Pressebericht über die Aktivitäten der Mundart-Gruppe - Historischer Verein Wegberg

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Aktivitäten


Pressebericht RP ONLINE 01.08.2007

Wegberg
„Pettisch Karls“ Erbe
VON MARIO EMONDS - zuletzt aktualisiert: 01.08.2007

Wegberg (RPO). „Platt ist viel kräftiger und anschaulicher, reicher an Bildern und Vergleichen“, findet der Beecker Karl Bertrams. Er befürchtet aber: „Platt wird aussterben.“

Als der Beecker Karl Bertrams 1946 bei der Gemeindeverwaltung („op dat Amt en Berk“) als Lehrling anfing, da war nicht nur unter den Kollegen die Umgangssprache das Plattdeutsche. Denn für Verwaltungschef Karl Peters, „Pettisch Karl“ genannt, war es völlig undenkbar, einem Bittsteller im Amt, der sein Anliegen auf Platt vortrug, auf Hochdeutsch zu antworten. „Indem er selbst Platt sprach, hat er vielen die Schwellenangst vor dem Amt genommen“, sagt Bertrams voller Anerkennung.

Gewissermaßen „Pettisch Karls“ Erbe hat Bertrams angetreten, denn der heute 77-Jährige ist selbst ein leidenschaftlicher Mundart-Verfechter. „Platt ist meine Muttersprache. In der Schule musste ich Hochdeutsch lernen – mit Streifen“, schmunzelt er. Kein „reinrassiges“ Hochdeutsch also. Mit seiner Frau spricht Bertrams überwiegend Platt – und bedauert sehr, dass seine beiden Enkelkinder dies nicht mehr beherrschen: „Das tut mir schon in der Seele weh.“ Generell beurteilt er die Zukunft seiner Muttersprache pessimistisch: „Ich befürchte, dass Platt ausstirbt. Die Jüngeren lernen es nicht mehr.“

INFO

Die „Klängerschtu’ef“

Karl Bertrams ist Leiter der
Erzählstube „Klängerschtu’ef“
des Historischen Vereins
Wegberg.
Wann? Jeden zweiten
Donnerstag im Monat wird ab
19.30 Uhr „jeklängert, op Platt!“
Besucher sind willkommen.
Wo? Begegnungszentrum an der
Beecker Straße 81.
Termine: 9. August, 13.
September, 11. Oktober, 8.
November und 13. Dezember.

Flüchtlingszeit als Einschnitt

Wie schon für den Lövenicher Theo Schläger hat auch für Bertrams der Niedergang des Platt mit dem Zuzug der Heimatvertriebenen nach dem Krieg begonnen: „Flüchtlinge
aus Pommern, Schlesien und Ostpreußen kamen in unsere Gemeinde – und eben auch zur Verwaltung. Mit denen musste man Hochdeutsch reden. In der Folge wurde die Mundart immer weiter zurückgedrängt.“ Er selbst hat versucht, gegenzusteuern – gerade auch bei der Jugend. „In Viersen gibt es in den Schulen Wettbewerbe im Platt,

das habe ich auch hier probiert einzuführen. Es gab freilich keine nennenswerte Resonanz.“ Dabei habe Platt so viele Vorteile gegenüber der Standardsprache: „Das ist viel klarer und einfacher im Ausdruck, es liebt kleine Sätze und meidet schwerfällige Konstruktionen. Platt ist viel kräftiger und anschaulicher, reicher an Bildern und Vergleichen. Dabei ist es deftig-geradeaus, auch gröber, gerne doppeldeutig, aber nie ordinär oder verletzend.“


Mit freilich feinen Unterschieden von Ort zu Ort. So sagen die Beecker für Straße „Schtroot“, während es in Wegberg „Schtru’at“ heißt. Die Ursache liegt für Bertrams in der Geschichte: „Wegberg gehörte früher zum Herzogtum Geldern, Beeck zum Herzogtum Jülich.“ Dozieren möchte Bertrams über Platt aber nicht. „Die RP hat mich ja mal Plattkallprofessor tituliert, doch diese Bezeichnung mag ich überhaupt nicht. Ich bin doch ein ganz normaler Mensch, der nichts Weltbewegendes geleistet hat.“


Auch für Wegberg gibt es ein Mundartlexikon, die „Nokixeleien“. Verfasst
hat es Karl Peters. Herausgeber ist der Heimatverein Beeck.

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