  im Herbst die Literaturtage anstehen und ein deutscher  Literaturnobelpreisträger (1999) behandelt wird. Sein Roman „Die  Blechtrommel“ wurde ein Welterfolg. Alle drei projizieren ein Bild vor  unserem geistigen Auge, dass von einem jungen Mann zeigt der mit einer  Trommel marschiert.

Das  links abgebildete farbige Gemälde wurde dem Verein im Zuge der  Recherchen zu einer Ausstellung in der Kreissparkasse Wegberg 2002  „Wegberger Ansichten“ von Frau Porten aus Baal geschenkt. Es erinnert  stark an Günther Grass Romanfigur Oskar Matzerath, dem kleinwüchsigen  Blechtrommler im gleichnamigen Roman (1959).
Der  Portrait-, Landschafts- und Kirchenmaler Wilhelm Büppelmann (geb.1879  in Varel, gest.1960 in Oldenburg) portraitiert hier den 10-jährigen  Ludwig Specks (1892 – 1905) in Uniform. Seit 1926 lebte Büppelmann mit  seiner Familie in Nideggen.
Im  Hintergrund des Gemäldes erhebt sich majestätisch die Wegberger  Pfarrkirche St. Peter und Paul empor. Ludwig Specks „ `ne Berker Jong“,  Sohn des Schornsteinfegermeisters Joseph Specks und der Maria Rütten,  wurde gerade mal 13 Jahre alt, er starb in Echt. Das Gemälde auf Holz  wurde 1934 angefertigt.
Einige  Jahre später, nach einer Gemäldeausstellung „Kunst im Zentrum“ im BGZ  (2007), erhielt ich eine Fotografie, die eine Überraschung bot. Das Foto  zeigt fast exakt die Person des Trommlers, das anscheinend als Vorlage  zu diesem Gemälde gedient hatte (siehe untern rechts). Folgerichtig  lässt sich dies auf das Jahr 1902 datieren.
06.02.2024 - Dietmar Schmitz
Vom Spritzenhaus zur modernen Feuerwache
Es ist das Jahr 1770. Die Schöffen der geteilten Gemeinde Wegberg, bestehend aus den Mitgliedern der Unterherrschaft Tüschenbroich (dem jülichschen Teil) und den Schöffen aus dem österreichisch-niederländischen Teil (ehemals geldrisches Gebiet) beschlossen, am Rathaus ein neues Spritzenhaus anzubauen. Das Rathaus stand auf dem Alten Markt in der Fußgängerzone. Für das „Brantspruiten-Huys“ war ein Platz mit einer Größe von 16x28 Fuß = 5 x 8,5 Metern vorgesehen.
Auf der Postkarte ist noch der Schlauchturm mit der Alarmglocke am Alten Rathaus zu erkennen.
Die erste Brandschutzordnung wurde bereits 1729 erlassen. Nach einem verheerenden Brand in (Nieder-)Crüchten durften in den Dörfern Crüchten, Wegberck und Brempt, bei Strafe von drei Brabanter Gulden, keiner mehr mit einer Tabakspfeife feuerführende Stellen betreten (Vorläufer des Rauchverbotes!).
Im Jahre 1833 gab es dann zwei Spritzenhäuser, eins in Wegberg und eins in Beeck. 1847 sollte in Wegberg ein neues Feuerspritzenhaus gebaut werden, ohne genaue Ortsangabe. Um diese Zeit war auch ein Spritzenhaus in Klinkum vorhanden.
Von einem Neubau eines Feuerwehrgerätehauses erfahren wir dann wieder nach dem 2. Weltkrieg auf der Bahnhofstraße, da das Spritzenhaus am alten Rathaus nicht mehr zeitgemäß war. Danach wurden dann in Harbeck und Tüschenbroich neue Gerätehäuser gebaut. Durch die zunehmende Motorisierung des Feuerwehr, der Vergrößerung des Bestandes und dem gleichzeitigen Zuwachs der Bevölkerung wurde dadurch Rechnung getragen, dass man Fahrzeuge in einer Privatgarage und an der Mädchenschule untergestellte.
Dies war aber ja kein Dauerzustand. So beschloss 1968 der Rat der Gemeinde ein neues Feuerwehrhaus ans Rathaus anzubauen, den heutigen rückwärtigen Teil zur Mühle hin. Der obere Trakt diente gleichzeitig als Rathaus-Erweiterung. Schnell stellte sich heraus, dass die Stellplätze nicht ausreichten, da Wegberg sich als Wohnstadt etabliert hatte. Die Bevölkerungszahl nahm immer mehr zu. Ich erinnere hier an die Abholzung eines Teils der Beecker Waldes und der rasanten Bautätigkeit dort.
An der Venloer Straße fand man ein passendes Objekt. Hier war bisher der Bauhof untergebracht, für den dann ein Neubau an der Hospitalstraße entstand. Der Umzug der Feuerwehr erfolgte 1978.
Das hat jetzt zirka 45 Jahre ausgereicht. Seit einigen Jahren wurde ein neuer Standort gesucht und gefunden. So entsteht seit dem vorigen Jahr auf der Ecke Masseiker Straße zum Grenzlandring hin, mal wieder ein neues modernes Domizil für die Freiwillige Feuerwehr in Wegberg. Den Architektur-Wettbewerb hat 2018 die Firma Scheidt & Kasprusch aus Berlin gewonnen. Über die Steigerung der Kosten wird seitdem heftig gestritten, auch, ob alle Elemente, die im Entwurf vorgesehen waren, realisiert werden sollten. In diesem Jahr soll die Feuerwache bezugsfertig sein.
Weitere Informationen:

