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LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
Fund des Monats - Jahresübersicht 2014

LVR-Amt für Bodendenkmalpflege
im Rheinland
LVR-LandesMuseum Bonn

Fund des Monats Januar 2014
Keltenkopf aus Kleinbüllesheim

Das im Aushub einer Baugrube entdeckte Stück ist aus rötlichem Sandstein gefertigt und zeigt antike wie auch moderne Beschädigungen.
Das Gesicht ist flach, die Nase ragt kantig heraus. Über den geschlossen wirkenden Augen verläuft der Haaransatz oder Mützenrand. Über dem Mund lässt sich ein seitlich heruntergezogener Schnurrbart ausmachen. Auf der linken, unbeschädigten Kopfseite findet sich die Andeutung eines Ohres.
Da man das Stück zusammen mit römischen Funden entdeckte, stellt sich die Frage, wie eine offensichtlich spätkeltische Gesichtsdarstellung in einen römischen Fundzusammenhang gelangte. Hier ist die rückseitige, alte Bruchfläche von Interesse: es ist möglich, dass die Kopfdarstellung ehemals den oberen Teil einer Grab-Stele bildete, wie dies auch für die "Pfalzfelder Säule" belegt ist. Es wäre denkbar, dass man in römischer Zeit den Kopf abschlug und - aus welchem Grund auch immer - mitnahm.
Auch wenn diese Frage sich wohl niemals abschließend klären lässt, so ist doch der Kopf von Kleinbüllesheim als plastische Gesichtsdarstellung aus keltischer Zeit im Rheinland eine außerordentliche Rarität.

Keltischer Kopf aus Sandstein. Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn

Fund des Monats Februar 2014
Reich beschenkt ins Jenseits

Mitten in Xanten auf dem Marktplatz legten Archäologen bei Straßenbaubegleitungen im März 2010 einen beeindruckenden Fund frei: Völlig unberührt fand sich in dem ansonsten stark gestörten Areal eine Aschenkiste des 2. Jahrhunderts.
Das Grabbehältnis aus Tuff (44 x 40 x 36 cm) wurde im Block geborgen und erst danach geöffnet. Nach einem Blick hinein war klar: Es handelte sich um einen besonderen Fund mit Erhaltung organischer Materialien. Dementsprechend erfolgten die sorgsame Freilegung und Restaurierung im LVR-LandesMuseum Bonn. Im Herbst 2013 konnten die Arbeiten an dem reichen Grab abgeschlossen werden.
Neben dem Leichenbrand eines vier- bis fünfjährigen Kindes barg die Kiste zahlreiche Beigaben: Eine Öllampe, einen kleinen Keramikbecher und ein gläsernes Parfümfläschchen sowie wenige Reste eines farblosen, verzierten Glasbechers. Außerdem fanden sich zwei Spielwürfel aus Bein, eine ältere Bronzemünze (Kaiser Gaius), eine kleine Axt, ein Hammer, die Reste eines Schreibgriffels aus Eisen sowie wahrscheinlich ein Zirkel aus Bronze. Eine schön verzierte sog. strigilis (Schabeisen) diente zur Körperreinigung nach dem Sport oder Schwitzbad. Kleine Nägelchen mit anhaftenden Lederresten lassen darauf schließen, dass dem Kind außerdem ein Paar Schuhe mit auf den letzten Weg gegeben worden war. Bemerkenswert ist der Fund eines überraschend gut erhaltenen Kästchens aus Buchsbaumholz, dessen Ecken mit bronzenen Be-schlägen verstärkt waren. Von einem Kamm, ebenfalls aus Buchsbaumholz, und von Textilien fanden sich hingegen nur noch winzige Reste.

Die ungewöhnlich vielfältigen Beigaben verdanken ihre größtenteils hervorragende Erhaltung der Aschenkiste als schützendem Behältnis. Die Kiste selbst und ihr Deckel waren aus demselben Tuffsteinblock gefertigt, was eine perfekte Anpassung der Deckplatte gewährleistete.