03.02.2024 - Dietmar Schmitz
Aufgelesen – auch gelesen? Nr.2
Mal wieder etwas für Genealogen. Vor kurzem erschien Band 25 der Allgemeinen Deutschen Wappenrolle in Stuttgart (Pro Heraldica). Ein Wappen zog besonders die Aufmerksamkeit auf sich.
Die Nachfahren eines Geschwisterpaares aus Bayern stellt darin das geänderte Wappen der verstorbenen Wappenstifter aus dem Jahre 1996/98 vor. Der Betriebswirt Peter Karl Franz Bircks aus Rennertshofen geboren 1952, verstarb 2018 in Augsburg; sein Bruder Alfred Karl Heinz geboren 1954, war Unternehmer und verstarb 2022 in Deggendorf (Niederbayern).
Das für uns Wegberger Interessante daran ist, dass die Familie ihre Wurzeln in Beeckerheide hat. Über die im Buch veröffentlichte Stammfolge, lässt sie sich bis auf den ersten zu ermittelnden Vorfahren Mathias (Theiß) Bircks, geboren um 1590, zurückverfolgen. Wie zu vermuten war, variiert der Familienname häufig. Hier eine Liste der verschiedenen Schreibweisen: ahn/an/auf der Birck(en), Bir(c)ken, Bir(c)k, Birx, Byrck, Bürks und Biercks.
Dabei handelt es sich um eine Ortsbezeichnung in der früheren Bürgermeisterei Beeck. Dies geht auch eindeutig aus einer Einwohnerliste aus dem Jahre 1771 hervor. Die Häusergruppe lag zwischen Häsenheid (Hessenheide), Am Settel und Am Höllard, heute etwa zwischen Heidkamp und Lindenstraße.
Bei der genannten Familie handelte es sich um eine Bauernfamilie. Die nachweisbar über fünf Generationen dort lebte, siehe dazu die Beecker Kirchenbücher. Die Abschriften sind im Vereinsarchiv vorhanden und können an den Forscherabenden eingesehen werden.
Der erste Bircks der verzog, war der 1729 geborene Ackerer und Handwerker Peter Bircks, der 1773 in Niederkrüchten verstarb. Sein Sohn war dort noch Sattler. Dessen Sohn ließ sich in Issum nieder, die nächste Generation in Krefeld. Von dort ging es dann später nach Bayern, wo die Nachfahren noch heute leben. Bei dem Wappen, handelt es sich um ein sogenanntes „redendes Wappen“, die Birke verweist auf den Familiennamen.
weitere Informationen hierzu: https://de.wikipedia.org/wiki/Redendes_Wappen
01.02.2024 - Dietmar Schmitz
Denkanstoß – Was war vor 90 Jahren?
Zur Kern-DNA eines Historischen Vereins gehört die Darstellung der Geschichte. Als Verein sind wird politisch neutral, er lebt jedoch von der Vielfalt und dem Einsatz der ehrenamtlichen Mitglieder. Heute bekleide ich keine Funktion mehr im Vorstand, von daher ist es möglicherweise einfacher auch heiklere Themen anzupacken.
Obwohl – als Vorsitzender des Vereins – habe ich auch schon Artikel veröffentlicht, die damals nicht opportun erschienen. Sie dazu im Berker Boten Nr.5/1997 oder Nr. 15/2001. Manchmal korreliert die Vergangenheit mit der aktuellen Situation.
Rückblende: Die Weimarer Republik lag in den letzten Zügen. Nach der Machtergreifung durch Hitler änderte sich so Einiges. Auch da gab es Massen- bzw. Machtdemonstration ganz anderer Art. Wer die Presseartikel der damaligen Zeit verfolgt, stellt schnell fest, dass zunächst die Kommunisten Ziel der Verfolgung und erste Opfer wurden. Bevor sich das diktatorische Regime der jüdischen Bevölkerung zuwandte, mit den dramatischen Folgen des millionenfachen Mordens. Kurze Zeit später erfolgte die Gleichschaltung der Presse und die Zwangsauflösung zahlreicher Vereine. Wer sich näher informieren möchte, hier ein Link zu einem Zeitungsportal in NRW: https://zeitpunkt.nrw/
Als Forscher fiel mir auf, dass die Geschichtsschreibung, der Heimatschriftsteller abrupt in den Jahren 1933/1934 endet. Wegberg hatte insofern Glück, weil Adolf Vollmer, ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde, bereits 1912 die Geschichte des Ortes, publiziert hatte. Die Chronik zur Geschichte der Bürgermeisterei und Pfarre Beeck endet 1933. Sie wurde vom späteren Gemeindedirektor Karl Peters und vom Beecker Pfarrer Paul Alfers als Maschinenskript verfasst. Das Buch wurde im Jahre 2022 vom Kulturring Wegberg herausgebracht und ist inzwischen vergriffen.
Auch die vom Dalheimer Heimatforscher Franz Mayer erstellte Geschichte der Gemeinden Arsbeck und Dalheim-Rödgen gibt es nur als Maschinenabschrift. Die von Evertz verfassten Ortschroniken wurden Mitte der 50iger Jahre gedruckt, das Heimatbuch von Heinz Cohnen erst Mitte der 1980 Jahre. Dabei wurde die Zeit des Dritten Reiches meist ausgespart.
Erst durch die Publikationen des Historischen Vereins durch Dr. Klötzer, Jochen Pothmann und Hans-Joachim Haude sorgten hier für neue Ansätze. Zuletzt kam dann (2013) das Buch „Das Braune Wegberg“ hinzu, das durch Schüler des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums zusammengestellt.
Wir alle sind mündige Bürger, natürlich gehört nicht Mut bei der jüngeren Generation und die Bereitschaft auf die Straße zu gehen dazu, auch die ältere Generation ist wieder gefragt. Der eine oder andere wird sich da an die 68er Jahre erinnern, um gewissen Tendenzen entgegen zu wirken. Zurzeit sind die Menschen in Massen auf den Straßen, anstatt LKWs und Traktoren, um den schleichenden Prozess und das Erstarken der rechten Ideologie einzudämmen.


Am Samstag kann jeder in Erkelenz friedlich demonstrieren,
damit wir keine Verhältnisse wie in China oder Nordkorea bekommen.
Januar 2024
30.01.2024 - Dietmar Schmitz
Holzweg oder Hohlweg?
Auf dem Holzweg sein – diese Sprichwort ist vielen noch geläufig. Bereits im 15. Jahrhundert wurde es verwendet. Interessant die Benutzung des Wortes Holzweg in der mittelalterlichen Dichtung. Siehe dazu im Wikipedia-Beitrag.
Um allen Irrtümern vorzubeugen – wir nehmen den Hohlweg! Heute sind die Hohlwege meist zu reizvollen Wanderwegen in der Waldlandschaft degradiert. Mit viel Glück auch einmal zu einem Premiumwanderweg entwickelt worden. Bei zahlreichen Hohlwegen im Stadtgebiet handelt es sich – wie sollte es auch anders sein – um ehemalige Mühlenwege! Ein wesentliches Merkmal ist die markante Vertiefung im Gelände. Vor einigen Jahren gelangen es dem Autor zumindest einen dieser Mühlenpfade als Bodendenkmal eintragen zu lassen, erst der zweite Weg in NRW (2021). Damals waren massive Rodungsarbeiten im Gange und der Weg wurde mit schwerem Gerät stark verändert. https://www.yumpu.com/de/document/view/65219679/heft-3-bodendenkmale-hohlwege und: https://de.wikipedia.org/wiki/Hohlweg
Dieser Mühlenweg, der nur noch in Teilbereichen im ursprünglichen Zustand erhalten ist, führt von der Bockenmühle in Watern zur Kornmühle nach Tüschenbroich. Beginnend neben dem inzwischen renovierten Wohnhaus der ehemaligen Schreinerei Schwaken.
Etwa auf der Hälfte der Strecke, ist der Hohlweg noch deutlich ausgebildet. Die Ausformung geschah durch das Befahren mit der Mühlenkarre. Heute würde man als alten Wirtschaftsweg bezeichnen. Der Laie könnte jetzt einwerfen: „aber da passt doch überhaupt keine Karre durch.“

Foto: Dietmar Schmitz
Stimmt – denn nach dem Bau der Straße von Watern nach Tüschenbroich, zuerst noch als Kiesweg, später als asphaltierte Straße, ist der Waldweg, Teil des Europäischen Fernwanderweges E8 bzw. Hauptwanderweg X10, nur noch von Wanderern benutzt worden.
https://www.wanderbares-deutschland.de/wege/alle-wege/europaeischer-fernwanderweg-e8-abschnitt-niederrhein-f7db511ae8  [auf der Karte ist allerdings ein anderer Verlauf eingetragen!]
Durch die jahrzehntelange Erosion des Umfeldes bzw. dem Gegenteil, der Sedimentation hat sich der Weg verengt.
Hier noch eine kleine Auswahl an Hohlwegen im Stadtgebiet:
  • Hohlweg am Schanzerhof (gesperrter Waldweg)von Uevekoven kommend zur Kornmühle Tüschenbroich
  • Hohlweg in Dalheim von Wildenrath zum Klosterhof und zur Mühle
  • Hohlweg  hinter der Buschmühle Richtung Balkhoven und Schrofmühle
  • Hohlweg hinter der Molzmühle Richtung Neumühle
  • Hohlweg in Rickelrath (seitlich der ehem. Neumühle)Richtung Lüttelfort
  • Hohlweg am Aldeberg vom Wasserturm Richtung Rödgener Mühle
  • Weg von der Ophover Mühle zur Bockenmühle über die Lüh (Anhöhe vom Haus St. Georg bis zum Wasserturm)
27.01.2024 - Dietmar Schmitz
Wegberger Geschichte(n) – neu erzählt! heute - Der Mahlstein vom Dorfanger
Selbst den meisten Rickelrathern dürfte die genaue Herkunft des Steines vom Mühlenbrunnen nicht bekannt sein. Woher stammt dieser Mahlstein, der nun den Dorfanger ziert?
Als Ferdinand Schmitz von der Schrofmühle mich im Jahre 2019 fragte, ob ich etwas zu einem Mahlstein am Kreisverkehr in Wegberg am Bahnhof, der dort einsam und verlassen stand, sagen könnte, gab es spontan nur zwei mögliche Erklärungen. Entweder es war ein ausgemusterter Stein von der Wegberger Mühle oder einer von der Kringsmühle, die jeweils zirka 400 Meter vom Standort in der Nähe des Alten Friedhofes entfernt lagen. Eine dritte Variante fiel mir erst später ein, möglicherweise handelte es sich um ein Überbleibsel der ehemaligen Ölwerke Symes, die bis zur Auflösung im Jahre 1926 schräg gegenüber, hinter dem Bahnhof gelegen, ihre Produktionsstätte hatten, auf dem späteren Firmengelände von Kaufmann & Lindgens.
Zuerst müssen wir uns der früheren Bebauung am Standort des Steines zu wenden. Links davon war das Amtsgericht Wegberg und rechts eine Gastwirtschaft mit Brückenwaage und angeschlossenem Gewerbebetrieb, vor den Gleisanlagen. Die Wirtschaft hieß einmal „Zur Handelskammer“, also ein Bezug zum Amtsgericht. Nach dessen Abriss, „Zur Waage“. Über Jahrzehnte wurde sie von der Familie Müller betrieben. Damit kommen wir nun zur vierten Variante, die uns dann die Lösung zur Herkunft des schweren Blausteins (mit einem Durchmesser von 1,42 Meter und einer Dicke von 34 cm) brachte. Bei dem Stein handelt es sich übrigens um einen Läuferstein für einen Kollergang, also für ein Ölmahlwerk.
Der in Schevenhütte bei Stolberg geborene Paul Jacob Müller (1849-1920), war zuerst mit Maria Adelgunda Baur verheiratet. Diese verstarb jedoch mit 28 Jahren nach der Geburt des dritten Kindes, im Jahre 1882 in Wegberg. Hier wird Paul Jacob schon als Wirt und Steinhauer bezeichnet. Sein Vater übte den Beruf des Steinhauers in Schevenhütte aus. Nach einer kurzen Trauerzeit heiratet Paul Jacob Müller 1883 in Wegberg die Anna Catharina Christina Kalthoff (1848-1932). Er bekam mit ihr fünf weitere Kinder.
Überliefert ist seine Tätigkeit an der Pannenmühle. Dort arbeitete er mit einem Gesellen. Müller war für das Schärfen von Tratsteinen zuständig. Er nutzte dazu besonders gehärtete Meißel, die er anschließend bei einem Schmied wieder schärfen ließ. Dies musste der Ölmüller noch bezahlen. Der Wegberger verabschiedete sich dann von dem Pannenmüller mit den Worten: „Sue, nu send se en Oorder. Jetzt kann ech de Kai (harter Stein) domet haue.“
Sein 1884 geborener Sohn, Paul Jacob führte das Handwerk fort. Im Adressbuch von 1935 steht er noch mit der Wirtschaft, Steinhauerei, Baumaterialien und Kohlenhandlung (noch 1952) eingetragen. Im Adressbuch von 1964 nur noch mit der Wirtschaft. Der Stein stammt demnach aus dem Lager der Familie Müller.
Im Herbst 2021 wurde die Brunnenanlage am Dorfanger in Rickelrath durch die Ehrenbürgermeisterin Hedwig Klein eingeweiht.
 