Fund des Monats März 2014
Eine große eiserne Schnalle aus Bonn-Ramersdorf

Auf dem Gelände der Zementfabrik am rechten Rheinufer in Bonn-Ramersdorf wurden 2011 über 500 Bestattungen eines seit fast 100 Jahren bekannten Gräberfeldes der Merowingerzeit (6.-7. Jahrhundert n. Chr.) ausgegraben.
Die Grubenwände von Grab St. 194 wurden teilweise mit Steinen befestigt. Eiserne Nägel weisen zusätzlich auf einen hölzernen Einbau, möglicherweise einen Sarg, hin.
Den ledernen Gürtel des Toten verschloss eine große eiserne Schnalle mit triangulärem Beschlag, dessen Gegenstück am Riemenende zu finden ist.
Schnallen dieser Art sind im zweiten Drittel des 7. Jahrhunderts charakteristisch für den Schwertgurt der Männer. Zumeist führten diese ein breites, einschneidiges Schwert, einen sogenannten Breitsax.
Das Stück aus Ramersdorf wurde äußerst sorgfältig und aufwendig gearbeitet. In das Eisen wurde ein Muster mit Stichel und Meißel eingraviert, das mit tordierten Drähten aus Silber und Messing ausgelegt wurde. Die Torsion ist sehr deutlich mit bloßem Auge bei dem Draht um den Nietkopf am Beschlagende zu erkennen. Meist ist sie jedoch nur noch auf dem Röntgenbild erkennbar. Die bandförmigen Messingeinlagen wurden zusätzlich punziert, wodurch das Punktmuster in der Mitte entstand.
Das Ornament besteht aus geometrischen Ornamenten, wie zum Beispiel Strichbänder oder Mäander auf dem Schnallenbügel. Durch flächige Einlagen auf dem Beschlag wird im Negativ ein Muster aus verschlungenen Tierkörpern herausgearbeitet.

Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn

Fund des Monats April 2014
Salbe für die Toten

Diese drei Glasfläschchen wurden in römischen Frauengräbern in Erkelenz-Borschemich gefunden.
Die drei Glasfläschchen wurden in zwei römischen Frauengräbern in Erkelenz-Borschemich entdeckt. In derartigen Fläschchen wurden den Verstorbenen zumeist wohlriechende Substanzen öliger bis leicht pastöser Konsistenz mitgegeben. Sie werden deshalb auch Unguentarien genannt (unguentum = Salbe). Wahrscheinlich wurden die Gläser in Köln hergestellt. Das filigrane Stück aus entfärbtem Glas war sicher etwas teurer als die beiden anderen.
Erkelenz, Kr. Heinsberg, 2. Jh. n. Chr.

Foto: Jürgen Vogel, LVR-LMB

Fund des Monats Mai 2014
Ein keltischer Gürtelhaken

In Niederkassel wurde dieser keltische Gürtelhaken gefunden.
In den letzten Jahren konnte bei Niederkassel ein Siedlungsplatz der Eisenzeit und frühen römischen Kaiserzeit großflächig archäologisch untersucht werden. Besonders hervorzuheben sind Funde der frühen Latènezeit, von denen Gefäße aus der nordfranzösischen Marnekultur weiträumige Kulturbeziehungen belegen.
Ein besonderer Einzelfund ist ein Gürtelhaken, dessen Befestigungsring alt gebrochen ist. Die Schauseite ist in Form einer Blattkrone gestaltet. Identische keltische Motive treten an Kleinobjekten häufig als Bekrönungen von Gesichtern oder Masken auf. Als prominenteste Vertreter tragen die Köpfe der steinernen Stele von Pfalzfeld und der Statue vom Glauberg Blattkronen als Kopfputz.

Niederkassel, Rhein-Sieg-Kreis, 375 – 350 v. Chr.
Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn

Fund des Monats Juni 2014
Erster Christ aus Bonn

Der früheste nachgewiesene „Bonner“ Christ ist ein junger Soldat. Sein Grab kam bei einer Notbergung des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland in der Nähe des römischen Legionslagers von Bonn ans Tageslicht.
Zum Grabinventar gehören eine so genannte Zwiebelknopffibel als Verschluss des Militärmantels und ein außergewöhnlich interessanter Siegelring. Auf der nur 1,2 cm großen Platte des Siegelringes ist eine biblische Szene abgebildet. Dargestellt ist ein Quellwunder, wahrscheinlich das des Mose. Derzeit sind noch drei weitere Ringe mit dem gleichen Motiv bekannt, einer davon aus Krefeld-Gellep, Grab 5714.
Das Bildmotiv des Propheten, der in der Wüste Wasser aus einem Felsen schlägt und damit das Volk Israel vor dem Verdursten rettet, ist im Rheinland auch mehrmals von spätantiken Glasgefäßen bekannt. Szenen aus dem alten und dem neuen Testament kommen hier auf Trinkgefäßen zusammen vor, die Bildsprache ist also christlich und nicht jüdisch geprägt.
Die zusammen mit den Ring gefundene bronzene Fibel wurde kurz vor oder um die Mitte des 4. Jh. hergestellt und ermöglicht die Datierung des Grabes. Der im Alter von 18–22 Jahren verstorbene „Bonner“ ist etwa um die gleiche Zeit geboren wie der Hl. Martin, der bekannteste Besitzer eines römischen Militärmantels.
Fotos: Jürgen Vogel, LVR-LMB

Fund des Monats Juli 2014
Römische Fibeln der 8. Kohorte

Bei Ausgrabungen im Vorfeld einer Schulerweiterung kamen in der Nordwestecke des römischen Legionslagers Bonn die Kasernen der 8. Kohorte sowie Wirtschaftsgebäude zutage. Das herausragende Fundmaterial und die gut erhaltenen Befunde mit Mauerhöhen von bis zu zwei Metern geben Einblicke in Handwerk und Wohnkultur in der römischen Kaiserzeit.
Vielfarbige Wandmalerei und das Fragment eines Intarsienfußbodens aus Marmor zeigen, dass auch Mannschaftsunterkünfte reich ausgestattet sein konnten. Ein mit Ziegelplatten ausgelegter Kanal aus Tuffsteinen führte das Abwasser aus dem Lager hinaus. Fibeln, Münzen und Schmuck gehören zu den privaten Gegenständen der Legionäre. Dagegen geben ein Webgewicht, das Gewicht einer Waage und eine Schleuderkugel Hinweise auf deren vielfältige dienstliche Geschäfte.
Diese römischen Gewandspangen ("Fibeln") gehören zu dem reichen Fundmaterial bei Ausgrabungen im Bereich der Mannschaftsquartiere im Bonner Legionslager.
Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn

Fund des Monats August 2014
Hinterkopf des Kaisers Augustus

Trotz des Fehlens der kompletten Gesichtshälfte verrät allein der Hinterkopf der ehemaligen kleinen Büste eine Menge über seine ursprüngliche Bedeutung. Sein Material, ein Basanit aus dem Wadi Hammamat in Ägypten, weist schon auf die Exklusivität der einst dargestellten Person hin: Aus diesem Material sind bisher nur 17 Porträts bekannt. Von dem Kopf erhalten blieben der gesamte Hinterkopf und ein Teil von Toga und Mantelbausch auf der linken Schulter. Unterhalb des Gewandes ist ein allerdings fragmentierter, zugearbeiteter Zapfen erkennbar. Es lässt sich aufgrund der schlechten Erhaltung nicht entscheiden, ob der Kopf als Einsatzkopf einst eine Büste oder eine vollständige Statuette zierte. Denn auch Einsatzköpfe konnten mit Mantelteil gearbeitet sein.
Dank des seltenen und damit kostbaren Materials wie auch der Haargestaltung lässt sich der kleine Kopf als Porträt eines männlichen Angehörigen des iulisch-claudischen Herrscherhauses identifizieren.
Eine eindeutige Benennung „auf Anhieb“ ist nicht möglich, zumal die Hinterköpfe der einzelnen Kaiser nicht einmal innerhalb eines Typus übereinstimmen. Offensichtlich war die Ausarbeitung der Vorder- wie auch der Seitenansichten eines Porträts für die Wiedererkennung eines Dargestellten entscheidend, hingegen die Gestaltung der Hinterköpfe in gewissem Rahmen dem Künstler freigestellt. Bei der Benennung hilft der Fundort weiter: Laut Inventarbucheintrag wurde der Kopf „gefunden in Stolberg“. Südlich von Stolberg lagen damals intensiv genutzte Bleierzlagerstätten, die unter dem Kaiser Tiberius (14 - 37 n. Chr.) in kaiserlichem Besitz und verpachtet waren. Die Interessen des Kaisers gegenüber dem Pächter vertrat ein ritterlicher Procurator. Als ehemaliger Besitz eines römischen Bergbaupächters oder Procurators könnte der beschädigte Kopf in Stolberg in den Boden gekommen sein. Da der Hinterkopf denen des Kaisers Augustus (27 v. Chr. – 14 n. Chr.) mehr ähnelt als denen des Tiberius, handelt es sich um ein Bildnis dieses Kaisers, der am 19. August 14 n. Chr. starb, also vor 2000 Jahren.
Hinterkopf einer kleinen Büste. Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn


Fund des Monats September 2014
Der Ring war noch am Finger

Bei der Freilegung eines Frauengrabes aus dem 6. Jahrhundert in Inden-Pier (Kreis Düren) konnte – noch am Fingerknochen steckend – ein Ring mit Granateinlagen geborgen werden. Im Grab fanden sich außerdem noch ein Glas, ein Knochenkamm und ein weiterer Ring aus Bronze.
Die Verstorbene wurde in einer kleinen Grabgruppe abseits der beiden größeren merowingerzeitlichen Nekropolen in Pier beigesetzt und gehörte höchstwahrscheinlich der lokalen Oberschicht an. Der Ring ist als Fund des Monats im September 2014 im Foyer des LVR-LandesMuseums Bonn zu sehen.
Der Ring mit Granateinlagen steckte noch am Fingerknochen.
Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn

Fund des Monats Oktober 2014
Gemme aus dem römischen Aachen

Das Römische Aachen (Aquae Granni) entwickelte sich ab den Jahren kurz vor Christi Geburt im Bereich heißer Quellen, die im heutigen Altstadtzentrum entspringen. Im Laufe des 1. Jh. n. Chr. wurden nacheinander drei Thermalbäder am Hof, am Büchel sowie an der Stelle des heutigen Doms erbaut. Westlich der sogenannten „Büchelthermen“ entstand zu Beginn des 2. Jh. eine Platzanlage mit Tempel, die etwa ein Jahrhundert später mit einer prächtigen Säulenarkaden-Architektur (Portikus) versehen wurde, deren Überreste im Glasvorbau dieses Hauses präsentiert sind.
Die über 5000 qm große Platzfläche wird neuerdings als mögliches Forum von Aquae Granni gedeutet. Dafür sprechen neben der zentralen Lage und Größe auch architektonische Elemente, wie die schmale Raumzeile entlang der nordwestlichen Längsseite. Dies könnten so genannte tabernae gewesen sein, also Ladenräume für Einzelhandel, wie sie an Forumsplätzen üblich sind.
Bei laufenden Kanalbaumaßnahmen wurden Teile eines dieser ursprünglich mit bemaltem Wandverputz ausgestatteten Ladenräume aufgedeckt. In einer Planierschicht der ersten Hälfte des 2. Jh, unter dem eigentlichen Fußbodenbelag der taberna, fand sich die gut erhaltene Gemme.
Spätestens in der Karolingerzeit wurden die tabernae sowie die angrenzende Portikus niedergelegt. Im untersuchten Grabungsausschnitt wurde über deren Ruinen eine Gruppe von drei bis vier karolingerzeitlichen Bestattungen angetroffen. Aus einer die Gräber bedeckenden Planierschicht stammten einige Architekturteile. Eines von ihnen gehörte zu den sogenannten „Aachener Arkaden“.
Der Schmuckstein besitzt einen zur Rück- und Vorderseite leicht abgeschrägten Rand. Auf dem hochovalen Bildfeld ist ein nackter Jüngling in frontaler Körperansicht mit zur linken Seite geneigtem Kopf dargestellt. Der Jüngling blickt nach unten zu seinem ausgestreckten linken Arm, in der er eine Opferschale (patera) hält. In der rechten Hand trägt er zwei Ährenbündel. Der Arm hängt locker in Richtung Boden. Seine leicht versetzten Füße sind nach links gedreht. Darunter ist eine kurze Grundlinie erkennbar. Für das Grundschema des Körpers wurde das Schneidewerkzeug vertikal geführt, für die Ausarbeitung der Körpermuskulatur arbeitete der Gemmenschneider horizontal.
Das Motiv des nackten Jünglings mit patera und Ährenbündeln findet sich oft unter der Bezeichnung bonus eventus (Gutes Gelingen) auf Münzen. Die Gemme schmückte vermutlich einen Fingerring und sollte dessen Träger unter den besonderen Schutz dieses Gottes stellen.
Der so genannte „Flachperlstil“, der sich hier auf Grund der geraden, oft parallel nebeneinander gesetzten Linien sehr gut bestimmen lässt, deutet auf eine Datierung von der Mitte des 1. Jh. n. Chr. bis zum Anfang des 2. Jh. Stilistisch lässt sich die Aachener Gemme mit einer Vielzahl ähnlicher Objekte aus Werkstätten in Aquileia vergleichen, die in diesem Zeitraum dort gefertigt wurden. Überhaupt zeigt sich bei Gemmen vom Übergang des 1. zum 2. Jh. eine Veränderung in Stil, Inhalten und Motiven sowie eine Vorliebe für die Verwendung von Karneol und rotem, sehr opakem Jaspis. Eine Versteifung der Figuren nahm zu und Standartmotive, wie der bonus eventus wurden immer geläufiger.