Auf dem kolorierten Postkarten-Ausschnitt ist der Mahlstein an der Ecke der „Villa Köhler“, dem Amtsgericht zu erkennen, daneben ist das Steinlager sichtbar (links neben der Baumreihe). Am Ende der Sichtachse von der Straße Am Bahnhof ist das Gebäude der Gastwirtschaft zu sehen.
25.01.2024 - Dietmar Schmitz
Heimat-Preis der Stadt Wegberg 2023
Anfang Dezember fiel die Entscheidung über die Preisträger des Wettbewerbs. Gefördert vom Land NRW wird dieser Preis seit dem Jahre 2019 von der Stadt ausgelobt.

Gestern war im Anton Heinen Haus in Rickelrath die Preisverleihung. In diesem Jahr erhält das Team für die Ferienspiele in Rath-Anhoven den ersten Preis. Der zweite Preis geht an den Verein Angerdorf Rickelrath für ihre Willkommensmappe für Neubürger. Den dritten Platz belegt Dietmar Schmitz für die Bearbeitung der Wenkerbögen aus dem Stadtgebiert Wegberg. Eine Urkunde für den 4. Platz erhielt der Verein Wegberg hilft e.V.

      
Heimat? Ein weitgefasster Begriff, für jeden bedeutet er etwas anderes. Auch Schulen gehören dazu, hier werden die Grundlagen geschaffen für die weitere Entwicklung eines Menschen. Früher gab es noch in zahlreichen Dörfern eine Schule. Durch den Rückgang der Schülerzahlen setzte eine Zentralisierung ein.
Vor 150 Jahren war das noch anders, da startete der Sprachwissenschaftler Georg Wenker ein Projekt, dass sich mit der Mundart vor Ort beschäftigte. Erste Anlaufstelle  für ihn waren die Lehrer an den Schulen. Er versendte an sie einen Bogen mit 42 Sätzen die zu übersetzen waren. Bei der Vielzahl an Schulen im Rheinland ein großer Kostenfaktor. Deshalb bat er die Lehrer die Bögen auf eigene Rechnung zurückzusenden. Daraus resultierte dann, dass nicht alle Bögen zurückgesandt wurden. So liegt z.B. aus Wegberg für die Zeit kein Bogen vor. Eine zweite Erhebung fand acht Jahre später statt, jetzt ausgeweitet auf Westfalen. Die neuen Bögen hatten nun 40 Sätze mit zum Teil neuen Texten. Im Endeffekt liegen für die damals in Wegberg vorhandenen 13 Schulen 18 Bögen vor. Für Georg Wenker ergab sich so ein genaueres Bild der Dialektsprachen. Die Grenzen die durch Lautverschiebungen entstanden, wurden in Karten festgehalten. Diese Bögen erlauben den Wissenschaftlern jetzt bis auf die unterste örtliche Ebene, z.B. zwischen Klinkum und Arsbeck, die Unterschiede auszuwerten.   
Die Transliterierung dieser Bögen, das heißt das Übertragen der zumeist in Kurrentschrift verfassten Bögen, in eine heute für alle lesbare Schrift, ist das Verdienst des heutigen Preisträgers.
Hier eine Liste der Preisträger der vergangenen Jahre:       
2019:  1. Heimatverein Beeck - Projekt "Beeck macht blau"
          2. Historischer Verein Wegberg: Projekt "Geschichtswerkstatt"
          3. Dorfgemeinschaft Wildenrath
2020: 1. Bürgerinitiative Wegberger Innenstadt-Entwicklung (Biwie) "Mühlenmarkt"
          2. Dalheimer Pfadfinger Gruppe St.Georg (DPSG) "Heimat pflegen"
          3. Historischer Verein Wegberg - De Berker Klengerstu'ef
2021: 1. Förder- u. Museumsverein Schrofmühle "Kindermühlentag"
          2. Trommler- und Pfeiferkorps Klinkum
          3. Mühlenstein-Team
          4. Historischer Verein Wegberg "Heim@kino"
2022: 1. Basislager Petersholz
          2. Haus St. Georg
          3. Manfred Müchen & Hermann-Josef Heinen

21.01.2024 - Dietmar Schmitz
Wegberger Geschichte(n) - neu erzählt; heute:
Ein alter Türsturz von 1800
Es hat lange gedauert, bis das Thema „Sprüche auf Türbalken“ nochmal aufgegriffen wurde. Von 1996-2009 erschienen zehn Beiträge über Eichenbalken und ihre Geschichte im „Berker Boten“.
Die Sinn- und Segenssprüche auf diesen meist alten Balken, die in den wenigen noch erhaltenen Fachwerkhäusern verbaut wurden, haben oft einen christlichen Hintergrund. Zu erkennen an einem Kreuz mit dem Monogramm I-H-S. Das Nomen sacrum leitet sich von den ersten drei Buchstaben Jesus in der griechischen Schreibweise ab. Das Wort wurde bis um 1450 in Bibeln und Urkunden nicht ausgeschrieben, wobei der griechische Buchstabe Sigma durch das lateinische "S" ersetzt wird. Interpretiert wird die Buchstabenfolge mit Jesus, Erlöser der Menschen, für die lateinische Übersetzung von Iesus Homium Salvator, volkstümlich übersetzt mit Jesus - Heiland - Seligmacher. Oft ist das Monogramm mit weiteren Attributen versehen, in unserem Fall mit einem Herz, das für die Liebe steht. Wenn noch drei Nägel beigefügt sind, stehen diese für die Kreuzigung, so z.B. auf dem Feldkreuz in Kipshoven zu sehen.
Solche Inschriften geben aber auch indirekt Auskunft über die Geschichte eines Hauses und ihrer Besitzer bzw. Erbauer. So auch hier bei dem Türsturz aus Dalheim-Rödgen (früher oft als Raetgen, Rötgen geschrieben). Die Inschrift im abgebildeten Balken lautet:
Hüte dich Fluch nycht yn meynem Haus, oder geh bald zur Dur hynaus oder Got der Her vom Hymmelreych straf mych und dych gleyg. M.S. - M.P. 1800
[Hinweis: In der Chronik von Franz Mayer steht eine etwas andere Lesung (1934)]



Dieser Balken wurde im Jahre 1934 beim Umbau des Hauses Rödgener Straße 14, in der ehemaligen Wirtschaft Stepprath freigelegt, er war verpliestert gewesen. Die Initialien stehen für das Ehepaar Michael Stepprath und Maria Magdalena Peters.
Im Jahre 1800 wurde Rödgen von einem großen Brand getroffen. Es war die Zeit der französischen Fremdherrschaft. Die Ursache für die Feuersbrunst im Dorf, mit den zahlreichen Fachwerkhäusern, ist nicht überliefert. Ein Opfer wurde dabei auch die zweite Kapelle, die an der inzwischen geschlossenen Wirtschaft Lisges stand. Das Feuer brach am 16. August aus, einen Tag vor der Sankt-Rochus-Kirmes. Auch das Haus von Michael Stepprath wurde ein Raub der Flammen.
Das Haus an der Dorfstraße wurde von ihm wiederaufgebaut, er war von Beruf Ackerer, im Situationsplan von Mayer ist auf der Parzelle mit den Hausnummern 235/236 eine Scheune eingezeichnet. Noch heute befinden sich die Häuser Nr. 10,12 und 14 im Besitz einer Nachfahren-Linie.


 
Ein Enkel des Mathias Stepprath, Peter Heinrich (1825-1906) wurde als erster als Gastwirt bezeichnet. Aber er war auch weiterhin Ackerer und Kleinhändler. Verheiratet war er mit Anna Catharina Tillmanns. Deren Sohn Fritz übernahm später die Wirtschaft, er starb 1925, seine Ehefrau Elisabeth Schmitz 1934. Danach erfolgte der oben beschriebene Umbau. Ein weiterer Sohn, Peter Joseph Stepprath, wurde Bäcker und Metzger und übernahm das Haus Nr.10. Er setzte sich zusammen mit den Gebrüder Frenken für den Neubau der großen Kapelle ein (1896). Im Jahre 1911 war er Mitbegründer der St.Rochus-Schützenbruderschaft.
Die einzig überlebende Tochter des Fritz Stepprath, Gertrud, heiratete im Jahre 1926 den aus Mönchengladbach stammenden Schmiedegesellen Arnold Hagemann. So verwundert es nicht, dass er in einem Nebengebäude auf dem Grundstück eine Schmiede einrichtete (Teile davon sind noch vorhanden) und hier als Hufschmied arbeitete. Sein Sohn Willi führte die Gastwirtschaft weiter.
Nach deren Schließung war hier mal eine Pizzeria und zum Schluss eine Weinhandlung, bevor die Räumlichkeiten zum Wohnhaus wurden. Die Räume der Kegelbahn sind auch noch vorhanden.

Meist sind die Inschriften an den Gebäuden nicht für jedermann sichtbar. Einige wurden an das Flachsmuseum in Beeck abgegeben, wo sie ausgestellt sind. Das hier besprochene Exemplar ist auch in einem Museum, allerdings im Freilichtmuseum in Kommern!
 
Befindet sich in ihrem Haus noch ein Eichenbalken mit Inschrift?
Wir würden uns über eine Nachricht und ein Foto zu Dokumentationszwecken freuen.