Bei Kanalarbeiten wurde diese Gemme entdeckt.
Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn

Fund des Monats November 2014
Gläserner Saugheber aus einem römischen Grab

In den Jahren 2012 und 2013 legten archäologische Teams in der Nähe der Ortschaft Inden-Pier (Kreis Düren) eine der größten römischen Villen im Rheinland frei. Die Bewohnerinnen und Bewohner waren in Körpergräbern in unmittelbarer Nähe bestattet, welche offenbar schon in antiker Zeit ihrer kostbaren Beigaben beraubt wurden. Dabei übersahen die Grabräuber in einem Grab des späten 4. / beginnenden 5. Jahrhunderts neben einer Zwiebelknopffibel aus Bronze und einer Gürtelschnalle auch einen gläsernen Saugheber.
Heber sind Geräte, um Flüssigkeit einem Gefäß zu entnehmen und gegebenenfalls in ein anderes umzufüllen, ohne zu gießen. Die Spitze des Geräts wird in die Flüssigkeit getaucht, am oberen breiteren Ende des Rohrs saugt man so lange, bis sich die Blase gefüllt hat. Dann verschließt man mit Daumen oder Zeigefinger das Rohr; der Luftdruck verhindert ein Auslaufen. Öffnet man die Saugöffnung, so fließt unten ein feiner Strahl heraus, der durch Verschließen der Öffnung wieder angehalten werden kann.
Das äußerst filigrane Glasgerät aus Pier unterscheidet sich durch die zwiefach geknickte Saugröhre und die sehr dünne untere Röhre von einem Stechheber. Letzterer ermöglicht es, Flüssigkeit auch aus recht enghalsigen Gefäßen resp. Flaschen zu entnehmen. Den heutigen Weinbauern ist der Stechheber geläufig, mit dem die Winzer Proben aus den Fässern ziehen, um den Zustand des Weins zu prüfen.
Aber warum der doppelte Knick im Saugrohr? Sollte damit vielleicht verhindert werden, dass die angesaugte Flüssigkeit, unter Umständen aus Unachtsamkeit, bis in den Mund des Benutzers gelangt? Dann könnte man an Gesundheitsschädliches denken.

Der antike Saugheber aus Inden-Pier. Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn

Fund des Monats Dezember 2014
Amor mit Taube

Bereits beim Abziehen des Oberbodens zu Beginn der archäologischen Ausgrabung des Hauptgebäudes eines römischen Landgutes („villa rustica“) im Ortskern von Alt-Inden im gleichnamigen Tagebau fand das Grabungsteam diesen Amor, der auf das 2. bis 3. Jahrhundert datiert wird.
Ein achteckiger Sockel bildet die Grundlage für den auf einem Felsen sitzenden geflügelten Liebesgott. Dieser Sockel weist vier strahlenförmig angelegte Halterungen zur Befestigung an einem Reisewagen auf. Amor hält in seiner linken Hand eine Taube, der er mit der rechten Hand etwas zeigen oder geben möchte.
Vögel wie auch Hasen waren in der Antike Geschenke an die oder den Liebsten.

Figur des Liebesgottes Amor mit Taube in der Hand
Foto: Jürgen Vogel, LVR-LMB

> Fund d. M. 2013

> Fund d. M. 2014

> Fund d. M. 2015

Historischer Verein Wegberg e.V. - 23.10.2016 - letzte Änderung: 29.08.2017

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