17.01.2024 - Dietmar Schmitz
Aufgelesen - auch gelesen?
Ein Rock- und Pop-Festival in Wildenrath mit 17 Bands, darunter zwei deutschsprachige Interpreten.
Im aktuellen Heimatkalender des Kreises Heinsberg 2024 erinnert Michael Heckers an ein Event, dass es so hier wohl nicht mehr geben wird. Sein Bericht heißt: Woodstock des Westens - als Tina Turner in Wildenrath rockte. Dieses Musikereignis fand vor 30 Jahren im August über drei Tage auf dem ehemaligen RAF-Flugplatz Wildenrath statt. Für viele Menschen waren das unvergessliche Tage.
Der Historische Verein Wegberg berichtete im Jahre 2020, zur Zeit der Corona-Pandemie, im Heim@kino darüber:
Im Zeitungsbericht von Folkmar Pietsch vom 06.09.2018 erfahren wir weitere Einzelheiten: Als Tina Turner in Wildenrath auftrat
Höhepunkt des dreitägigen Festivals am Sonntag Abend: Tina Turner.
Zum Abschluss des regulären Sets sang sie ihren - neben 'Nutbush City Limit' - größten Hit "Proud Mary".
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Aber wie haben die Besucher dieses Spektakel erlebt? Bereits am ersten Tag erschienen 80.000 Zuschauer und Musikbegeisterte. Stimmen dazu gibt es bisher wenige.
Wir, das heißt, der Kegelklub "Die unheimlichen Holzumstoßer" aus Wegberg, bestehend aus fünf Paaren, waren dabei. Wir ließen einen Kegelausflug ausfallen und besorgten uns das Ticket für drei Tage.
Auf Grund des Artikels im Heimatkalenders, wollte ich nun nach dreißig Jahren erfahren, welche Eindrücke bei den Keglern hängen geblieben sind. Leider haben wir keine Fotos mehr aus dieser Zeit. Hier einige Auszüge aus den Berichten:
a) Kerstin: Ich war an einem Tag mit meinen Arbeitskollegen da, bei Prince, auf ihn mussten wir eine Stunde warten, der ließ sich mit dem Hubschrauber einfliegen, Duran Duran, Foreigner usw. (Samstags). Sonnstags als Tina da war, stand ich in der zweiten Reihe neben dem Lautsprecher, danach waren wir taub, sie war einfach Spitze.
b) Vera: Wir sind an kilometerlangen Autoschlangen mit unserem Rad vorbei gefahren. Die Leute wollten uns sogar schon die Fahrräder abkaufen. Wir waren also guter Stimmung und der Platz und das Wetter waren die drei Tage super. Das hatte etwas von Woodstock. Auf Nachfrage hatte sie den oben genannten Artikel nicht gelesen!    
c) Ich: Da ich den Andrang zu solchen Veranstaltungen von der Flugschau in Wildenrath kannte, haben wir uns in Klinkum mit dem Rad getroffen. Der erste Eindruck am Eingang zum Gelände waren die Massen an Fahrrädern und anschließend die unendliche Reihe an WC-Häuschen (ca. 400 Stück). Da wir alle noch recht kleine Kinder hatten, mussten wir uns auch abwechseln, am ersten Tag wollte ich unbedingt Chris de Burgh hören, dazu kam dann Peter Maffey. Am zweiten Tag waren es PUR und OMD. Wir hatten uns einen Platz gesucht, von dem wir gut sehen konnten, aber nicht die volle Dröhnung bekamen. Am letzten Tag wollten natürlich alle ohne Ausnahme Tina Turner erleben, aber Joe Cocker und Rod Stewart kamen noch vorher. Als Tina auftrat haben wir dann auch weiter vorne gestanden. Für uns war es eine Super Zeit bei "Rock over Germany".
Haben Sie vielleicht auch dieses Event erlebt? Oder sogar Fotos vom Festivalgelände oder den Interpreten gemacht, die sie dem Verein zum Scannen zur Verfügung stellen könnten oder per Mail zusenden möchten?

14.01.2024 - Dietmar Schmitz
Du kriegst die Motten - Motten in Wegberg?
Den  Spruch kennen viele (vermutet wird, dass die Redewendung aus dem  Rotwelschen stammt). Gefräßige Tiere die Löcher in  Kla-"motten"  hinterlassen. Wie jetzt? Sind wir beim Nabu?
Diejenigen,  die sich mit Archäologie befassen denken an eine Motte die im oder am  Wasser liegt, oder versteckt im Wald noch sichtbar ist. Nein - keine  großen Ameisenhaufen - gemeint sind Erdhügel mit einem größeren  Durchmesser und manchmal einer Höhe von über 20 Metern, zum Teil noch  von Gräben umgeben.
Ja,  in Wegberg gibt es M & M`s (MuMs)! Wie nun? Diese bunten  Schokolinsen gibt es doch in fast jedem Supermarkt, was ist da  besonderes dran?
Also, wir denken da eher an Motten und Mühlen.  Die Stadt hat den Schwerpunkt auf die Mühlen gelegt, dabei sind wir mit  unseren Motten in Wegberg eine "Hoch"-Burg, von der der Anzahl der  erhalten gebliebenen Mottenanlagen her gesehen. Dabei handelt es sich  hier ausschließlich um "Niederungsmotten".
Der neu zugezogene Wegberger wird sich fragen: Wo finde ich denn eine von diesen "Motten"?
Grundsätzlich  in der Nähe eines Baches, mit dessen Hilfe man die Gräben mit Wasser  fluten konnte, die dann ein erstes Hindernis für Angreifer darstellten.  Aha - da wollten also einflussreiche Bewohner ihren Besitz verteidigen  bzw. schützen. Das lässt auf eine Einrichtung aus dem Mittelalter  schließen. Grabungen an diesen Erdhügeln brachten auch Scherbenfunde zu  Tage, die eine Datierung bis ins 12. Jahrhundert zulassen. Diese Anlagen  waren hauptsächlich Sitz einer adeligen Familie.
Hier eine Liste mit der Verteilung im Stadtgebiet:
Im  Osten rund um Beeck: Gripekoven mit zwei Motten (noch im Wald sichtbar,  am Als- oder Mühlenbach gelegen). Kipshoven (eingeebnet), Mehlbusch  (Doppelgräben zum Teil erhalten), Moorshoven (eingeebnet, heute Haus  Moorshoven mit Graben). Im Zentrum von Beeck gegenüber der Pfarrkirche  (dahinter als frühere Vorburg das Haus Beeck), am Beeckbach 300 Meter  weiter die Motte Neuhöfchen (in der Waldparzelle kleiner Erdhügel mit  Graben und Wall).

Ortszentrum  Wegberg noch am Beeckbach, die Motte Ophoven an der dazugehörigen  Mühle. Dieses geldrische Lehen wird in den Urkunden des 14. Jh. erwähnt.  Hier gehen zum ersten Mal Motte und Mühle eine Symbiose (in  gegenseitiger Abhängigkeit) ein. Am Zusammenfluss von Beeck- und Fußbach  soll ohne erkennbaren Hügel an der Burg Wegberg (nur Wassergräben und  der umgebaute Herrenhof) eine Motte gewesen sein.
Im  Süden des Stadtgebietes in Tüschenbroich gab es mindestens drei Motten.  Zuerst die mitten im Weiher gelegene große Insel mit 80 Metern  Durchmesser und ca. 25 Höhe (noch mit einem Turmrest und Kellergewölben)  umringt von zwei Mühlen; die Brühler Motte, im Wald versteckt gelegen  und die Motte Dürselen (nur noch ein Graben, auch hier gehörte ein Hof  und eine Mühle dazu).
https://de.wikipedia.org/wiki/Motte_T%C3%BCschenbroich
Im  Westen zunächst in Arsbeck am Helpensteiner Bach die gleichnamige Motte  Helpenstein (Erdhügel an der B221), am Raky-Weiher in Rödgen die gößte  Mottenanlage im Satdtgebiet der "Alde Berg" mit einer weitläufigen  Vorburg, Gräben und Wällen. Auf dem großen Hügel ist heute ein Kreuz, wo  einst eine kleine Kapelle stand. Zuletzt ist da noch das Haus  Wildenrath, am Rumpenbach gelegen, ohne Erdhügel aber mit Gräben und  Wällen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Motte_Aldeberg
Und  was ist im Norden? Nun - zwischen Arsbeck, Merbeck, Rickelrath und  Gripekoven findet sich keine Motte. Da gibt es nur die "dicke Landwehr"  und das große Sumpfgebiet der Schwalm und des Mühlenbaches.
Auffallend ist, das die meisten Motten auf dem Territoriums des  ehemaligen Herzogtums Jülich liegen.  

09.01.2024 - Dietmar Schmitz
Dä Berker Wenk-er
Im  Berker Boten Nr.16/2002 stellte Georg Heinrichs einst die provokante  Frage: "Ist Platt eine Sprache?" Vor 150 Jahren war sie  auf jeden Fall  die Alltagssprache in Wegberg. Bis in die 1960er Jahre hinein wurde sie  zumindest in den Haushalten mit alteingesessenen Familien in den  umliegenden Dörfern gesprochen.
Ein  Sprachwissenschaftler aus Düsseldorf, Georg Wenker, schrieb um 1876  alle Volksschulen im Rheinland an und bat darum einen Bogen mit 42  Sätzen durch einen Lehrer oder Schüler bzw. durch einen Einheimischen, der den Dialekt sprach, die hochdeutschen Sätze zu übersetzen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Wenker
Zirka  10 Jahre später dehnte er seine Befragung auf Westfalen und dann auf  ganz Deutschland aus und in einem weiteren Schritt auf die angrenzenden  deutschsprachigen Gebiete.
Heute beschäftigen sich drei  Universitäten: Marburg, Bonn und Mainz und der Landschaftsverband  Rheinland (LVR) mit diesen so genannten "Wenkerbögen".
Diese sind  nun online gestellt und können durch Freiwillige transliteriert werden.  Ein Hindernis hierbei ist die Schrift. Viele Bögen sind in der damals  üblichen Kurrent-Schrift ausgefüllt worden.
Durch mein Hobby, die  Familienforschung, habe ich mich in diese Schrift einlesen können und  habe versucht die ersten Bögen aus dem Stadtgebiet in eine heute für alle lesbare Schrift zu übertragen.
Durch die beiden sprachwissenschaftlichen Vorträge beim Historischen Verein im  vergangenen Halbjahr, durch Frau Krautwald  und Frau Ostermann, kam der  Gedanke auf, den Altkreis Erkelenz zu bearbeiten. Dafür wurde dann ein  Projektname gesucht. Da kam mir dann ein Wortspiel in den Sinn, der mit  einem alten Berker Spruch zu tun hatte; "der Berker Wenk" - da war  dann schnell die Verbindung zum "Dä Berker Wenk-er" hergestellt.
Auf  Grund der Überschneidungen mit anderen Gebieten wurde der Wunsch laut,  die Abschriften auf den gesamten Kreis Heinsberg auszudehnen.  Mittlerweile habe ich 175 Bögen mit über 7000 Sätzen abgeschrieben. Es  fehlen nur noch wenige Schulen, für einige Dorfschulen liegen zwei Bögen  vor (1876 und 1884).
Nach Abschluss des Projektes können diese wissenschaftlich ausgewertet werden. Auf unserer Homepage gibt es  weitere Informationen dazu.



Hinweis:  Die Zeichnung der Dorfschule in Beeckerheide fertigte mein ehemaliger  Klassenlehrer Otto Müller. Nach Auflösung der Volksschulen im Jahre  1968, leitete er die erste Abschlussklasse der Gemeinschafts-Hauptschule  Wegberg (Jahrgang 1968/69).
Wer den ersten Satz des Wenkerbogen von  1884 nicht versteht, hier die hochdeutsche Fassung: Im Winter fliegen  die trockenen Blätter durch die Luft herum.

07.01.2024 - Dietmar Schmitz
Ein besonderes Schmuckstück - Die Bibliothek in der Wegberger Mühle

Wer  kennt noch unser verstorbenes Ehrenmitglied Karl-August Ostendorf  (1932-2011)? Der ausgebildete Archäologe war der Begründer der Bücherei  des Vereins im BGZ an der Beecker Straße, die er seit 1994 betreute.
Das  Bürgerzentrum (BGZ) war im inzwischen abgerissenen früheren  Schulgebäude (zuerst evangelische Volksschule, dann Realschule, zuletzt  Sonderschule) untergebracht.
Nach dem Ankauf der Ramachers-Mühle (in  früheren Jahrhunderten  Berker Muel genannt), heute Wegberger Mühle,  durch die Stadt Wegberg wurde diese durch umfangreiche Sanierungs- und  Umbaumaßnahmen zum Sitz verschiedener Vereine. So erhielt der  Historische Verein im Jahre 2009 neue Räumlichkeiten, so auch über dem  großen Veranstaltungsraum, die offene Empore mit der zur Bibliothek umfunktionierten Galerie.
Es wird immer kolportiert, dass es in  Wegberg keine öffentliche Bücherei gäbe. Dabei wird außer Acht gelassen,  dass es vier Pfarrbüchereien gibt: so in Beeck, Dalheim, Klinkum und  Merbeck.
Bei der Vereinsbibliothek werden naturgemäß Sachbücher aufbewahrt, besonders interessant für Schüler der weiterführenden Schulen, die dort  Facharbeiten erstellen müssen. Die Bücher mit dem Schwerpunkt Geschichte, Geografie, Archäologie , Familienforschung und Wappenkunde.
Ein Besuch lohnt sich allemal, es lassen sich auch Bücher (Dubletten) aus Nachlässen und Veröffentlichungen des Vereins erwerben.
Auf der Homepage des Vereins wird auch immer ein Buch des Monats vorgestellt.

05.01.2024 - Dietmar Schmitz
Wegberger Geschichte(n) - neu erzählt - heute die Bleiche an der Burg
Wesentlich  bekannter ist vielen die große Bleiche am Geroweiher in Mönchengladbach. Ein Gemälde zeigt am Fuße des Abteiberges die alten Färberhäuser.
Eine  Parallele dazu findet sich in Wegberg. Der Mühlenweiher im Stadtpark  wird von Beeck- und Fußbach gespeist und ist von größeren Freiflächen  umgeben. Wasser ist für die Textilindustrie besonders wichtig.
Als  sich die westfälische Industriellen-Familie Billmann in Wegberg  niederließ (1891), zunächst noch an der Tüschenbroicher Straße, nach der  Errichtung der Leinenweberei an der Burgstraße, übernahm sie auch das  Herrenhaus des Wegberger Hofes (heute Hotel Burg Wegberg).
Heinz  Cohnen beschreibt im Heimatbuch der Stadt Wegberg (1983) die Anfänge  der mechanischen Leinenweberei. Die Firma produzierte zunächst  Haushaltswäsche. Sie nutzte die Rasenfläche, des Burggeländes Richtung  Schwalm als Bleiche. Dieser Platz wurde auch als Kirmesplatz genutzt,  heute ist dort der Parkplatz vor dem Forum, direkt neben der Wegberger  Mühle.
Die  Mühlen waren auch immer schon Zulieferer der Textilbetriebe. Sie  verarbeiteten nämlich bestimmte Pflanzen: wie Krapp, Waid oder Wau  (Färber-Resede - ein Gelbkraut), wobei die Wurzeln gemahlen und daraus nach einem Gärbprozess, Farbstoffe gewonnen wurden.
Nach  120 Jahren kann sich fast keiner mehr an das Aussehen der Bleiche  erinnern. Hier half dann der Zufall weiter. Auf einer alten colorierten  Postkarte ist das Areal des Burgeländes, mit dem stark veränderten  ehemaligen Barockgarten hinter dem Herrenhaus und die Wiesenfläche mit  den ausgebreiteten weißen Tüchern zu erkennen.

Die Abbildung zeigt einen Ausschnitt aus der Postkarte von 1902.
02.01.2024 - Dietmar Schmitz
Das RSN-Netzwerk
Pilze (Mykorrhiza) und Bäume bilden Netzwerke, warum nicht auch Heimatvereine?

So ganz neu ist die Idee allerdings nicht. Familienforscher (auch Genealogen genannt), Mundartexperten und Archäologen aus verschiedenen Vereinen haben auch schon vor 1990 gemeinsame Treffen veranstaltet.
Im  Jahre 2001 wurde durch Professor Dieter Geuenich (Historiker) von der Gerhard-Mercator-Universität in Duisburg und dem Mitveranstalter der Niederrheinischen Akademie ein neuer Impuls gesetzt. Die Heimatvereine des Niederrheins wurden zu einem Kolloquium nach Wesel eingeladen. Hier wurde für eine stärkere Zusammenarbeit der Vereine untereinander geworben. Der Historische Verein Wegberg hat dadurch engere Kontakte mit den Heimatvereinen in Viersen und Erkelenz gepflegt. Auf örtlicher Ebene kam es zu regelmäßigen Treffen mit den Vereinen in Beeck und Harbeck.
In den Jahren 2007-2009 wurde das grenzüberschreitende Projekt Interreg-IV "MeinWeg" aufgelegt. Hier sollten in den beteiligten Städten und Gemeinden (Roermond, Roerdalen, Wassenberg und Wegberg) kulturhistorische Routen ausgearbeitet werden.
http://www.npr-meinweg.eu/Kulturgeschichte/Geschichte%20vor%20Ort/Geschichte_Wegberg.html
Das  oben erwähnte RSN-Netzwerk steht für die Vereine und Gruppen im Gebiet des Rur-Schwalm-Niers Raumes. Moderator und Ansprechpartner ist Leo Gerigk aus Niederkrüchten, seit dem Jahre 2018. Inzwischen beteiligen sich 14 Verein daran. Von Geilenkirchen bis Tegelen, von Gangelt bis Odenkirchen. Bisher wurden für die Vorstände gemeinsame Gesprächsrunden, Vorträge und Führungen abgehalten.

Historischer Verein Wegberg e.V. - 2024 - Letzte Änderung: 01.03.2024

Historischer Verein Wegberg e.V.
Rathausplatz 21, Wegberger Mühle, 41844 Wegberg
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